Re: VW LT 4x4 Kaufberatung


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Geschrieben von Chris am 18. August 2019 10:19:01:

Als Antwort auf: VW LT 4x4 Kaufberatung geschrieben von Lou „brauch was grösseres“ am 17. August 2019 17:59:17:

Servus Lou,

nur mal ein paar grundsätzliche Dinge, über die du dir beim LT im Klaren sein musst. Die Autos sind Oldtimer, d.h. erfordern regelmäßige Wartung und man muss immer wieder mal mit Blecharbeiten rechnen, denn sie rosten halt gerne. Wenn du das nicht selber kannst oder einen hast, der dir das machen kann, vergiss es gleich. Ansonsten lassen sich fast alle Reparaturen relativ gut selbst machen, mit entsprechendem Know-How und Ausrüstung. Zu normalen Werkstätten brauch man mit den Fahrzeugen meist nicht mehr hinfahren, denn die Teiletauscher, die heutzutage da meist arbeiten, haben von den älteren Fahrzeugen, Motoreinstellung an sich etc. überhaupt keinen Peil und liefern dir das Auto meist schlechter ab, als du es hingebracht hast.
Teile gibt es noch ein paar wenige direkt bei VW, andere noch bei VW Classic Parts, und wieder andere wie üblich im Teilehandel. Speziell Verschleiß- und Motorreparaturteile sind noch relativ gut erhältlich. Blechteile gibt es mitunter auch noch im Handel. Nur bei aufbauspezifischen VW-Teilen wird es schwierig.

1. Für welchen Motor würdet ihr euch entscheiden? Und warum? 6 Zylinder 90Ps Benziner oder der Turbo Diesel?

Muss man fahren. Im Verbrauch nehmen sich die Motoren nicht viel beim 4x4. Fahre selber den Benziner. 16l auf der Autobahn, bis 18l im Stadtverkehr und über Land, bis 20l auf schwierigen Pisten im 2. oder 3. Gang. Meiner wiegt aber nur knapp 3t leer. Meine Empfehlung, je schwerer der LT, desto wirtschaftlicher wird der Turbodiesel und desto mehr merkt man die Handvoll mehr Drehmoment.. Vom Motorlauf und Geräuschverhalten her ist der Benziner um Längen besser als der Diesel. Ich habe mich deshalb entschieden, nicht auf Diesel umzurüsten, obwohl das problemlos möglich wäre und ich sogar fertig aufgebaute Turbodieselmotoren dastehen hab.

2. wie sieht es mit Ersatzteilen aus? Gibt es da noch Teile regulär bei VW oder muss man das meiste gebraucht besorgen?

Siehe oben. Ein Knackpunkt beim 4x4 sind die Achsen. Bei schlechter Kontrolle/Einstellung gehen leicht die Achsgetriebe kaputt. Radsätze gibt es meines Wissens noch, aber teuer, und nur wenige Fachleute in Deutschland können dir wirklich noch so eine Achse perfekt einstellen, daß sie sauber und verschleißarm läuft. Also bei der Probefahrt gleich mal hören, was die Achsen so machen. Bei Geradeausfahrt auch ruhig mal die Mittelsperre einlegen, um die VOrderachse zu belasten. Allerdings auf befestigten Straßen nur gerade Stücke so befahren und dann Sperre wieder rausnehmen. Die VW 4x4 haben ab Werk keinen Permanentallrad, nur eine zuschaltbare 100%-Sperre. Wenn man auf normalen Straßen im Allradmodus fährt, macht man sich die Getriebe kaputt.
Bremsscheiben vorne gab es mal eine zeitlang nicht mehr, sind jetzt aber wieder als Nachfertigung erhältlich.
Die Verteilergetriebe können auch Geräusche machen, meist sind dann die Lager verschlissen. Neuteile für die Verteilergetriebe sind nicht mehr erhältlich. Verschleißteile wie die Hauptlager und Dichtringe allerdings relativ problemlos.

3. Was muss man für einen 4x4 hinlegen? Habt ihr Vergleiche Preis Kilometerstand etc.

Nein, so mundgerecht nicht, kannst du aber kinderleicht selber rausfinden. Einfach bei mobile.de entsprechenden Filter anlegen und vergleichen. Schlechte 4x4 bekommst du ab 5000,-, für gute werden schon mal 20.000 und mehr aufgerufen.

4. Wie anfällig ist der LT an sich. Ab Baujahr 1990 was sind da die typischen Kinderkrankheiten beim LT?

Undichte Hochdachverklebungen, vergammelte Frontscheibenrahmen, Rost zwischen Bodenblech und Längsträger (bei den Kastenwagen), vergammelte undichte Bremskraftverteiler, allgemeine Wartungsstaus, Korrosionsschäden in der Elektrik. Gerne auch Vernachlässigung der Motoren mit schlechter Motoreinstellung, ausgelutschten Einspritzdüsen, undichten Einspritzpumpen etc.. Und alle 7 Jahre/70tkm sollte der vordere Zahnriemen gewechselt werden, da auch gleich beim Kauf nachfragen. Im Wiki steht eine Kaufberatung, ich bin zwar kein Fan davon, aber es schadet nicht, sie sich mal durchzulesen.

5. Generelle Anmerkungen durch eure Erfahrungen?!

Noch was: VW hat die LT 4x4 erst ab 1984 selber angeboten. Es gab auch schon vorher 4x4-Umbauten der Fa. Sülzer, die im Auftrag von VW diese Fahrzeuge umgebaut haben. Die Sülzer haben andere Achsen drunter als die VW 4x4 und auch ein paar andere Eigenheiten wie z.B. zusätzlich vorgeschaltete Untersetzungsgetriebe. Über 90% der Sülzer haben Baujahrbedingt noch den stehend verbauten 75PS Saugdiesel verbaut. Ein Umbau auf Turbodiesel ist möglich, aber mit etwas Aufwand verbunden. Die Sülzer haben so ihre eigenen Eigenheiten, sind aber meiner Meinung nach technisch deutlich robuster als die VW 4x4. Allein der Umstand, daß von den nur knapp 100 gebauten Fahrzeugen immer wieder welche zum Verkauf auftauchen und es teilweise bis in alle Winkel der Erde geschafft haben, spricht für sich. Ob man sowas aber kaufen kann, muss man sich wirklich im Einzelfall ansehen.

Und wie schon gesagt, Probefahrt beim 4x4 macht man am besten mit den Ohren, gerne auch mit den Ohren am Bodenblech. Reparaturen am Triebstrang sind bei schlecht gepflegten Fahrzeugen wahrscheinlich und teuer. Ansonsten sind es auch nur LTs wie alle anderen auch.
Ich persönlich würde auch vorsichtig sein bei Fahrwerksumbauten. Überdimensionale Räder, Höherlegungen, umgebauten Federn und Dämpfer - da wird umheimlich viel rumgepfuscht, um die Fahrzeuge optisch aufzupimpen oder bessere Geländewagen draus zu machen. Die Allerwenigsten, die sich an sowas versuchen, wissen aber, was sie da tun. In der Regel sorgen solche Umbauten nur für höheren Verschleiß und zusätzliche Schäden, die man ohne Umbau nicht gehabt hätte. Die Kräfte, die an den Achsen auftreten, und die Verwindungen, die im Gelände das Fahrwerk belasten, werden gerne unterschätzt.

Noch ein allgemeiner Punkt: 4x4 sind in der Regel LT40 oder 45, also jährlich zum TÜV und Führerschein Klasse C, Go-Box in Österreich etc.. Ablastung auf 3,5t ist möglich, aber je nach Ausbau ist man da mit Beladung dann auch schnell drüber. Wenn 3,5t entscheidend sind, dann am besten vorher schon Gedanken machen, was in das Auto rein und außen dran soll.

Gruß Chris



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