Re: Einstellung Spasschraube/Mengenschraube
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Geschrieben von Tiemo am 21. Oktober 2014 21:59:08:
Als Antwort auf: Einstellung Spasschraube/Mengenschraube geschrieben von Marcel(NL) am 21. Oktober 2014 21:10:54:
Hallo Marcel!
>Lese gerade den letzten Bericht und deren Antworten und mache mir so Gedanken ueber die richtige Einstellung der Mengschraube. Ich habe einen 6 Zylinder Sauger….und der rußt eigentlich ganz erheblich, finde ich…
>Also, wenn ich das richtig verstehe kann ich mit der Mengschraube das Gemisch (Verhältnis Diesel/Luft) einstellen. Natürlich verändert dieses den Leerlauf, aber das kann man ja später wieder richtig einstellen.
>Wie stelle ich den nun das Gemisch richtig ein? Das Verhältnis Diesel/Luft ist, anders als beim Ottomotor, beim Diesel nicht annähernd konstant, sondern schwankt je nach Auslastung des Motors. Es wird nämlich, vor allem beim Saugdiesel, immer annähernd dieselbe Menge Luft angesaugt und dann eine Menge Diesel da eingespritzt, die so bemessen ist, dass die Verbrennung die richtige Energie liefert. Man nennt das "qualitative Leistungsregelung", weil sich die Beschaffenheit des Gemischs ändert, im Gegensatz zur "quantitativen Leistungsregelung" beim Ottomotor, wo sich die Menge ändert. Daher läuft ein Diesel im Teillastbetrieb im sogenannten "Magerbetrieb", also bei Lambda-Werten weit kleiner als 1, also viel Luftüberschuss. Wird der Motor ausgelastet, wird die Einspritzmenge erhöht bis kurz unter die sogenannte "Rußgrenze", die bereits knapp unterhalb von Lambda-Werten um 1 ("stöchiometrisches" Mischungsverhältnis von Verbrennungsluft und Kraftstoff) liegt. Die Rußgrenze ist der Wert des Kraftstoff/Luftgemischs, ab der nicht mehr genug Sauerstoff vorhanden ist, den Kraftstoff vollständig zu verbrennen. Es bleibt dann zunächst, aufgrund der Chemie und Dynamik der Verbrennung, unverbrannter Kohlenstoff in Form von Ruß übrig. Die theoretische Rußgrenze von Lambda gleich 1 wird nicht erreicht, weil aufgrund nicht-idealer Mischung der Stoffe vorher schon lokal Sauerstoffmangel vorliegt, währen an anderen Stellen noch Überschuss herrscht.
Die Mengenschraube in der ESP ist Teil eines mechanischen Fliehkraftreglers, der aufgrund der Messgrößen "Tritt aufs Pedal" und "Drehzahl" die Einspritzmenge bemisst. Dabei begrenzt die Mengenschraube den möglichen Ausschlag des Reglers in Richtung großer Mengen. Er wird so justiert, dass einerseits die Leistung nicht zu sehr leidet und andererseits stärkeres Rußen verhindert wird.
Aus dem Gesagten wird klar, dass Verstellen der "Spaßschraube", also der Mengenschraube, den Leerlauf wenig berührt, weil der "Anschlag" in dieser Situation nicht aktiv ist. Man muss schon stärkere Verstellungen vornehmen, damit am Leerlauf eine merkliche Änderung stattfindet. Dennoch findet sie statt. Die Abregeldrehzahl verändert sich etwas stärker. Gewissenhafter Weise sollten daher nach einer Justage der Mengenschraube beide Einstellungen (Leerlaufdrehzahl, Abregeldrehzahl) geprüft und falls nötig, nachgestellt werden.
Das Gemisch muss daher bei Vollgas eingestellt werden. Das ist auch die Betriebssituation, in der der Diesel im Normalfall am meisten rußt. Grob kann man das unter optischer Kontrolle (Magnetleuchte, Rückspiegel) abseits des Straßenverkehrs bei einem Fahrversuch machen. Dazu markiert man sich zunächst die aktuelle Stellung der "Spaßschraube". Dann verstellt man sie, aber höchstens um 1/12 Umdrehungen und prüft das Ergebnis im Fahrversuch.
Wenn dein Diesel dir zu viel qualmt, lockerst du die Schraube 1/12 U und prüfst, ob damit das Abgas besser ist und ob der Motor noch Leistung hat. Zwischen diesen beiden Zielen musst du einen Kompromiss finden. Das ist die grobe Methode, eine bessere ist die Einstellung unter objektiver Messung der Abgasqualität, und die offizielle Version ist die Messung der maximal einzuspritzenden Fördermenge auf einem Prüfstand.
>Ich wurde sagen, das bei optimaler Einstellung die beste Verbrennung passiert, wodurch die Drehzahl am höchsten sein sollte…auf der anderen Seite ist mir nicht so deutlich ob die Luftansaugung auch wirklich eine lineare Funktion ist?!? Wenn nicht, wäre es vermutlich besser das Gemisch bei der optimalen Drehzahl einzustellen. Die beste Verbrennung ist irgendwo im Teillastbereich. Beim Volllastbetrieb ist, wie gesagt, ein Kompromiss zu finden. Wenn man schon im Rußbetrieb ist, steigert sich die Leistung bei weiterer Erhöhung der Fördermenge zunächst noch weiter, wenn der Motor schon richtig qualmt. Aber die Verbrennung erfolgt dann zunehmend so ineffizient, dass der Motor deutlich heißer wird (Temperaturanzeige). Das ist, neben dem dann unübersehbaren Qualmen, der sichere Hinweis, dass man ein gutes Stück zu weit gegangen ist.
Bei der HU wird die Abgasqualität bei sogenannter "freier Beschleunigung" getestet. Das heißt, der Motor wird, ohne äußere Last, einfach auf Vollgas gedreht und es wird über eine halbe Minute bei der Abregeldrehzahl die Trübung des Abgases gemessen. Diese muss unterhalb eines Grenzwertes liegen. Das ist der Teil der HU, wo man als LT-Besitzer am liebsten rausgehen würde, weil man seinen Motor nicht so schreien hören möchte - und der Teil, den selbst Prüfer als unangenehm empfinden, denn wenn im Motor ein Schaden lauert, dann wird er sich in so einer Situation zeigen...
Zum Rußen deines Motors ist vielleicht noch anzumerken, dass nicht immer eine zu hohe Fördermenge dafür verantwortlich ist. Neben zu viel Kraftstoff kommt zB. auch noch zu wenig Luft in Betracht oder mangelhafte Zerstäubung des Kraftstoffs oder Fremdöleintrag und das alles kann wiederum viele Ursachen haben...
Gruß,
Tiemo
- Fehlerberichtigung... Tiemo 21.10.2014 22:14 (0)
- Re: Einstellung Spasschraube/Mengenschraube Chris 21.10.2014 22:14 (0)
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