Re: Wiki-Ergänzung zum Thema Bremswerte + BKR


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Geschrieben von Tiemo am 07. November 2016 23:56:33:

Als Antwort auf: Re: Wiki-Ergänzung zum Thema Bremswerte + BKR geschrieben von Chris am 07. November 2016 21:00:31:

Hallo Chris!

Blockieren können sowohl die Vorderachse als auch die Hinterachse natürlich trotzdem, und zwar auch mit der Betriebsbremse, nicht nur mit der Feststellbremse.

Das kann nach meinem Verständnis der Arbeitsweise des BKR (pauschale Druckbegrenzung am hinteren Bremskreis in Abhängigkeit der Einfederung hinten) nur auftreten, wenn die Bodenhaftung so schlecht ist, dass der BKR nicht mehr funktioniert wie gedacht.
Wenn der Bremsdruck vom HBZ steigt, bremsen sowohl Vorder- als auch Hinterachse zunächst ohne Begrenzung. Es findet dynamische Achslastverlagerung nach vorne statt, die Hinterachse wird entlastet. Dann kommt der Punkt, an dem die Entlastung der Hinterachse den BKR so weit "herunter" dreht, dass er "dicht" macht. Da darf die Hinterachse aber noch nicht blockiert haben, sonst wäre der BKR ja sinnlos. Bei weiter steigendem Bremsdruck des HBZ bremst die Vorderachse stärker, die Hinterachse wird weiter entlastet, so dass der BKR weiterhin "dicht" bleibt und der hintere Bremsdruck konstant bleibt. Dann kommt der Punkt, an dem die Vorderachse blockiert. Bis zu diesem Punkt darf der BKR definitionsgemäß die Hinterachse nicht blockieren lassen, muss also von vornherein so früh "dicht" gemacht haben, dass der Bremsdruck auch bei der jetzigen Entlastung der Hinterachse bei blockierender Vorderachse nicht blockiert. Steigt der Druck am HBZ jetzt noch weiter, passiert nichts mehr: Die Vorderachse ist bereits blockiert, die Hinterachse vom System abgeriegelt. Auch eine weitere Achslastverlagerung findet nicht mehr statt, wenn man von dem kleinen Rückgang der Reibwerte beim Übergang ins Gleiten an der Vorderachse mal absieht, die aber bestimmt nicht bis an den Punkt reicht, an dem der BKR ursprünglich "dicht" gemacht hatte. Ich kann nicht erkennen, wie die Hinterachse da noch blockieren soll, außer, der Untergrund verschlechtert sich plötzlich.

Früher dachte ich auch immer wegen der Bezeichnung "Bremsdruckregler" und weil er einen Anschluss für den vorderen Bremskreis hat, dass der BKR den Druck an den Hinterbremsen in Abhängigkeit von Einfederung UND Druck am HBZ in einem Verhältnis regelt, aber er begrenzt einfach nur in Abhängigkeit zur Einfederung.

LTs ohne ABS kannst du bei wirklich fitten Bremsen ja auch zum Blockieren bringen, auch auf trockener Straße.

Das geht mit meinen LTs, aber es blockiert dabei niemals die Hinterachse, es sei denn, ich helfe mit der Handbremse heftig nach (wobei ich mir einmal die Druckstangen in den Trommeln verbogen habe...).

Auf dem Bremsenprüfstand beim TÜV blockieren die Räder auch nicht wirklich. Die Blockiergrenze ist ein rein rechnerischer Wert, der sich aus der tatsächlichen Achslast und einem pauschalen Straßenreibwert ergibt. Der Prüfstand kann Achlast und Bremsmoment bzw. Bremskraft messen. Dann kann man über den pauschalen Reibwert entweder das Überschreiten der Blockiergrenze zu Fuß ausrechnen, oder der Prüfstand berechnet das. Jedenfalls landet dann normalerweise unter den Bremsenwerten noch der Hinweis "Blockiergrenze erreicht" im Prüfbericht.

Das wusste ich nicht, ich dachte immer, diese Anmerkung steht drin, wenn die Achse bei heftigem Bremsen aus dem Rollenprüfstand springt.

Der TÜV prüft ja normalerweise auch nicht die korrekte Bremskraftverteilung, sprich die Einstellung des BKR. Die prüfen nur die maximale Bremskraft pro Achse, kucken auf die Rechts-Links-Verteilung, und auf die Summenbremskraft bezogen aufs Fahrzeuggewicht.

In den neueren Prüfunterlagen steht für die Prüfer extra noch mal drin, dass die Bremswerte bei Fahrzeugen mit BKR in Verbindung mit dem Ladezustand zu sehen sind und ggf. eine Ladung auf die Hinterachse aufgebracht werden muss, um korrekte Ergebnisse zu erzielen. Weiß aber anscheinend dennoch nicht jeder...

Gruß,
Tiemo



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