Kardanwellen 4x4

Die Kardanwellen übertragen die Drehbewegung und das Drehmoment des Motors über die Entfernung zum Verteilergetriebe und zu den Achsen. Durch die Kreuzgelenke an den Enden kann der Winkel und der Versatz von Ein- und Ausgangswellen an Getrieben und Achsen in gewissem Rahmen ausgeglichen werden. Durch zusätzliche Schiebestücke können auch Längenänderungen ausgeglichen werden, die beim Ein- und Ausfedern der Fahrzeugachsen entstehen.

Die Kardanwellen müssen regelmäßig gewartet werden, um vorzeitigen Verschleiß zu vermeiden. Dazu gehört das Abschmieren der Gelenkkreuze und der Schiebestücke. Überaltertes oder ausgewaschenes Fett sorgt für Lagerschäden in den Gelenken und kann im ungünstigsten Fall große Schäden an den Kardanwellen und an den Getrieben und Achsen verursachen. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten können die Kardangelenke beim 4×4 zerlegt und wieder montiert werden.

Reparatur / Austausch Gelenkkreuz

Ausbau

wird nachgereicht

Einbau

Bei gebrauchten Gelenkkreuzsätzen werden die Lager jedes einzeln für sich ordentlich gereinigt.

Anschließend werden die Rollen der Nadellager mit frischem Fett wieder in den Gelenktöpfen positioniert. Die Gelenkwellenhersteller empfehlen lithiumverseiftes Fett, ggf. mit Grafitanteil, wie es für Wälzlager üblich ist. Fett mit Molybdänsulfat, wie es für Gleichlaufgelenke gebräuchlich ist, wird nicht empfohlen. Bei neuen Gelenkkreuzen sind die Lagertöpfe mit den Rollen schon vorgeschmiert.

Die Blechkrägen am Gelenkkreuz, die als Staub- und Auswaschschutz dienen, dürfen nicht verbogen sein und an den Lagertöpfen schleifen oder zu große Spalte offen lassen.

Anschließend das Gelenkkreuz in die Gabel heben, erst anschließend von beiden Seiten die Gelenktöpfe einschieben. Bei Schmiernippeln auf die Einbaulage achten, sodaß diese in eingebautem Zustand gut zugänglich bleiben. Beim Einschieben der Töpfe darauf achten, daß die Rollen richtig sitzen und das Kreuz richtig in die Lagerrung rutscht. Den ersten Topf so weit einpressen, daß die Außenseite schon leicht in der Gabel versenkt ist. Dann gleich den Federring außen mit in die Bohrung setzen und mitsamt Federring den Gelenktopf nachdrücken. Wenn der Federring spürbar in seine Nut springt, sitzt der Gelenktopf weit genug drin.

Danach von der gegenüberliegenden Seite den Gelenktopf samt Federring auf die gleiche Weise einsetzen. Als Gegenlagerung dabei nicht den gegenüberliegenden Gelenktopf, sondern nur die Gabel außerhalb der Bohrung abstützen. So kann der gegenüberliegende Topf ggf. wieder ein Stück nach außen rutschen und liegt dann ohne Luft an seinem Federring an.

Die Gelenktöpfe sind auf Passung ausgelegt, d.h. es darf hinterher kein Axialspiel in den Lagern sein, sie sollen aber auch nicht unter Spannung stehen.

Beim Kauf von Ersatzgelenken vorher genau Maß nehmen, wie breit das Gelenkkreuz mit Lagertöpfen genau sein muss, um zwischen die Federringe zu passen. Die Abstufungen bewegen sich bei dieser Größenordnung im Bereich von zehntel Millimetern. Federringe, die nicht ordentlich in der Nut sitzen, kann man ggf. in radialer Richtung etwas nachklopfen. Wichtig ist, daß das Gelenkkreuz hinter her spielfrei dreht, aber auch nicht schwergängig ist.

Schmierungsproblem Zwischenwelle beim Sülzer 4x4

Leider war bei meinem Sülzer „Pfusch am Bau“ festzustellen. Die kurze Kardanwelle zwischen Schaltgetriebe und Verteilergetriebe besitzt zwar seitlich einen Schmiernippel, der beide Gelenke versorgen soll. Leider sind aber die beiden abgehenden Fettkanäle Sackgassen, denn sie stoßen nur seitlich an die Lagertöpfe. Es gibt grundsätzlich Lagertöpfe, die seitlich eine Bohrung haben, um Fett auf diesem Weg einpressen zu können, solche waren bei mir aber nicht verbaut. Außerden waren bei meinen Gelenkkreuzen keine Schmiernippel verbaut, die Bohrungen dafür aber offen gelassen, so daß eingepresstes Fett an dieser Stelle wieder ausgetreten wäre, anstatt sich in alle Lager zu drücken.

Die Folge davon war, daß vermutlich aufgrund überaltertem Fetts die Gelenkkreuze stark verschlissen sind:

Die Gelenkkreuze habe ich bei mir mit 26 x 69,7 mm ausgemessen (Topfdurchmesser x Breite mit Töpfen).

Ein passendes Kreuz wird im Katalog von GKN / Unikardan angeboten, allerdings hat sich der örtliche GKN-Service geweigert, mir Ersatzteile zu verkaufen. (dies wurde zzwischenzeitlich wiederholt im Forum bestätigt,wobei in der Zentrale/Kassel Neut-/Austauschteileangeboten werden; 27/01/2018, gr)

Die bessere Lösung(gr).

Ich habe dann über die Fa. Elbe in Köln Gelenkkreuze mit 26 x 69,8 mm bekommen, die Kölner haben da mal wieder mit dem gewohnt guten Service überzeugt. Wie sich herausgestellt hat, passen diese Gelenke, ohne zu klemmen. Die Kreuze haben die Schmiernippel seitlich außen, so daß sie in eingebautem Zustand jederzeit zugänglich sind. Bei Kreuzen mit Schmiernippel in der Mitte hätte man das Problem, daß die Nippel bei eingebauter Welle nicht für die Fettpresse zugänglich sind.
So sieht das Ganze dann hinterher aus:

Diese Lösung hält hoffentlich bei regelmäßigem Nachschmieren für den Rest des Fahrzeuglebens.


Chris 2013/12/08 12:25


zurück zu : Start , Reparaturtips

 
start/reparaturtips/kardan4x4.txt · Zuletzt geändert: 2018/01/28 16:26 von gr