Re: Sikaflex 515 vs 521UV vs 222i-UV
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Geschrieben von Tiemo am 12. Mai 2015 09:37:56:
Als Antwort auf: Re: Sikaflex 515 vs 521UV vs 222i-UV geschrieben von Marcel(NL) am 11. Mai 2015 23:49:36:
Hallo Marcel!
Ich denke hier gibt es das berühmte „kip en ij probleem „ (Haenchen & Ei)…wer war zuerst.
Ein starker Leim macht Risse und lässt früher oder später Wasser durch…ein Sachter Elastomer dichtet gut ab, wird aber durch Spannung (Temperatur, Vibration, …) aus der „Form“ gedrückt und hat eben nicht die Kraft. Hierzu will ich zum wiederholten Mal bemerken, dass die Butylmasse of fälschlich als Elastomer beschrieben wird. DAS IST SIE NICHT! Die Butylmasse ist eher eine Flüssigkeit, mit besonderen Parametern. SIE HÄRTET NICHT AUS, sondern bleibt "elastoplastisch".
Die Parameter sind so gewählt, dass die Masse erst bei einer bestimmten Scherwirkung fließt (sog. Bingham-Körper) und unterhalb dieser Beanspruchung elastisch, also federnd, reagiert.
Durch diese Kombination wird erreicht, dass man die Fuge auch nach Jahren wieder auseinander bekommt, aber dennoch immer ein geringer Restanteil statischer mechanischer Spannung vorhanden ist, der, zusammen mit der Klebewirkung, die Abdichtung bewirkt.
Wissenschaftliche Frage: Wie nun die beiden Vorteile am besten mit einander zu kombinieren? Daraus ergibt sich: Besteht an einer Fuge Bedarf zur Fixierung, kann Butyl das nicht leisten. Unter Last fließt es, bis die Fuge auf ist. Wird die Fuge aber durch andere Fügemaßnahmen, wie Verschraubung, Formschluss etc., mechanisch gehalten, kann man mit dem Butyl prima abdichten. Sollte man einmal demontieren müssen, ist das dann kein Problem, weil das Butyl immer noch elastoplastisch sein wird.
Fehlt eine mechanische Fixierung und die Fuge muss geklebt werden, dann muss man eine Klebe/Dichtmasse verwenden. Hier verwende ich nur noch Massen auf MS-Polymer-Basis, der "modernen" Variante des Silikons, da mir die älteren Systeme, zB. auf PU-Basis, im Laufe der Zeit zu spröde und damit undicht werden.
In deinem Fall, also große Dehnungen zwischen Rahmen und Grundmaterial müssen ausgeglichen werden, ist rein technisch die Option Butyl außen, Kleber innen besser, weil damit automatisch die auszugleichenden Relativbewegungen für den Kleber kleiner werden. In solchen Fällen ist auch zu beachten, dass die Klebefuge eine gewisse Stärke haben muss, damit der Kleber mit seinen zB. 8% Dehnbarkeit "arbeiten" kann: Drückt man die Fuge auf "0" zusammen, dann sind 8% von "0" ebenfalls "0" und der beste Kleber der Welt kann dann nichts ausgleichen. Butyl dagegen gleicht, mit Ausnahme von breiter werdenden Spalten, alles aus, denn es fließt.
Gegen "Butyl außen" spricht, dass das Zeugs klebt wie Hulle, und zwar dauerhaft, es härtet ja nicht. So verteilt es sich dann "per Diffusion" in deinem ganzen Universum, indem immer wieder Sachen dran kleben bleiben und es mitnehmen. Man muss es also gut verstecken.
Zu Deiner Geschichte mit Owatrol und Brantho, kann ich Dir wissenschaftlich etwas ganz anderes erzaehlen….hier sollte man EisenOxid in einen thermodynamischeren tieferen Energiezustand bringen. Chemische Reaktionen sind hier ausschlaggebend, welche Owatrol und Brantho nicht tun….beides sind Epoxy basierte Versiegler. Verstehe mich nicht falsch… Owatrol ist wirklich gut, aber es schliesst den Rost nur ein und macht eine Epoxy-Schicht….das Zauberwort hier ist Fertan…schau mal nach meinen anderen Beitraegen.. Hierzu möchte ich bemerken, dass es ziemlich egal ist, auf welche Weise man "Rost" inaktiviert: Ob man ihn chemisch umwandelt (Fertan) oder luft- und wasserdicht einschließt (Owatrol, Brantho bei sehr leichtem Befall). Es funktioniert beides, wenn der Abschluss 100% ist. Es versagt beides, wenn weiter Luft und vor allem Wasser an die blanke Metallfläche kommen. Das ist der Fall, wenn zu grober Rost verhindert, dass das Fertan bis zur metallischen Oberfläche durchdringt. Owatrol als Öl kann das schon besser. Fertan muss nach Anwendung abgespült werden, was bei Hohlräumen und Falzen nahezu unmöglich ist.
Das sind halt die klassischen Anwendungsgebiete von Owatrol, das als Öl gute Kriechwirkung hat. Owatrol ist kein Epoxydharz, sondern ein Leinölfirnis mit Verdünnungslösemittel. Es umschließt die Partikel und härtet netzartig aus, indem die ungesättigten Bindungen des Leinöls in den Fettsäuren aufbrechen und mit Luftsauerstoff untereinander Brücken bilden, es "verharzt".
Thermodynamisch hat leider das blanke Stahlblech die höchste Energie, dabei ist es relativ egal, ob gegenüber Fe3+ oder Fe2+ Verbindungen (die in Rost beide vorkommen, zusammen mit Kristallwasser und weiteren Elementen, Rost ist ein heterogenes Stoffgemisch).
Das blanke Blech wollen wir schützen und nicht in niedrigenergetischere Ionen umwandeln! FeO als Fe2+-Verbindung, das typische schwarze Eisenoxid, besitzt zwar eine geschlossene Oberfläche und damit passivierende Wirkung gegen den Luftsauerstoff, die aber leider in Verbindung mit Feuchtigkeit und der dann in Verbindung mit gelösten CO2 entstehenden Kohlensäure nicht stark genug ist, so dass nasser Stahl an Luft rostet. Fertan bringt da eine bessere Fe2+-haltige Schicht, indem sich unlösliche Komplexsalze bilden, aber das kann normaler Lack auch, indem er das Metall luftdicht abdeckt.
Von daher hält sich meine Begeisterung gegenüber Fertan in Grenzen.Fertan ist höchstens was für die große, gut zugängliche Fläche.
Auch das Brantho Korrux (3-in-1, aber auch der Robustlack und das Nitrofest) ist kein Epoxydharz, sondern ein Polyester-Lack. Es bleibt ziemlich elastisch, kann auch unter Last mal plastifizieren (fließen) und hat keine besonders große Härte wie zB. Acryllack (organisches Glas) oder Epoxy (3-D-vernetzt). Diese reißen, wenn man die Streckgrenze erreicht hat, der Polyesterlack fließt dann.
So ist Brantho an der Oberfläche nicht so resistent gegen Kratzer, springt aber auch nicht bis auf das Grundmaterial weg bei Überlastung, so dass der Rostschutz weitgehend erhalten bleibt, auch, wenn die Oberfläche schneller nicht mehr ansehnlich ist. Gut geeignet für Funktionsteile und unter dem LT.
Leider anfällig gegen Lösemittel, dazu gehört auch Kraftstoff.Gruß,
Tiemo
- Re: Sikaflex 515 vs 521UV vs 222i-UV Marcel(NL) 12.05.2015 20:02 (0)
- Re: Sikaflex 515 vs 521UV vs 222i-UV Ingolf aus Berlin 12.05.2015 11:25 (3)
- Re: Sikaflex 515 vs 521UV vs 222i-UV Marcel(NL) 12.05.2015 19:36 (2)
- Re: Sikaflex 515 vs 521UV vs 222i-UV Chris 13.05.2015 19:29 (0)
- an alle AUSSER Volker WND!!! Marcel(NL) 12.05.2015 20:20 (0)
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