Re: PÖL-Fraktion gefragt -


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Geschrieben von Uwe FDS am 07. April 2007 10:07:16:

Als Antwort auf: PÖL-Fraktion gefragt - geschrieben von Katharer am 07. April 2007 02:02:17:

Hallo Katharer,

>bezüglich überlegungen zum umbau würde ich gern auf eure erfahrungswerte zurückgreifen. technische voraussetzungen, spezifische teile, tüv /finanzamt (eintragung technische veränderung), betriebsstoffe (geht fischöl /tran?) etc. und ggf probleme.

Technische Vorraussetzungen: Glüh- und Einspritzanlage i.O., Kraftstoffsystem dicht und brauchbare Kompressionswerte. Hat der Motor mit Diesel Probleme, hast Du mit Pöl ähnliche Probleme, die sich nur wesentlich stärker auswirken. Da Pöl zähflüssiger ist als Diesel, sind dickere Kraftstoffleitungen oder Vorwärmung von Vorteil, am Besten beides. Zur Vorwärmung hat sich die Eckes-Kombi bewährt: Eine ehemaliger VW-Ölkühler, der mit einer Eckes-Hülse und einem Universal-Schraubfilter an einen Universalfilterhalter geschraubt wird. Der Vorteil ist, du hast die Wärme direkt am Filter und mit einem gebrauchten Eckes kostet die gesamte Kombi weniger als ein original DiFi bei VW. Bei den Düsen empfehle ich DN0SD297 (Düseneinsätze ca. 10,-- EUR / St.) mit 185 bar Öffnungsdruck. Und allgemien gilt ein etwas nach früh verlegter Förderbeginn als Vorteilhaft.

Finanzamt / Eintragung: normalerweise kein Thema, beim 2-Tank ist der Zweittank Eintragungspflichtig. Die Änderungen an den Leitungen müssen aber der StVZO entsprechen. Also geeignete Materialien, und keine Weichlötverbindungen. Elektrische Kraftstoffheizer brauchen ebenfalls eine TÜV-Abnahme.

Betriebsstoffe: Im Dieslemotor geht fast alles, was man durch die Düsen gedrückt bekommt und brennen kann. Also Frischpöl, Altpöl, Tran, Fett, Schmalz, und bei entsprechender Vorwärmung auch Kerzenstummel und ich würd sogar behaupten Kunststoffgranulat. Aber: wissen, was man tut! Reinesa Raps ist bis -18°C flüssig, egal ob kaltgepresst oder Raffinat. Soja kann bei +7°C stocken, ist chargenabhängig, Erdnuß bekommst Du bei der Temperatur wahrscheinlich nur noc haus dem Kanister gekratzt und Sonnenblume wird üblicherweise bei -5° gefiltert und so wintertauglich gemacht. Hast Du einen Kanister, auf dem Raps draufsteht, in dem aber Soja drin ist (kommt gar nicht so selten vor!) hast du bei 0° Probleme, ebenso mit Sonnenblume, wenn es nicht "winterized" ist. Dann sollte man bedenken, daß reines Pöl nicht schimmelt und sich auch in reinem Pöl kaum Keime ansiedeln. Wenn man anfängt zu mischen (Alc, Benzin, Biodiesel, Diesel, etc,) schafft man oft erst damit Lebendbedingungen für Keime, die dann Probleme verursachen. Für mich gab es von Anfang an nur 100% Pöl oder Fett, zwar auch den ältesten Schlonz, ich habe auch 2 Pumpencrashs und einen totalen Motorschaden hinter mir, bin aber von Diesepest und Ähnlichem ganz verschont geblieben. Und das Risiko für einen Pumpencrash dürfte bei altem Schlonz erheblich steigen!


Ein Problem ist die Energiesteuer: Für Pöl, welches die Vorraussetzungen erfüllt, sind derzeit die fiktive Quotensteuer fällig, das sind irgendwas von knapp über 2 Ct pro Liter. Nach gängiger Meinung wird das nur von Rapsöl erfüllt. Öle, die nicht als steuerbegünstigt anerkannt sind, werden mit der vollen Steuer von irgendwas um 45 Ct. belegt. Aber da die Vorschriften entsprechend schwammig formuliert sind, wird man die gängige Rechtsprechung abwarten müssen, ehe sich dann herausstellt, welche Öle wie zu versteuern sind.

technische Problem: Sehr wahrscheinlich werden dic hder Luftwatz plagen, sowie Leckagen an der ESP und auch mal eine weggeflogene Leckölleitung. Ein Pumpencrash kommt bei Diesel fast nie vor, ist beim Pöler aber Alltagsrisiko, was ihn auf jeder Fahrt begleitet. Das kann dann sogar bis zum Zahnriemenriß und totalem Motorschaden gehen. Und für den Altpöler ist ein Out-Schraubendicht ebenfalls Alltagserscheinung. Der erfahrene Altpöler hat entweder das passende Werkzeug oder eine zweite Outschraube an Bord.

Deswegen meine Empfehlung: Erst mal die Basics aneignen, über die Öle, und über den Motor. Dann umbauen und dann Tank leerfahren, 100% Raps rein und weiterfahren. Die Feinheiten wirst Du dann schnell lernen, wenn z.B. der Motor ncht so richtig starten will, weil die Glühzeit nicht reicht, dann kannst Du den Temperatursensor manipulieren, oder mittels nachgerüstetem Taster manuell glühen oder einfach die Kappe von Glührelais abziehen und das Relais mit der Hand bedienen.

Die Zeit zum Pölgeginn sind gerade relativ günstig: Die warme Witterung ist vorteilhaft, und Raps ist gerade günstig zu bekommen: marktüblich sind derzeit 75 Ct pro Liter, legal als Kraftstoff versteuert. Und wer bei mir in der Nähe wohnt, oder entlang einer meiner zahlreichen Touren, der bekommt es von mit dafür sogar freit Haus geliefert. Und wer sich zusammentut, und per Sammelbestellung 2000 - 4000 Liter erreicht, kann auch ein paar hundert km weiter weg wohnen. Und: Rapsöl ist keine Gefahrgut, es kann ohne besondere Auflagen in fast unbegrenzter Menge gelagert werden.

Grüße

Uwe

Grüße

Uwe




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