Re: Kraftstoffpumpenrelais


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Geschrieben von Chris am 09. Juli 2020 11:38:10:

Als Antwort auf: Re: Kraftstoffpumpenrelais geschrieben von Chris am 07. Juli 2020 11:06:48:

Servus beinand',

hier mal die Rückmeldung zu dieser Pumpe. Da wir vor ein paar Monaten erst die Diskussion hatten, in wieweit Standschäden an Einspritzpumpen zu "beheben" sind mittels Laufenlassen, Additiven etc. und manche vielleicht ein falsches Bild davon haben, wie so eine Pumpe gefüllt mit "modernem" Panschediesel schon nach ein paar Monaten aussehen kann, scheint mir der Bericht ganz sinnvoll.

Nach acht Jahren Standzeit gefüllt mit Diesel ist nicht Verharzen dein Problem, sondern Rost. Alle blanken Stahlteile innerhalb der Pumpe fangen da an, zu korrodieren. Natürlich kann man versuchen, das mit Gewalt wieder zu lösen. Der Rost schleift sich dann schon ein bzw. wird durch die komplette Pumpe gejubelt.
Ich hatte schon beides: War die Pumpe noch korrekt mit Diesel gefüllt, waren ockerfarbene Verharzungen vorhanden, war dagegen auch noch Luft eingedrungen (ausgebaute Pumpe), war es schwarze Korrosion. Die Verharzungen lösen sich ganz gut mit Dieselverbesserer, insbesondere, wenn das System dann auch mal auf Betriebstemperatur kommt.
Verharzung tritt bei dem Alter immer auf. Schwarze Korrosion in der ESP kenne ich noch nicht. Gerade in den letzten Jahren aber braun-bröselige Korrosion, auch oder gerade bei Pumpen, die bis zum Anschlag mit Diesel gefüllt waren. Dazu braucht es keine acht Jahre, da reicht schon ein halbes. Das liegt einfach an dem gepanschten Diesel, der seit einigen Jahren verkauft wird. Was mir persönlich widerstrebt ist nicht das Additiv, sondern der Umstand, daß man das ggf. vorhandene Rostgebrösel gewaltsam löst und es sich durch die engen Passungen und über die polierten Oberflächen schleift, bis es die ESP und dahinter die Einspritzdüsen wieder "ausgeatmet" haben. Das wird sicher keinen kapitalen Schaden nach sich ziehen. Aber wenn nicht gerade akute Not besteht (z.B. Fahrzeug ist für unmittelbare Reparatur nicht zugänglich oder keinerlei Reparaturmöglichkeit vor Ort), kann und sollte man das doch vermeiden.

Nach Öffnen der Pumpe zeigte sich das erwartete Bild. Einige der Stahlteile innerhalb der Pumpe hatten braunen Rost angesetzt. An der Hubscheibe und den Laufrollen fand sich regelrechter Lochfraß. Das dort fehlende Material fand sich hals harte braune Krümmel als schwebender Dreck in der ESP. An Oberflächen, die nicht in direktem Kontakt zu anderen Teilen stehen, war der Rost angelagert und ließ sich mit den Fingern bzw. mit einer weichen Drahtbürste runderbröseln. Diesen Dreck möchte man nicht durch die empfindlicheren Teilen der Einspritzanlage durchjagen.
Die Flügel der Flügelzellenpumpe waren allesamt mit braunem Rostbelag im Treibrad festgeklemmt. Der Belag ließ sich leicht runterpolieren, hätte sich aber wohl kaum von alleine gelöst, so lange die Flügel klemmen und sich nicht innerhalb ihrer Nut bewegen. Ich denke nicht, daß das mit irgendeiner Kraftstoffmischung von alleine in Ordnung gekommen wäre.

Und weil wir das Thema auch hatten: Die Dichtungen der Pumpe waren keine 39 Jahre alt, da es sich um eine VW Austauschpumpe handelte. Der verbaute Dichtungstyp entsprach nicht dem Bosch Teilestand der letzten 15 Jahre, aber auch nicht dem originalen Auslieferteilestand bei VW bis Bj. 96. Also irgendwas dazwischen, so etwa 20 Jahre. Da ich, um zur Flügelzellenpumpe vorzudringen, sowieso fast die komplette Pumpe zerlegen musste, kamen natürlich trotzdem neue Dichtungen rein, die Materialkosten sind ja nicht so hoch. Die meisten Dichtungen waren noch ok, aber ein paar wenige wie z.B. die vom runden Verschlussdeckel des Hochdruckteils waren schon wieder rissig oder als Vierkantschnur verhärtet. Das hätte sicher noch ein paar Jahre gehalten, aber keiner weiß, wie viele.

So viel mal zum Thema Instandsetzung von Standschäden bei den Einspritzpumpen.

Gruß Chris



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