Re: Dröhnen bei 80km/h - Kardanwelle, Mittellager, Differential?


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Geschrieben von Tiemo am 29. Oktober 2021 00:03:25:

Als Antwort auf: Re: Dröhnen bei 80km/h - Kardanwelle, Mittellager, Differential? geschrieben von jpebert am 28. Oktober 2021 11:27:01:

Hallo nochmal!

Also, ganz so einfach ist es nun doch nicht, vor allem, wenn man keine Erfahrung damit hat. Ich schätze das als eine der schwereren Reparaturen ein, mit der man sich ohne Ausbildung im mechanischen Bereich sicher schwer tut bzw. versagt.
Du als jahrelanger Hardcore-Autoschrauber bist da sicher nicht vergleichbar mit vielen LT-Fahrern, die aus gutem Grund für tiefgreifende Dinge eine Werkstatt oder einen Spezialisten aufsuchen.
Ich schätze mal, der durchschnittliche LT-Fahrer (Fahrer, ja, nicht die Leute, die mehr Zeit unter dem Fahrzeug als darinnen verbringen) hat noch nie eine Kardanwelle überholt, die meisten haben wahrscheinlich sogar noch ihre Originalausstattung eingebaut.

Normaler großer Schraubstock hat bisher immer geklappt. Eine Werkstattpresse ist natürlich die sichere Nummer. Aber ein stabiler U-Traggelenkausdrücker tut es für das Ein- und Auspressen ebenfalls.

Es ist die Frage, was ein "normal großer Schraubstock" ist. Mancher empfindet einen Schraubstock mit 80mm Backenbreite schon als groß, wenn er zB. im Bereich der Elektrik normalerweise mit wesentlich kleineren Exemplaren zu tun hat. Viele Schraubstöcke lassen sich garnicht so weit aufdrehen, dass man die Gelenkgabeln plus Lagertopf plus Druckstück überhaupt erst einspannen kann. Die kleineren Schraubstöcke, die sich so weit öffnen lassen, reichen immer noch nicht von der Festigkeit der Gussteile und Belastbarkeit der Spindel. Es muss da schon ein gestandener Werkstatt-Schraubstock der 16kg-Klasse her, wenn man sicher arbeiten will, und die bekommt man normalerweise schon nicht mehr im Baumarkt.

Außerdem halte ich ein Werkzeug mit parallel geführten Druckstücken für unabdingbar. Ich sehe schon den Abdrücker mit dem eingespannten Lagertopf herumeiern und das Ganze sich so verkanten, dass nach der Aktion der Lagertopf deformiert ist, oder das Ganze beim Anspannen dann plötzlich abrutschen und durch die Kante fliegen - selbst, wenn sich dabei niemand verletzt, sind danach garantiert die Gummimanschetten im Eimer...

Auch muss man zuerst mal das alte Teil auspressen, dafür hat Peter früher schon einmal das Entfernen der Prägungen mit Hilfe eines Dremels vorgeschlagen. Aufgrund der unvermeidlichen Reste der Prägung, des jahrelangen Passungsrosts (außer bei den alten Opels, da verhindert der Kleber diesen...) und der Tatsache, dass man hier gleich zwei Lagertöpfe gleichzeitig bewegen muss, geht das nochmals eine Stufe schwerer als das Einpressen neuer Kreuzgelenke in eine frisch gereinigte und gut vorbereitete Gabel.

Selbstverständlich ist es wichtig, das Kreuzgelenk exakt zu positionieren und die Lagerschalen gegen Herausrutschen zu sichern. Welche Bedenken Peter hat, es gibt da mehrere Möglichkeiten, um die Lagerschalen wieder zu sichern, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht.

Ich habe ja einen Vorschlag gemacht, was würdest du denn konkret tun? Welche Erfahrung hast du damit? Eine sich zerlegende Kardanwelle ist eine echte Gefahr, sie durchschlägt mit spielerischer Eleganz das Bodenblech und bricht den Getriebehals ab. Beim Punkt "Sicherung" sollte man schon sorgfältig und verantwortungsbewusst vorgehen.

So ein Kreuzgelenktausch ist sehr viel einfacher, als die meisten es sich vorstellen. Gemessen am Arbeitsaufwand und Materialpreis im Vergleich zu den Reparaturpreisen oder Neuteil, lohnt es sich auf alle Fälle hier selber Hand anzulegen.
Vorraussetzung ist natürlich, dass das Kreuzgelenk nicht bereits den Sitz der Lagerschalen beschädigt hat.

Vor allem ist hier Voraussetzung, dass man sehr genau weiß, was man tut und sein Handwerk beherrscht.
Ich war mal mit einer selbst instandgesetzten Welle bei einer bekannten, hier im Forum auch empfohlenen Spezialfirma für Kardanwellen, um sie wuchten zu lassen. Das war telefonisch auch eigentlich so vereinbart. Vor Ort hat man sich dann plötzlich nicht mehr getraut, aus Angst um die Mitarbeiter, falls die Welle sich beim Wuchten zerlegen sollte. Das ist also nicht ohne (Die Welle fuhr seitdem halt ungewuchtet ca. 150tkm in Europa herum)...

Anbei noch ein Bildchen, was passiert, wenn der Schraubstock nicht stark genug ist:

http://dev-0.dyndns.org/Material/Auto/LT-Kardanwelle/SDC17678_800x600.html

Gruß,
Tiemo



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