Re: Wiki-Ergänzung zum Thema Bremswerte + BKR


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Geschrieben von Chris am 13. November 2016 11:01:54:

Als Antwort auf: Re: Wiki-Ergänzung zum Thema Bremswerte + BKR geschrieben von Tiemo am 07. November 2016 23:56:33:

Servus Tiemo,

Blockieren können sowohl die Vorderachse als auch die Hinterachse natürlich trotzdem, und zwar auch mit der Betriebsbremse, nicht nur mit der Feststellbremse.
Das kann nach meinem Verständnis der Arbeitsweise des BKR (pauschale Druckbegrenzung am hinteren Bremskreis in Abhängigkeit der Einfederung hinten) nur auftreten, wenn die Bodenhaftung so schlecht ist, dass der BKR nicht mehr funktioniert wie gedacht.
Wenn der Bremsdruck vom HBZ steigt, bremsen sowohl Vorder- als auch Hinterachse zunächst ohne Begrenzung. Es findet dynamische Achslastverlagerung nach vorne statt, die Hinterachse wird entlastet. Dann kommt der Punkt, an dem die Entlastung der Hinterachse den BKR so weit "herunter" dreht, dass er "dicht" macht. Da darf die Hinterachse aber noch nicht blockiert haben, sonst wäre der BKR ja sinnlos. Bei weiter steigendem Bremsdruck des HBZ bremst die Vorderachse stärker, die Hinterachse wird weiter entlastet, so dass der BKR weiterhin "dicht" bleibt und der hintere Bremsdruck konstant bleibt. Dann kommt der Punkt, an dem die Vorderachse blockiert. Bis zu diesem Punkt darf der BKR definitionsgemäß die Hinterachse nicht blockieren lassen, muss also von vornherein so früh "dicht" gemacht haben, dass der Bremsdruck auch bei der jetzigen Entlastung der Hinterachse bei blockierender Vorderachse nicht blockiert. Steigt der Druck am HBZ jetzt noch weiter, passiert nichts mehr: Die Vorderachse ist bereits blockiert, die Hinterachse vom System abgeriegelt. Auch eine weitere Achslastverlagerung findet nicht mehr statt, wenn man von dem kleinen Rückgang der Reibwerte beim Übergang ins Gleiten an der Vorderachse mal absieht, die aber bestimmt nicht bis an den Punkt reicht, an dem der BKR ursprünglich "dicht" gemacht hatte. Ich kann nicht erkennen, wie die Hinterachse da noch blockieren soll, außer, der Untergrund verschlechtert sich plötzlich.
Früher dachte ich auch immer wegen der Bezeichnung "Bremsdruckregler" und weil er einen Anschluss für den vorderen Bremskreis hat, dass der BKR den Druck an den Hinterbremsen in Abhängigkeit von Einfederung UND Druck am HBZ in einem Verhältnis regelt, aber er begrenzt einfach nur in Abhängigkeit zur Einfederung.

Ich habe mich da noch mal schlau gemacht, weil mich das doch genauer interessiert hat. Was ich gefunden habe ist, daß ein Lastabhängiger Bremsdruckregler abhängig von der Hinterachslast (mechanische Kopplung) das Bremsdruckverhältnis zwischen Vorder- und Hinterachse einstellt (hydraulische Kopplung über Steuerleitung vom vorderen Bremskreis). Es stellt sich also ein Druckverhältnis zwischen Vorder- und Hinterachsbremskraft ein und folgt einer bauartbedingten Druckverhältniskurve. Abhängig von der Einfederung ergibt sich jeweils eine andere Kurve der Druckverhältnisse. Die Hinterachsbremskraft wird aber nie null, der Regler macht niemals "zu", das kann er nicht. Damit es es wiederum durchaus möglich, daß die Hinterachse mit der Betriebsbremse blockiert - vorausgesetzt, bei richtiger Einstellung des BKR blockiert bereits schon die Vorderachse.
Im Wiki stehen ja die Regelkurven zum Bkr und der Regelbereich, da sieht man ja die Abhängigkeiten. Daß die Hebelkraft nicht null wird, dafür sollte allein schon die Vorspannung der Einstellfeder sorgen. Außerdem ist das ein Sicherheitsfeature, daß bei Bruch oder Verlust der Feder die Hinterachse nicht komplett ohne Bremsdruck bleibt.

Gruß Chris



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