Re: Lt 4x4 Umrüstung
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Geschrieben von Chris am 27. Februar 2022 12:33:01:
Als Antwort auf: Lt 4x4 Umrüstung geschrieben von Küstenbasteler am 26. Februar 2022 21:42:06:
Servus Basteler,
das hängt ganz stark von deinen Bastelerfähigkeiten ab und von einem TÜV-Prüfer, der dir die Sache hinterher auch einträgt.
Als Basis brauchst du, wenn es ein Kastenwagen sein soll, einen LT40 oder 45. Dann ist die Frage, welche Achsen und welches Verteilergetriebe du verwenden willst.
Gleich mal vorneweg: Mit einfach nur Umschrauben ist es nicht getan. Die Achsen vom LT 4x4 bekommst du umgeschraubt, aber spätestens bei der Halterung des Verteilergetriebes musst du schneiden und schweißen am Rahmen, da sind schon wirklich Fachkenntnisse gefragt.
Die Längslänkeraufhängung vom LT 4x4 könntest du übernehmen, dann müsste man sie beim Spender raustrennen und beim neuen Einschweißen. Oder man nimmt statt der Längslenker eine Drehmomentstütze, die nur am Achsrohr befestigt wird und über eine Koppelstange mit dem Rahmen verbunden.Die Firma Sülzer hat genau solche Umbauten für VW gemacht, als es noch keinen Werks-4x4 von VW gab. Verbaut wurden Verteilergetriebe von NewProcessGear aus USA, die es je nach Kundenwunsch in verschiedenen Ausführungen gab, d.h. nur mit zuschaltbarem Allrad oder mit Permanentallrad und zuschaltbarer Mittelsperre. Die Achsen stammten damals von Dana (USA) und Hurth (Italien), stets mit zuschaltbaren Quersperren, die Dana-Achsen kann man sogar mit Freilaufnaben nachrüsten. Im Grunde wurde dazu immer die alte Federung und Aufhängung vom LT40/45 verwendet, aber es musste immer modifiziert werden: Einbau einer Drehmomentstütze vorne, Einbau des Verteilergetriebes mit handgefertigter Aufhängung an zusätzlichen Unterzügen, Anpassung der Bremsanlage, Vergrößerung der Radläufe wegen der 16"-Bereifung, Anpassung der Anbindung von Stoßdämpfern und Stabilisator.
Mit Geschick und handwerklichem Vermögen lässt sich so ein Umbau also machen, auch TÜV-konform. Der springende Punkt wurde aber auch in den anderen Beiträgen schon genannt - welche Komponenten verwendet man?
Die Hurth-Achsen vom Werks-4x4 haben einen Schwachpunkt bei der Einstellung der Differentiallager. Die Einstellmutter gibt mit der Zeit nach, das Lagerspiel vergrößert sich dadurch und man fährt sich sowohl die Lager als auch Triebling und Tellerrad kaputt. Die Reparatur ist teuer und es gibt nicht mal mehr eine handvoll Adressen, die das Instandsetzen und Einstellen dieser Achsen richtig beherrschen. Du wirst grundsätzlich keine orignalen LT 4x4-Achsen finden, die nicht diesen Schaden haben und erst mal grundsaniert werden müssen.
Der Vorschlag mit Achsen aus aktuellem US-amerikanischen Baukasten (z.B. Ford F-Serie) ist durchaus interessant. Zum Einen gibt es da ab Werk schon wesentlich bessere Bremsen, zum Anderen bekommt man die mitunter sogar mit Wunschbreite angepasst. Die Ersatzteilversorgung ist bestens und günstig.
Die Hurth-Achsen aus den etwa 90 Sülzer LTs, die gebaut wurden, sind robust und langlebig, aber kaum zu finden.
Ein Bekannter von mir macht gerade einen Umbau eines LT50 auf den Allrad-Antrieb vom Robur. Das lässt sich ganz gut anpassen, ist sehr robuste Technik aber auch sehr rustikal (z.B. wie beim Sülzer Trommelbremsen vorne und hinten). Die Ersatzteilversorgung dafür ist aber gar nicht schlecht.
Bei den Verteilergetrieben ist auch die Frage, was man nimmt. Für die originalen NPG-Getriebe bekommt man in den USA zumindest noch die Verschleißteile. Allerdings kann man ein amerikanisches NPG-Getriebe nicht einfach in den LT bauen, die Gelenkwellenflansche passen nicht und die Schiebemuffe am AUsgang des Getriebes kann man beim LT auch nicht brauchen. D.h. diese Getriebe müssen erst mal umgerüstet werden, oder man findet eins direkt aus dem LT. Ansonsten sind die NPG-Getriebe aber bei guter Pflege sehr robust, deshalb habe ich persönlich mich noch nie nach Alternativen umgesehen. Abraten würde ich jedenfalls von Permanentallrad-Getrieben mit Viskokupplung, z.B. NP219. Die Viskokupplungen verschleißen und sind eigentlich "wartungsfrei" Konstruiert. D.h. sie sind schwer zu zerlegen und man bekommt keine Ersatzteile.Die Preise für Werks-4x4 sind meiner Meinung nach völlig überzogen, das ist wirklich Liebhaberei. Bei Fahrzeugen in wirklich gutem Karosseriezustand und mit sorgfältig gewarteten bzw. instandgesetzten Achsen und Verteilergetriebe sind die Preise in sofern noch vertretbar, weil da hohe vierstellige Beträge allein schon in die Instandhaltung vom Fahrwerk geflossen sind. Nur findet man solche Fahrzeuge fast nie. Bei den meisten sind die Karossen schon große Baustellen wegen Rostbefall, und in 90% der Fälle sind die Achsen Schrott und müssen dringend saniert werden.
Der Selbstumbau ist also durchaus eine interessante Option, wenn man unbedingt am LT festhalten will. Ansonsten gibt es, wie schon gesagt wurde, von den Fahrzeugen her einfach modernere und bequemere Alternativen.Gruß Chris
- Re: Lt 4x4 Umrüstung Martin aus Pirna 27.02.2022 14:44 (1)
- Re: Lt 4x4 Umrüstung Chris 27.02.2022 18:25 (0)
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