Reifen, Standschaden

Von einem Standschaden beim Reifen spricht man, wenn er über längere Zeit auf gleicher Stelle steht. Diese „Punktbelastung“ führt zu einer gewissen Materialermüdung in diesem Bereich und sich später durch „Beulenbildung/Laufflächenablösung“ bemerkbar macht.

Dies kann zu Reifenplatzern führen!


Das Problem, Reifen-Lauffläche abgelöst

Als Beispiel wird hier ein Reifen, Größe 205 / 14C, Traglast 1030 kg, der ca. 4 Jahre auf einem auf 3,4t aufgelastetem Karmann Distance Wide VORNE LINKS montiert war, gezeigt.

Fotos bitte anklicken

Er wurde mit 4 bar gefahren und im Winter mit einem Reifendruck mit 4,5 bar abgestellt. Der LT wurde in dieser Zeit(wie jedes Jahr) nicht bewegt, d. h., er blieb stehen, wie abgestellt.

Bemerkenswert ist auch, dass bereits nach 3 Jahren Laufzeit des Reifens, wegen unruhigem Lauf (auffälliges Ruckeln bei Teillast), die Kupplung gewechselt wurde; aber sie war es nicht. Im 4. Jahr zeigte sich dann der Laufflächenschaden.

Aus rechtlichen Gründen wird das Fabrikat nicht genannt.


ein Erklärungsversuch

Der Knackpunkt sind die langen Standzeiten, mit Erhöhung des Luftdrucks.

Es ist bekannt, dass der LT von Haus aus, von der Traglast der Vorderachse aus, etwas schwach ausgelegt ist. Die Auflastung bewirkt, dass der LT sich also immer im Grenzbereich befindet.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die Reifen vorne als erstes aufgeben. Luftdrücke über 4,5 bar vertragen unsere Reifen nicht. Auf jedem Reifen steht sogar drauf, wie hoch der Luftdruck maximal sein darf (max 4,5 bar, bei kaltem Reifen). Hält man sich nicht daran, kann es zu Ablösungen der Laufsohle kommen.

Steht der LT in der Winterpause länger auf einer Stelle, wird der Reifen unrund. Er hat dann einen Höhenschlag. Mit dieser Unwucht fährt man dann los, ohne den Reifen neu auswuchten zu lassen. Und so kommt man in diese gefährliche Situation, „Reifenplatzer“.


Diagnose

Dieses anfängliche „Rumpeln, Ruckeln, Zittern der Lenkung“ bei einem defekten Reifen ist schwierig festzustellen und führt oftmals zu falschen Diagnosen, wie z.B.,

-Fehler in der Achsgeometrie,

-defekte Stoßdämpfer,

-defekte Federn,

-defekte Motorlager.

Um dies auszuschließen, sollte man zunächst feststellen,

-sind die Radmuttern fest angezogen(besonders nach Radwechsel)?

-ist der Verursacher nicht ein Kardanwellendefekt(nur Spiel prüfen)?

Dann sollte man sich fragen,

-steht der LT längere Zeit(z. B. im Winter) unbewegt an einer Stelle?

-sind die Reifen lange Zeit der UV-Strahlung ausgesetzt?

-waren ggf. die Reifen/Räder richtig gelagert?

-DOT und Tragfähigkeitsangaben am Reifen entsprechen den LT-Anforderungen?

-Zustand des Reifens auf Beschädigungen und „Altersrisse“ , keine Beanstandung?

-bei welcher Geschwindigkeit tritt das Symptom?

-hat das Rad einen sichtbaren Höhenschlag (verdächtiges Rad anheben und drehen)? Ist das so nichts feststellbar, dann das Rad mit einem anderen wechseln und fahren, ob sich eine Änderung ergibt.

Erst danach sollte man an andere „Wahrscheinlichkeiten“ denken.


Reifenreparatur

Dort gibt es weitere Informationen, wobei beide "Systeme" beschrieben werden. Reparaturmöglichkeit ist auf die LAUFFLÄCHE beschränkt und unzulässig im Seitenteilbereich. Der LT wird bei Kontrolle sofort stillgelegt; 250 € + Verwaltungsgebühren + Taxi mindestens.


Eine Antwort dazu

Pauschal verboten ist es meines Wissens nicht, aber man darf nicht vergessen, dass der gewerbliche Reifenhändler die Garantie für seine Arbeit übernehmen muss. So eine Reparatur geht sicher 100 Mal gut, und wenn beim 101sten Kunden ein Reifen platzt und der sich samt Familie damit um einen Baum wickelt, dann kann das ein gewaltiges Nachspiel haben.

Begründung

Und es gibt durchaus auch einen fachlichen Grund, je nach Umständen diese Reparatur nicht durchzuführen:

Die Reifen haben heute alle einen Stahlgürtel. Da sich Gummi aber beim Vulkanisieren nicht richtig mit dem Stahl verbindet, wird auf den Stahl eine hauchdünne Messingschicht galvanisiert. Das Messing verbindet sich metallisch mit dem Stahl und das Gummi haftet hervorragend auf dem Messing. Dringt jetzt aber ein Fremdkörper in den Reifen ein, wird das Stahlgewebe an dieser Stelle beschädigt mitsamt der Messingbeschichtung.

Die Folge ist, dass beim Walken des Reifens Feuchtigkeit eindringen kann und das Stahlgewebe anfängt, zu korrodieren. Das ist natürlich ein langsamer Prozess, aber wenn man jahrelang damit rumfährt, schreitet die Korrosion voran. An dem korrodierenden Stahlgewebe löst sich irgendwann die Beschichtung samt Gummi.

Die Folge kann sein, dass sich Teile der Laufdecke vom Stahlgürtel lösen und abreißen können, was dazu führen kann, daß es den Reifen bei voller Fahrt zerfetzt. Wenn du deine Reifen regelmäßig mal durchschaust und einen „frischen“ Nagel darin entdeckst, spricht nichts gegen eine solche Reparatur. Wenn du aber z.B. der Reifenhändler bist und gar nicht weißt, wie viele Jahre der Kunde schon mit dem gammeligen Nagel im Reifen rum fährt, wirst du dir gut überlegen, ob du dieses Risiko eingehst, für dich und den Kunden. Wie schon geschrieben, hat das auch was mit westeuropäischen Ansprüchen und Standards zu tun.

Ein Bulgarischer Reifenfuzzi muss sich aber vermutlich auch keine Gedanken drüber machen, dass ihn ein anderer Autofahrer verklagt, wenn er dem die 20 Jahre alten Reifen schon zum 20sten Mal auf diese Weise flickt und dann doch mal einer platzt. (Auszugsweise aus Forumsbeitrag geschrieben von Chris am 14. Februar 2022 20:15:12:)


Vermeidung von Standschaden

Dazu sollte der „Langzeit-geparkte LT „

-regelmäßig in seinen Reifenpositionen zum Untergrund leicht verändert werden(ca. ¼ U); aufgebockt(nicht zwingend notwendig) geht das natürlich leicht. UV-Schutz wäre auch gut.

-ist dies aus räumlichen Gründen nicht möglich, sollte man sich alte Gurken auf Felgen zu zulegen und die guten Reifen Trocken und Warm in der Winterpause einlagern. (ltpit, 30. Juli 2015 05:16:44)


gerald 06:28, 01 August 2015 UTC



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