Re: Heizung - unterscheide Brennstoff und Wärmetransport
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Geschrieben von Chris am 26. April 2019 19:32:23:
Als Antwort auf: Heizung - unterscheide Brennstoff und Wärmetransport geschrieben von LockX am 25. April 2019 20:12:23:
Servus beinand',
Die Zeitschrift www.promobil.de enthielt früher und enthält in den letzten Jahren sehr genaue Untersuchungen verschiedener Heizungen.
Der Brennstoff Diesel "saugt" gerade bei mittleren Temperaturen die Batterien leer, mit dem 5-fachen (!) Stromverbrauch wie Gas.
Grund ist der hohe Glühstrom bei jedem Start der Dieselheizung.
Der Wärmetransport mittels Wasser dagegen verbraucht nicht nennenswert mehr Strom als der Wärmetransport mittels Luft. also wenn die Promobil das wirklich so kommuniziert und das nicht eine abweichende Interpretation vom Gemeinten ist, finde ich das sehr enttäuschend und eher unteres Niveau. Was mich bei einer Zeitschrift aber auch nicht weiter wundern würde.
Zu den Punkten: Gas gegen Diesel braucht weniger Strom. Grund dafür ist, daß bei Gasheizungen nur ein Gebläse für die Warmluftverteilung benötigt wird, aber kein Brennergebläse wie bei einer Dieselheizung. Der Start einer Dieselheizung benötigt auch zusätzlich Strom wegen besagtem Vorglühen, dies sollte aber mehr oder weniger einmalig pro Heizzyklus (z.B. eine Nacht) sein. Von Leersaugen kann bis dahin noch keine Rede sein. Aber: Wenn eine Dieselheizung mehrfach innerhalb eines Zylkus vorglühen und starten muss, braucht sie wesentlich mehr Strom, wurde dann aber auch falsch dimensioniert.
Grund: Je größer die Heizleistung eines solchen Heizgeräts, deso höher auch die Mindestleistung, die das Gerät abgibt, wenn es auf kleinster Stufe läuft. Das ist so, weil dann auch der Brenner vom Aufbau her anders dimensioniert ist und eine höhere Mindestleistung hat, bei der die Flamme stabil brennt und auch das Kraftstoff-Luftgemisch noch stimmt. Sonst würde der Brenner auf kleinster Stufe zu fett laufen und verkoken. Wenn die im Fahrzeug benötigte Heizleistung aber geringer ist als die Mindestleistung des Brenners, schaltet das Gerät ab und muss später wieder neu starten, um so niedrige Leistungen überhaupt darstellen zu können. Das kostet richtig Strom, ist aber ein vermeidbarer Fehler der Heizungsdimensionierung. Dann lieber ein kleines Heizgerät verwenden, was dann zwar länger braucht, um eine gewisse Wohnraumgröße aufzuheizen, aber dafür dann nach erreichter Wohlfühltemperatur auf sehr niedriger Stufe weiterlaufen kann, ohne aus- und wieder einschalten zu müssen.
In diesem Zusammenhang muss man auch aufpassen, daß man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht. Alte Dieselheizungen können z.B. gar nicht regeln und kennen nur ein- oder aus. Um mittlere und niedrige Heizleistungen darzustellen, müssen diese Geräte im Taktbetrieb fahren und brauchen dafür jede Menge Glühstrom. Moderne Geräte wie die Airtop oder Airtronic regeln stufenlos bis auf o.g. Minimalleistung runter. Ein Gerät, das den Brenner regelt und durchläuft, braucht um Welten weniger Strom als ein Gerät, das taktet.
Die Dimensionierung hängt außerdem von der Größe und Dämmung der Kabine und den erwarteten Außentemperaturen ab. Wer mit der maximalen Heizleistung zu großzügig ist, bezahlt das bei moderaten Außentemperaturen mit hohem Stromverbrauch dank vieler Starvorgänge.Thema Wasserheizung gegen Luftheizung: Bleiben wir beim Brennstoff Diesel. Dann braucht eine kompakte Luftheizung einen elektrischen Antriebsmotor, der gleichzeitig den Brenner versorgt und die Luft durchs Fahrzeug pumpt. Eine Wasserheizung dagegen braucht einen elektrischen Brennerantrieb, eine elektrische Wasserpumpe und in aller Regel noch einen elektrischen Lüfter, der die warme Luft am Wärmetauscher durchs Fahrzeug pumpt.
Wir haben vor ein paar Jahren, um beide Konzepte zu vergleichen, Messungen in der Klimakammer mit beiden Systemen gemacht. Zu beheizen war dieselbe Fahrzeugkabine. Die Geräte hatten beide eine nominale Heizleistung von 4kW. Der Stromverbrauch vom Wasserheizungskonzept war etwa ein Drittel höher, aus den bereits genannten Gründen.Es hängt aber auch von der Einbausituation ab und dem Gesamtkonzept. Eine Wasserheizung erlaubt es z.B., sinnvoll mit Konvektion zu arbeiten. Wenn der zu beheizende Raum die Anbringung von Konvektoren ermöglicht, aber auch eine ausreichende ungestörte Luftbewegung im Raum, kann man auf Gebläsemotoren verzichten und braucht nur Brennerantrieb und Wasserpumpe elektrisch zu versorgen. Dies wird z.B. bei Bussen angewendet, oder bei dem Wasserheizungskonzept, das der KvB in die Messeauflieger der ZF eingebaut hat. Im WoMo erlaubt die Platzsituation das aber in aller Regel nicht, deshalb ist dort ein Warmluftgebläse meist notwendig, auch wenn es mehr Strom braucht. Eine Wasserheizung erlaubt es aber auch, eine Fussbodenheizung im WoMo umzusetzen. Auch da spart man sich den Einbau elektrischer Gebläse. Es braucht halt den Platz unterm Innenboden und bringt deutlich mehr Gewicht mit ins Fahrzeug.
Ein Vorteil der Wasserheizung ist auch, daß man eine Motorvorwärmung realisieren kann und auch wahlweise zwischen Motorvorwärmung und Innenraumbeheizung umschalten kann. Nur braucht man in unseren Breiten selten eine Motorvorwärmung.Um die ursprüngliche Frage zu beantworten, klar kann man die Wasserheizung für den Wohnraum nutzbar machen. Der Stromverbrauch wäre höher als bei einer vergleichbaren Luftheizung, aber je nach Batteriegröße und Einsatzdauer bleibt das akzeptabel.
Ein großes Ausgleichsvolumen braucht man übrigens nicht. Die Wasserheizungen arbeiten in der Regel mit Vorlauftemperaturen bis zu 70°C, also deutlich weniger als z.B. im Kühlsystem des Motors. Und selbst beim Motor kann man ohne große Ausgleichsvolumen arbeiten, siehe Fahrzeuge bis Anfang der 80er Jahre. Das hängt natürlich vom gesamten Wasservolumen ab. Wichtiger ist, daß sich das System richtig entlüften lässt und die Wasserpumpe nach Möglichkeit am tiefsten Punkt sitzt. Die dafür verwendeten Wasserpumpen sind Schleuderpumpen. Sobald da ein mal eine Luftblase in der Pumpe landet, kommt die Wasserzirkulation zum Erliegen, das Heizgerät überhitzt und schaltet sich ab.Gruß Chris
- Re: Heizung - unterscheide Brennstoff und Wärmetransport LockX 28.04.2019 11:08 (0)
- Re: Heizung - unterscheide Brennstoff und Wärmetransport ltfahrer 26.04.2019 20:47 (0)
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