Re: Reden oder Rechnen


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Geschrieben von Chris am 01. September 2019 12:15:21:

Als Antwort auf: Reden oder Rechnen geschrieben von LockX am 01. September 2019 09:41:46:

Servus Manfred,

Panhardstab erzwingt ja beim Einfedern die Querbewegung der Achse ... und belastet die Federpakete zusätzlich mit Querkraft.

Kraut und Rüben...

... finden beim LT keine Anwendung, sorry.

"zusätzlich mit Querkraft" vermischt 2 ganz verschiedene und voneinander unabhängige Kräfte quer zur Blattfeder:
#A die Kraft aus Verformung der Feder durch den Panhardstab,
#B die Kraft aus Seitenführung des Reifens, z.B. in Kurven.

Korrekt, es wirken beide Kräfte, wurde auch nicht anders gesagt.

#A beruht auf der Querbewegung des Panhardstabes, dessen Länge ca. (Spurweite 1720 - Reifen 215 - 2x "Luft" =) 1400 mm ist.
Federweg +/- 50 mm um die Mittellage ergeben ((1400²-50²)-1400 =) 0,89 mm.
+/- 100 bzw. 150 mm ergeben 3,6 bzw. 8,1 mm.

Wie schon gesagt pendelt der Panhardstab nicht um seine "Mittellage" (was vermutlich parallel zur Achse bedeuten soll), sondern um einen Einbauwinkel >null. Je größer der Einbauwinkel, desto höher die Querauslenkung, desto höher die Kräfte resultierend aus A. Höherlegung verschlimmert den Effekt, sofern die Aufhängung des Panhardstabs nicht versetzt wird. Letzteres bedeutet aber größere Kräfte für den Anbindungspunkt des Stabes -> neue Baustelle.

#B hängt ab von der Kraft, also Masse und Querbeschleunigung, z.B. 2000 kg und 1x g, die 10000 N je Federpaket ergeben.
Federn mit Breite 60 und (mittlere) Höhe 20 mm haben Trägheitsmoment Í = 360000 mm exp 4 und Widerstandsmoment W = 12000 mm³.
Dafür ergibt z.B. https://www.schweizer-fn.de/festigkeit/biegung_traeger/frei_aufliegend/aufl2_f_rech.php
mit F=10000N; L=1360mm; a=680mm; E=210000N/mm²; I=360000mm exp 4; W=12000mm³ eine Verformung um 6,9 mm.
Diese 6,9 mm entsprechen einer Auslenkung von +/-139 mm, also 278 mm Federweg.

Der Panhardstab entlastet [!] die Federpakete von etwa 95% der Querkraft #B aus Masse und Querbeschleunigung.
Der Panhardstab belastet die Federpakete mit Querkraft #A, die bei "korrekter Auslegung" aber viel kleiner ist als #B.

So weit, so gut. Was aber ist auf Dauer die schlimmere Belastung für die Feder? Querkräfte durch Kurvenfahrt erzeugen höhere Amplituden, aber mit geringer Häufigkeit. Querkräfte eingeleitet über den Panhardstab durch Federbewegungen des Fahrzeugs erzeugen nach o.g. Beispielen zwar geringere Amplituden, die aber im Fahrbetrieb ständig, d.h. ohne Unterbrechung, auftreten. Was die Ermüdung angeht, kann man meiner Meinung nach nicht pauschal mit dem Finger auf #B zeigen und A# außer Acht lassen.

Außermittigkeit der Hinterachse bei schrägem Panhardstab kann man mittels Spurplatten unterschiedlicher Dicke ausgleichen
... durfte ich im Jeep-Forum lesen.

Das ist putzig :-). Diese Achsverschiebungen gibt es ja auch bei der Tieferlegung von Pkws mit Panhardstab. Da es sich je nach Einbaulage und Länge des Panhardstabes nicht nur um mm, sondern um cm handeln kann, wird der statische Seitenversatz in der Regel durch Kürzen des Panhardstabs ausgeglichen. Sehr gerne angewendet z.B. bei den alten Audi Coupes (ohne Quattro).
Ergo ist bei Höherlegungen dann Anpassung durch Verlängerung möglich und bringt im Gegensatz zu ungleichen Spurplatten keinen Stress mit dem TÜV.

Gruß Chris



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