Re: Entlüften


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Geschrieben von Mario am 21. März 2019 04:50:30:

Als Antwort auf: Re: Entlüften geschrieben von Christian Schulze am 20. März 2019 22:23:02:


Hallo Christian,

Schön geschriebene Lektüre zu Thermostaten. Einige Fragen die ich je dazu hatte sind nun mit einigem Hintergrundwissen beantwortet.

Danke

Mario

Hallo,
ich habe noch lange nicht so viele LT entlüftet wie Chris, aber vermutlich ebenso viele oder mehr andere Autos.
Da der TE ja vom Fach zu sein scheint und offensichtlich nichts wirklich falsch gemacht zu haben, hier mal ein paar allgemeine Anmerkungen: Thermostate sind öfter mal ab Werk mangelhaft. Gefühlt mindestens 10% die ich bisher verbaut habe. Der am wenigsten gravierende Mangel ist eine zu große Bypass-Öffnung (oder ein schlecht abdichtender Ventilteller). Jedenfalls äußert sich das durch spätes erreichen der Betriebstemperatur und/oder bei wenig Last und kühler Witterung gar nicht erreichen der Betriebstemperatur. Beim Test mit heißem Wasser sind diese Thermostate unauffällig.
Ebenso unauffällig wie der Wahler-Thermostat (eigentlich IMHO die beste Marke mit den bisher wenigsten Ausfällen, allerdings gehört Wahler nun ja zu Borg Warner) der hier auf meinem Schreibtisch zur Reklamation liegt. VW 1.9 TDI. Der öffnet wohl wie er soll, schliesst dann aber verzögert was zu einer zu niedrigen Betriebstemperatur geführt hat. Das Ersatzteil ebenfalls von Wahler funktioniert nun wie es soll.
Der dritte Mangel sind Thermostate die von Anfang an viel zu früh öffnen.
Gar nicht oder viel zu spät öffnende Thermostate (Neuteile) hatte ich noch nie.
Zum Heißwasser-Test: Der ist nur aussagekräftig, wenn man es schafft die Temperatur langsam zu erhöhen. Und eigentlich auch nur, wenn man ein intaktes Thermostat zum Vergleich hat. Bei vielen Thermostaten hapern erst die Feinheiten, die Grundfunktionen sind gegeben.
Ich entlüfte immer mal wieder Autos, bei denen ich vorher nicht weiß ob sie schwierig zu entlüften sind oder nicht. Daher fülle ich soweit möglich immer schon Wasser in (abgezogene) Schläuche. Teils auch mit kleinen Trichtern durch Entlüftungsschrauben oder wo sonst möglich (z.B. auch durch Sensoröffnungen). Das erleichtert und beschleunigten das Entlüften häufig. Ist also nie verkehrt.
Da ich bei meinem LT 50 DV (1987) gerade das Kühlsystem auf die Version ab 1991 (serienmäßig mit Umwälzpumpe, Anschlussstutzen im Kernlochstopfen am Block vorhanden) umrüste, habe ich die Kühlsysteme mal genauer studiert: Je nach Baujahr gibt es 1-3 Reduzierbohrungen. Mir sind Größen von 4,5 und 6 mm. im Kopf. Das eine befindet sich in dem angesprochenen "dünnen" Entlüftungsschlauch, das haben wohl alle LT ab 1983 inkl. DW. Vielleicht hat es sich zu gesetzt durch einen Brocken?
Evtl. hat der LT auch so Probleme zu entlüften, da die WaPu nicht ok ist. Es könnte sein, dass die WaPu im entlüfteten Zustand kaputt ging und noch funktionierte, aber es nun nicht schafft die Luft raus zu drücken.
Was auch bei einigen Autos hilft bzw. unerlässlich ist: Motor zwischen dem Entlüften mal kurz abstellen. Teils gluckert es dann ordentlich, was vorher nicht der Fall war trotz unterschiedlicher Motordrehzahlen.
Wenn man im Stand entlüftet, sollte das Fahrzeug auf einer ebenen Fläche stehen. Vermutlich ist ein in eine bestimmte (richtige) Richtung geneigtes Fahrzeug aber sogar von Vorteil, nur man muss die Richtung kennen. Lt. eines alteingesessenen Hamburger Kühlerdienstes sind bestimmte Autos (er nannte Audi 80/90 Typ 81 5-Zylinder) nur schräg stehend zu entlüften (allerdings habe ich es immer auch so geschafft).
Bei richtig schwierigen Fällen entlüfte ich auch per Wasserdruck. Also mit dem Gartenschlauch in abgezogene Schläuche zur Heizung gesteckt. Natürlich sollte dann erst hinterher Kühlmittelzusatz eingefüllt werden, und das Wasser sollte nicht kalt sein wegen der Gefahr das am heißen Motor etwas einen Riss bekommt.
Ich hatte auch schon Fälle, da steckten in nagelneuen Kühlern Fremdkörper wie Stücke Blech in den Seitenkästen.
Noch mal zum Thema WaPu mit halb lockerem Pumpenrad (kommt öfter mal vor, besonders bei Kunststoffrädern): Ein DW mit einem entlüfteten Kühlsystem und nur leidlich funktionierender WaPu könnte bei normalen Bedingungen relativ unauffällig laufen, so lange das Kühlsystem voll Wasser ist und es noch irgendwie zirkuliert. D.h. ein Fehler der WaPu könnte gerade in der kalten Jahreszeit längere Zeit unentdeckt geblieben sein.
Zum Thema Motor ohne Thermostat laufen lassen: Chris hat Recht, das Thermostat stützt den O-Ring, und erhöht außerdem den Anpressdruck durch seine eigene Materialstärke. Ich habe nie darüber nachgedacht. Aber es funktioniert irgendwie trotzdem ohne Thermostat. Ob es 100%ig dicht ist unter Druck weiß ich nicht. Ich habe es öfter zum spülen von Kühlsystemen bei meinen 5-Zylindern (Bauteile Motorblock im Thermostatbereich, Glocke und Thermostat identisch) gemacht. Evtl. den O-Ring ganz weg lassen, und den Thermostatdeckel für die Dauer des Testes ohne Thermostat mit einer nicht aushärtenden, pastösen Dichtmasse einsetzen. Hylomar ist eher zu dünn. Fluid D von Teroson wäre gut, ist aber schwierig zu entfernen. Villeicht das nicht aushärtende Curil, das so schön nach Honig riecht. Dann sollte es auf jeden Fall ein paar Tage dicht sein.
Gruß
Christian S.



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