(nicht nur) Bremswerte hin und her
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Geschrieben von LockX am 01. Januar 2020 13:55:17:
Als Antwort auf: Re: Bremswerte hin und her. Im chat scrollt es weg geschrieben von Chris am 29. Dezember 2019 13:45:02:
Tiemo schrieb
Zu hohe Bremswerte, der Prüfer ist ja niedlich... Man muss immer die schwächere Seite reparieren.
... zur Bewertung des Prüfers, bei Bremswerten 420 und 590 [daN] an der Vorderachse seien 590 zu hoch.Jonathan schrieb
kann ich nicht bestätigen. Bei Trommelbremsen muss man meist die stärkere Seite nachstellen ... Hab da mal nutzlose Stunden vertan. Chris schrieb
sinnvollerweise überprüft man als erstes die schwächere Bremsenseite. ... Die Methode, die stärkere Seite schwächer zu stellen - eine fachlich solide Begründung wäre da schon interessant ... meiner Meinung nach ist diese Vorgehensweise eher die Tricksermethode, um ein Kundenfahrzeug mit möglichst wenig Aufwand durch den TÜV zu bringen. Und ich schreibe im LT-Forum zukünftig nur in Ausnahmefällen. Ein solcher liegt hier vor. Denn Reibungsvorgänge habe ich jahrelang untersucht.
Die Angaben des Threaderstellers Martin kranken u.a. daran, dass er die Achslasten und sogar den Fahrzeugtyp NICHT angab. Bei den häufigen leichten oder mittleren LTs sind die 590 daN ungewöhnlich hoch. Dieser Wert wird wegen Durchrutschens der Räder nur selten erreicht. Er ist ein Hinweis auf einen guten Bremsenprüfstand und sorgfältige Prüfer. Ist dieser Prüfer zudem gutwillig, dann versucht er, anfänglich einseitig niedrige Bremswerte durch etwas längeres Bremsen mit variierender Fusskraft zu beheben. Dabei wird die Bremsscheibe insbesondere der stärkeren Seite warm. Ihre Dickenzunahme "versucht", den Bremskolben zurückzuschieben. Diese Bewegungsumkehr wird bei zu hoher Reibung in Richtung der Kolbenachse erschwert.
Das ergibt einen zunehmenden Bremskraftanstieg der stärkeren Seite.Das Erkennen dieses Vorgangs erfordert KnowHow, das Martin -der vorhandene (!) Bremsenteile nur einseitig wechselte- ganz offensichtlich nicht hat. Beim Prüfer dagegen dürfte dieses KnowHow vorgelegen haben.
Tiemo äußerte sich zur Reparatur. Jonathan äußerte sich zum Nachstellen nach stundenlanger Reparatur, widersprach also trotz seiner Bemerkung "kann ich nicht bestätigen" gar nicht. Chris verstärkt diesen Irrtum, schreibt von "schwächer stellen" und "Tricksermethode" und bittet um "eine fachlich solide Begründung".
Diese kann ich liefern, aber -auch hier- nicht für Jeden verständlich:
Der Waagebalken am Bremsgestänge bewirkt, dass die Zugkräfte am Bremsgestänge-seitigen Anfang der "Handbremsseile" gleich groß sind. Bei einer idealen Bremsanlage tritt Reibung nur zwischen Belag und Trommel auf. Bei einer realen Bremsanlage -und bei der Trommelbremse der Hinterachse noch viel mehr als bei vorbenannter Scheibenbremse der Vorderachse- tritt Reibung auch in der Übertragung auf. Diese Reibung, insbesondere die Reibbeiwerte (googeln), sind abhängig von der Gleitgeschwindigkeit. Dieser Unterschied von Haftreib(bei)wert und dem meist deutlich niedrigeren Gleitreib(bei)wert wirkt in der Trommelbrems-Betätigungsanlage mehrfach. Der Unterschied wird dadurch exponentiell verstärkt.
Bei einer Trommelbremsanlage habe Seite A deutlich mehr Spiel als Seite B. Die Reibbeiwerte beider Seiten seien von Null verschieden, bei Haften höher als bei Gleiten, aber beidseitig etwa gleich und auch sonst in Ordnung.
Beim Anziehen des Bremsgestänges bewegen beide Seiten sich annähernd gleich. Seite B liegt zuerst an; die Druckkraft zwischen Belag und Trommel steigt an; das "Seil" dieser Seite bleibt stehen. Seite A bewegt sich etwas weiter; der Haftbeiwert tritt erst später auf. Am Anfang der Bremsseile wirken weiterhin gleich große Zugkräfte. Auf dem Weg zum Belagträger geht bei der enger eingestellten Seite B aber ein größerer Kraftanteil durch Reibung verloren als bei A. Daher ist die Bremskraft der Seite B niedrigerer als auf Seite A, die nachzustellen ist.
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