Re: Einspritzpumpe tauschen
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Geschrieben von Chris am 23. Oktober 2014 13:36:50:
Als Antwort auf: Re: Einspritzpumpe tauschen geschrieben von Tiemo am 23. Oktober 2014 12:13:10:
Servus Tiemo,
>>also ich persönlich würde nicht so viel Energie in die detailierte Fehlersuche vorab stecken. Wenn klar ist, daß die Undichtigkeit von der Pumpe selber kommt und nicht von den Leitungen, muss die Pumpe raus und komplett neu abgedichtet werden. Vor allem würde ich keine weiteren Gedanken an irgendwelche Pfuschlösungen verschwenden.
>Im Normalfall und solange Geld keine Rolle spielt, pflichte ich dir da voll bei. Gerade weil Geld eine Rolle spielen könnte, sollte man nicht zur Flicklösung greifen. Die hat nämlich nicht selten doppelte Arbeit zur Folge. Es wäre nicht das erste Mal, daß durch solche Reparaturen "von außen" erst weitere Undichtigkeiten ausgelöst werden, wenn man nämlich Schrauben löst, sich Spannugen im Gehäuse ändern, man Teile bewegt, die sonst nicht oder nicht aus diese Art bewegt werden. Die Folge kann dann sein, daß das Fahrzeug dann noch mal zum "Mech" muss und die Pumpe trotz aller Vorarbeit noch mal komplett raus und wieder rein muss. Ich hab die Erfahrung selber schon machen dürfen, deshalb kommen bei mir die Dichtsätze nur noch komplett zum Einsatz. Und letztendlich, wenn die Abdichtung nicht ringsrumerfolgt, wird es über die weitere Lebensdauer des Fahrzeugs eine Ansammlung vieler kleiner Reparaturen geben, die in Summe das übersteigt, was es kostet, wenn man einfach ein Mal ordentliche Arbeit macht.
>Aber es gibt einige Argumente, die halt doch dafür sprechen, so vorzugehen:
>- Die Zahnriemen sind gerade erst erneuert worden, so ergibt sich keine günstige Verbundarbeit und die Einstellung für den Förderbeginn ist aktuell (und hoffentlich korrekt). Ist für mich absolut kein Argument. Die Einspritzpumpe wartet mit dem Lecken selten darauf, daß auch der Zahnriemen fällig ist. Das Abwarten von Verbundarbeiten bei solchen Themen scheint mir wenig sinnvoll, zumal die Einstellung des Förderbeginns kein gigantischer Aufwand ist und vom Zahnriemenwechsel relativ unabhängig. Und wenn die Pumpenabdichtung fällig ist, ist sie nun mal fällig, egal, an welcher Stelle es zuerst los geht.
>- Anscheinend ist die Undichtigkeit nicht aufgrund von Überalterung der Dichtungen, sondern durch einen unvorhersehbaren Defekt ausgelöst worden. Dadurch ist nicht unbedingt zu erwarten, dass die übrigen Dichtungen in nächster Zeit ebenfalls ausfallen. Aha, dann ist deine Glaskugel besser als meine. Fakt ist, daß verschlissene Dichtungen, die verhärtet oft nur so lange noch dichten, bis die Bauteilverbindung mal getrennt wird. Fügt man die Teile dann mit der alten Dichtung zusammen, dichtet es nicht mehr, weil die Dichtung hart ist und schon eine sehr bestimmte Form angenommen hat, die sich nimmer anpasst. Was ist dann also die Ursache der Undichtigkeit, das Alter der Dichtungen oder die Reparatur? Es kann natürlich auch sein, daß der Mechaniker bei seiner damaligen Arbeit ein paar Macken reingebracht hat. Ein Grund mehr, die Sache jetzt ordentlich anzugehen.
>- Was auch entschieden wird, die Pumpe muss vor dem Öffnen, eigentlich auch vor dem Abnehmen der Druckrohre vor einer Demontage, penibel gereinigt werden. Dabei kann man auch gleich das Leck lokalisieren. Stellt man weitere Lecks fest, ist die Pumpe wenigstens schon vorgereinigt, also keine verschenkte Arbeit. Ist für mich kein Argument. Die Pumpe in eingebautem Zustand "penibel" zu reinigen ist wegen der schlechten bzw. auf der Rückseite nicht vorhandenen Zugänglichkeit viel Arbeit und Sauerei. Und davon ausgehend, daß eine Flicklösung ohnehin nicht zu verfolgen ist, nützt einem die Lecksuche bei eingebauter Pumpe auch nichts, weil eh jede Dichtung zu tauschen ist. Wenn die Pumpe draußen ist, kann ich sie einlegen und mit sehr wenig Mehraufwand auch äußerlich reinigen.
>- Die so anfallende Arbeit ist gegenüber der beim ordentlichen Revidieren mit Demontage und anschließender Neujustage aller Größen zu vernachlässigen, ebenso wie die Kosten. Und nur deswegen schlage ich das vor. Das mag sein, aber was ist der tatsächliche Nutzen davon, und wo sind die möglichen Folgereparaturen berücksichtigt? Und eine "Neujustage aller Größen" ist ja grundsätzlich erst mal nicht notwendig. Neujustage bedeutet für mich Förderbeginn und ggf. Korrektur der Endanschläge sowie des Vollastanschlags (und letzteren auch nur, wenn er vorher schon nicht richtig steht). Eine ordentliche Reparatur über die Leute hier im Forum inkl. Einbau und Einstellen kostet einen Bruchteil von dem, was allein eine revidierte Pumpe bei Bosch kostet ohne Montage. Am Ergebnis sollte man im Normalfall keinen Unterschied merken.
>Also, die Pumpe in meinem 91-er LT ist jetzt 23 Jahre drin und hat sicher noch die ersten Dichtungen. Aber sie ist auch nach über 300.000km absolut dicht und ich werde jetzt auch nicht einfach alle Dichtungen wechseln, obwohl das für mich als Selbermacher ja sehr preiswert ist. Vielleicht, wenn ich auf Weltreise ginge und es auf absolute Zuverlässigkeit ankäme.
>Die Pumpe in meinem 94-er T4 dagegen war schon nach 9 Jahren undicht (RME sei Dank!), wurde (professionell) komplett neu gedichtet und ist demnächst wieder dran, es beginnt "zu feuchteln". Die statistische Streuung beim Altern der Dichtungen ist also ziemlich groß und die nicht gewaltsam beschädigten Dichtungen in Vivis LT haben sicher noch die Chance, ein paar Jahre zu schaffen, vielleicht mehr als ihr "Rest-LT" (kenne den Zustand nicht). Ok, das sind also zwei Pumpen. Ich würde mich nicht trauen, darauf eine Statistik zu erheben, aber machen wir das Spiel mal: Die eine ist nach 23 Jahren noch dicht (könnten aber noch mehr werden), die andere leckt nach 11 Jahren schon wieder. Darauf basierend ist die durchschnittliche Lebensdauer eines Dichsatzes bei mindestens 17 Jahren, wenn nicht mehr. Könnte also durchaus an der Zeit sein bei Vivi, oder auch nicht. Nun, ich seh das anders. Ich hab vor zehn Jahren aus Eigenbedarf angefangen, Einspritzpumpen neu abzudichten und neu zu lagern. Seitdem beobachte ich einen massiven Anstieg immer derselben Anfragen hier im Forum. Und es sind nicht immer die alten CP-Pumpen, die da kommen. Es sind auch schon einige dabei mit ACL/ACT-Motoren, obwohl bei diesen Pumpen auch schon einige technischen Verbesserungen eingeflossen sind wie z.B. die Lagerung und Abdichtung des Kaltstarthebels. Und wenn man sich die einzelnen Dichtungen aus diesen Pumpen mal genau ansieht, ist selbst dem Laien klar, daß man die nicht weiter verwenden würde, auch wenn sie bis zum Ausbau einwandfrei dicht waren. Wenn ein O-Ring nicht mehr elastisch ist, Spuren in der Oberfläche hat, bei leichter Dehnung schon Risse zeigt, und im Querschnitt nicht mehr rund sondern viereckig ist, dann kann ich die geschätzten Jahre seiner weiteren Lebensdauer an einer Hand abzählen und weiß, daß der Austausch absolut berechtigt war.
>Naja, letztlich muss Vivi entscheiden, was sie tut, und sicher helfen ihr viele Meinungen auch dabei, ihr Bild der Lage zu vervollständigen. Wenn sie Klaus anruft, hat er sicher auch noch ein paar Takte dazu zu erzählen ;-) In der Tat. Jeder entscheidet selbst zwischen Flickwerk und ordentlicher Arbeit.
>Ich unke mal (reine Spekulation!):
>Dem Schrauber ist die Verstellwelle beim Aufstecken des Gashebels reingerutscht und daher hat er den Deckel abgenommen, aber ohne die Mengenschraube zurück zu nehmen. Bei der Remontage, natürlich mit der alten Dichtung, ging der Deckel dann nur mit Gewalt drauf und das Gestänge wurde leicht verbogen, außerdem der Dichtsitz am Gehäuseflansch zerkratzt - daher ist die Pumpe seither etwas undicht und verstellt... Ist alles denkbar. Es kann auch sein, er hat die Mengenschraube zurückgenommen, weil er das anders nicht montiert bekommen hat (ist eben schwieriger, bei eingebauter Pumpe), und danach die Einstellung nicht mehr getroffen (bzw. sie sich gar nicht explizit gemerkt). Verkratzen braucht er da gar nichts - eine alte Gehäusedichtung, die sich gesetzt hat, passt sich beim Wiederzusammenbau nicht mehr richtig an, wenn's blöd läuft. Da beim Gehäusedeckel nur an einer Ecke eine Passhülse verwendet wird, kann der Deckel immer ein kleines bisschen verdreht zur vorherigen Lage verbaut werden. Dann hat die alte bereits eingeformte Dichung genau die falsche Form, um die feine Oberflächenkontur der Dichtfläche wieder genau zu treffen und die Unebenheiten genau auszugleichen.
Na ich bin jedenfalls gespannt, was dabei rauskommt. Vivi hat ja jetzt genug Angebote und Möglichkeiten, die Sache anzugehen :-)
Gruß Chris
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