Re: 5W30 ist zu dünn
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Geschrieben von Tiemo am 28. März 2022 09:37:05:
Als Antwort auf: Re: 5W30 ist zu dünn geschrieben von Marcel(NL) am 28. März 2022 08:52:30:
Moin Marcel!
natuerlich.....warum und wo sollten den Probleme entstehen? Ein dünneres Öl wird natürlich schneller durch die Motorkanäle transportiert, insofern könnte es früher an den Schmierstellen ankommen. Erkennbar wäre das daran, dass die Ölkontrolllampe früher aus geht.
Allerdings entweicht ein dünneres Öl auch leichter durch die Leckagestellen in der Ölpumpe selbst, sodass sie mit dünnerem Öl einen geringeren Schmierdruck aufbaut (merkt man besonders am Abfall des Öldrucks bei Erwärmung des Motors) und natürlich auch aus den Schmierspalten in den Motorlagern, wodurch die Tragfähigkeit des Schmierfilms abnimmt.
Das Motoröl wird dort nicht hineingepumpt, sondern eher "eingesaugt". Das kommt durch die Ausformung des Schmierspaltes zustande, der zwischen dem Kreisquerschnitt des Lagerzapfens und dem Kreisquerschnitt der Lagerschalen, zwischen denen ein Größenunterschied (das Lagerspiel) besteht: Durch Verlagerung des Zapfens aus dem Zentrum aufgrund der an der Lagerung angreifenden Kräfte entsteht eine sichelförmiger Bereich, ähnlich wie in der Ölpumpe, nur ohne Verzahnung. Wo die Sichel auf geht, wird Öl eingesaugt. Wo sie wieder zu geht, wird es komprimiert und in den Bereich geschleppt, wo der Zapfen direkt an der Lagerschale anliegt, den eigentlichen Schmierspalt. Dieses Schleppen erfolgt aufgrund der Rauhigkeiten der Oberflächen in Verbindung mit der Zähigkeit des Öls. Daher wird weniger Öl geschleppt, wenn das Öl dünnflüssiger ist, und damit sinkt der Druck und das Tragevermögen im Schmierspalt.
Das geht gut, bis das Öl zu dünn wird und der Druck im Schmierspalt nicht mehr ausreicht, die Lagerschalen- und Zapfenflächen zuverlässig voneinander zu trennen. Dann entsteht metallischer Kontakt und Mischreibung, was gleichzeitig Verschleiß bedeutet.Also bedeutet dickeres Öl sicherere Tragfähigkeit in den Lagern, aber natürlich auch mehr Reibung aufgrund des Schleppvorgangs, und dünneres Öl weniger Reibung, aber auch weniger Tragfähigkeit. Die Ölangaben für die Motoren stellen einen günstigen Kompromiss zwischen beiden sich widersprechenden Optimierungsrichtungen dar, von dem man sich, ohne größere Nachteile, nicht zu weit weg bewegen sollte. Da finde ich deine Erfahrungen interessant, bleibe aber lieber bei meinem "dicken" 15W-40.
Das Slick wirkt in den Lagern nur im Moment des Anlassens, später sind die Reibflächen sowieso sicher voneinander getrennt. Dadurch kann es den Anlaufverschleiß und das Losbrechmoment verringern.
An den Kolbenringen hat man dagegen immer Mischreibung, wo es auch im Betrieb bei ausreichender Druck- und Temperaturbeständigkeit die Reibung herabsetzen kann, wie auch möglicherweise an den Stirnseiten der Ölpumpenzahnräder.
Es darf natürlich nur in bereits eingefahrenen Motoren verwendet werden, da es sonst den Einlaufvorgang der Kolbenringe beeinträchtigen würde.Gruß,
Tiemo
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