Re: Herzlichen Glühstrom


WWW.LT-FORUM.DE - Der Treff für LT-Fahrer und Wohnmobilisten


Geschrieben von Chris am 14. Januar 2019 20:30:30:

Als Antwort auf: Re: Herzlichen Glühstrom geschrieben von Tiemo am 13. Januar 2019 19:53:18:

Servus Tiemo,

30A habe ich bei mir und anderen noch nie gemessen. Fabrikneue Kerzen machen bei originaler Verkabelung in ordentlichem Zustand ca. 16A im ersten Moment, sodass man ziemlich exakt bei 100A Anfangsstrom rauskommt, dann absinkend auf etwas 12A, also ca. 70A insgesamt. Die Relaiskontakte sind meist für 70A Dauerlast ausgelegt. Bei Kerzen, die wesentlich mehr ziehen, wäre ich vorsichtig. Beru gibt das als Fehlerverhalten nach zu festem Anziehen an, wenn die Regelwendel durch das deformierte Gehäuse gestört wird.

du hast Recht, Werte gegen 30A sind defintiv die Ausnahme und Hinweis auf einen Defekt. Startwerte deutlich über 20A dagegen keine Seltenheit. Wobei diese Stromaufnahmekurve sehr steil abfällt. Mein Benning-Amperemeter ist da auch etwas träge. Jedenfalls kann ich in den ersten Sekunden der Messung eines Dreierbündels beim LT meist nicht gleich sagen, wie viele Kerzen jetzt wirklich richtig arbeiten. Erst, wenn sich der Wert auf den üblichen 35-36A pro Bündel stabilisiert hat, weil ich, daß alle drei Kerzen noch glühen und aller Wahrscheinlichkeit nach auch sonst noch in Ordnung sind.
Wenn es bei mir wieder etwas ruhiger geworden ist, werde ich mir mal einen Messshunt ausleihen und mit höherer Abtastrate den Zeitverlauf von Glühstrom- und Glühspannung aufzeichnen bei verschiedenen Kerzentypen.
Die Relais sind in der Tat auf 70A Prüfstrom ausgelegt, mit Ausnahme des Relais für den Perkins Diesel (50A), da hatte ich auch mal nachgesehen.

Den Spannungsabfall einzuschätzen ist auch ein gewisses Problem, man muss entweder am Akku und an den Kerzen mit zwei Instrumenten gleichzeitig messen oder halt zwischen Pol und Kerze die Differenzspannung direkt ermitteln. Der Akku hat nämlich meist keine 12.5V mehr, sobald die Vorglühanlage mit ihren 70A daran "saugt", sie bricht dann ein. Hier hat Andy wahrscheinlich erst den unbelasteten Akku, dann die Spannung an den Glühkerzen gemessen und daher einen viel zu hohen Spannungsabfall ermittelt. Wie einer der Vorschreiber schon errechnet hat, wären das über 200W Verlustleistung und die Wärmeentwicklung daraus wäre bestimmt, auch ohne Messmittel, deutlich spürbar (Gestank, verfärbtes Metall, Rauch).

Ich halte es für wenig zielführend, sich mit dem Spannungsabfall intensiver zu beschäftigen. Die Zusammenhänge sollte man kennen, aber letztendlich läuft die Optimierung immer auf's gleiche raus: Verbesserung der Steckkontakte, Kontrolle der Schraubkontakte, ggf. Tausch oxidierter oder eingerissener Streifensicherungen. Das reicht in aller Regel für eine einwandfreie Funktion der Vorglühanlage ab Werk. Änderungen am Kabelbaum (Relaisverlegung, kürzere Kabelwege) verringern zwar den Spannungsverlust zusätzlich, sorgen aber meiner Meinung nach nicht für nennenswerte Verbesserungen gegenüber einer gepflegten (!) werksseitigen Glühanlage.

Mit der DC-Zange geht die Messung wirklich ratz-fatz, man muss dann halt noch den "Bösewicht" lokalisieren. Immerhin lassen sich nach der Streifensicherung ja zumindest der vordere und der hintere Strang getrennt messen. Man kann aber bei einem Wechsel auch die Stromschienen durch Einzelleitungen ersetzen, die dann an der Sicherung zusammengeführt werden, das ermglicht jederzeit eine Einzelmessung ohne weitere Montagearbeiten.

Letzteres kann man machen, ja, denn sonst ist es nichts mit ratz-fatz. Ich persönlich halte aber die Glühkerzen für zu unwichtig und vor allem für zu langlebig, um mir nur zu deren Diagnose zusätzliche Kabel in den Motorraum zu legen. Ich hab's da lieber aufgeräumt.
VW war mit den Kabeln ja eh noch großzügig. Volvo hat einfach die vordere mit der hinteren Bank Glühkerzen mit einer Kabelbrücke verbunden. Der Gesamte Glühstrom läuft dann über ein einziges Kabel mit 4qmm in den Verbund, was sogar noch einen Rundsteckverbinder dazwischen hängen hat.

Die Kerzen, die vorne eine abgesetzte Spitze mit geringerem Durchmesser haben, sind normalerweise Schnellglühkerzen. Das schnellere Aufheizen ergibt sich hier aus der verringerten aufzuheizenden Masse, weniger aus höherer Heizleistung. Nicht-abgesetzte Kerzen dürften heutzutage kaum noch eingebaut sein.

Die nicht abgesetzten Kerzen, die ich bislang ausgebaut habe, lassen sich an einer Hand abzählen, gegenüber einer kleinen Schäfer-Box, die bei mir mittlerweile voll ist mit dem neueren Kerzentyp. Die alten Kerzen tauchen meist nur noch in alten CP, DW und DV-Motoren auf und dort auch nur noch als Einzelfälle, nicht mehr als Sechsersatz. 30 Jahre regelmäßigen Betrieb hält so eine Kerze dann doch nur selten aus und im Austausch wurde anscheinend doch meist gleich der neuere Typ verwendet. Da das Glühverhalten des neueren Kerzentyps tatsächlich schneller ist und meiner Meinung nach auch effizienter, da bei den neueren hauptsächlich die Spitze beheizt wird und nicht der halbe Glühstift, würde ich die alte Variante immer austauschen, auch wenn sie noch funktioniert.
Generell spricht aber nichts gegen einen Mischverbau, wenn man gerade nichts besseres da hat. Man muss sich nur bewusst sein, daß man auf die alten Kerzen dann "warten" muss und lieber ein Relais verwendet mit hoher Vorglühzeit.

Gruß Chris



Antworten:


WWW.LT-FORUM.DE - Der Treff für LT-Fahrer und Wohnmobilisten