Re: Beitrag im WDR - ´´Junge´´ Oldtimer - Massenprodukt oder Kulturgut?
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Geschrieben von Martin aus Pirna am 23. April 2021 09:37:10:
Als Antwort auf: Re: Beitrag im WDR - ´´Junge´´ Oldtimer - Massenprodukt oder Kulturgut? geschrieben von Marcus_BLN am 23. April 2021 01:43:06:
Erkläre mal jemandem, der auf dem Land wohnt, aber in der Stadt arbeitet wie ich, wie das mit E-Autos gehen soll. Bei mir auf dem Hof könnte ich das Ding bequem laden, aber ich fahre ja nicht ausschließlich nur auf Arbeit, ich hab auch regelmäßig Strecken von über 500Km zu fahren. Mit dem Benziner oder Diesel tanke ich in 5 Minuten, mit der Elektrokarre soll das wie lange dauern? Aktuell kenne ich hier niemanden im sogenannten Speckgürtel, der ein E-Auto fährt. Genau aus diesen Gründen.
Mit den Öffis zu fahren ist hier Unsinn, ich bräuchte nicht 45 Minuten für eine Strecke, sondern knapp 2 Stunden, Überstunden müsste ich genau planen und Zeitkonten bräuchte man wahrscheinlich, um Fahrplanvergleiche zu machen, wie man wieder nach Hause kommt.
Meine in der Stadt wohnenden Kolleg*innen fahren für deutlich kürzere Strecken natürlich mit den Öffis oder dem Fahrrad, aber zeitlich genau so lange wie ich.
Wenn sie sich eines Tages ein E-Auto kaufen, kommt sein Strom dann von der Haushaltsteckdose aus dem Küchenfenster im 6. Stock per Kabeltrommel? Und das andere Ende der Leitung ist am Windrad- natürlich bei uns auf dem Land.... Oder wo bekommen die Menschen in der Stadt ihren Strom her? Mir riecht das zu sehr nach Floriansprinzip. Heiliger sankt Florian, verschon' mein Haus, zünd' andre an. Wir wollen hier jedenfalls nicht noch mehr solche Windmühlen stehen haben, die den ganzen Tag am Himmel rumfuchteln. Was in der Stadt machbar ist, funktioniert hier nur sehr eingeschränkt oder eben gar nicht. Den Leuten in Zukunft nur einige begrenzte Fahrten im Jahr zuzugestehen, wie du schreibst, ist völlig realitätsfern.Wenn schon umweltschonend, dann braucht es auch kein Auto von 200KW, die Hälfte reicht bestimmt auch. Dann müssen Batterie- und Ladetechnologien her, die das Laden in kurzer Zeit ermöglichen und der sehr viel größere Wertverlust von Stromern ggü. Verbrennern ist auch ein Hinderungsgrund. Und woher kommt der Strom, wenn sich die Mühle nicht dreht, weil der Wind eingeschlafen ist? Es gibt immer noch keine Stromspeicher, die diese Zeiten im großen Stil überbrücken könnten. Ich rede hier nicht von einem bisschen Haushalttoaster, Kaffeemaschinen und LED-Schlafzimmerbeleuchtungen, sondern von der Industrie; Stahlwerken mit Elektroöfen zum Beispiel. Selbst kleinere Unternehmen, die sich alle Hallendächer voller Solarpanele bauen- die können dann aber keine Nachtschicht mehr machen.
Über die ökologische Frage, woher denn die Komponenten für die Batterien kommen und welcher immenser Wasser- und Energieverbrauch für deren Herstellung notwendig ist, rede ich hier noch gar nicht. In Deutschland ist jedenfalls nur eine Lithiumlagerstätte bekannt, die noch nicht einmal ausgebeutet wird, weil das Zeug in Südamerika viel billiger ausgebuddelt wird. Ist ja nicht UNSERE Umwelt. Und Lithium ist nur EIN Beispiel.
Würde man ein Fahrzeug nicht nach Schadstoffklassen besteuern, sondern nach dem ökologischen Fußabdruck, würde kaum ein Mensch ein Elektroauto fahren wollen und die Autos wären alle deutlich älter und vor allem kleiner. Aber wir investieren in die Automobilindustrie, als gäbe es kein Morgen.
Ein normales Fahrzeug hat seinen ökologischen Fußabdruck erst nach 10-12 Jahren kompensiert. Das deutsche Durchschnittsauto ist aber nur knapp 10 Jahre alt.
Ein E-Auto ist je nach Fahrleistung ebenfalls erst nach rund 5 bis 10 Jahren klimaneutral, ist aber auf die Verschandelung der Umwelt angewiesen. Ohne Windrad auf dem Land für die gewünschten vielen kleinen Volkswagen der Energiewende fährt nämlich derzeit auch der grünste Städter nicht mit dem Elektroauto seinen Gianluca-William oder seine Agneta-Annafrid bis vor die Schultür.Wasserstoff wäre eine saubere Lösung. Aber eigentlich ging es ja um Oldtimer.
Gruß aus dem Tal
Martin
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