Re: Achswellenfrage


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Geschrieben von Chris am 11. Dezember 2014 21:00:16:

Als Antwort auf: Re: Achswellenfrage geschrieben von ltpit(Peter) am 11. Dezember 2014 18:59:16:

Servus beinand'

>>Bislang habe ich noch keine vernünftige Sicherung mit Madenschrauben gesehen. Das hängt technisch damit zusammen, dass die Schrauben auf Biegung belastet werden und diese Biegung ins Gewinde bringen. Da ein Gewinde nicht zentriert, sondern nur Axialkraft aufnehmen kann, bewegen sich die Schrauben (Eiern) und ruckeln sich früher oder später los.

Sicherungen mit Madenschrauben gibt es ja grundsätzlich schon, aber eben nicht an so bewegten Bauteilen. Bei meinem Sülzer LT werden die Radlagerpaare von großen Ringmuttern eingestellt und zusammengehalten, die wiederum mit Madenschrauben "gesichert" sind. Das hält leider überhaupt nicht, die Ringmuttern verdrehen sich mit der Zeit, das Lagerspiel verstellt sich und die Lager gehen kaputt. Ich muss jetzt zwangsläufig Sicherungsbleche einsetzten, da die Lösung mit Madenschrauben auf Dauer nicht funktioniert.

VW hat an der Stelle die Schrumpfverbindung ausgewählt, weil durch sie am wenigsten Kerbwirkung die Halbachse schwächt, es handelt sich immerhin um die Stelle mit dem größten Biegewechselmoment auf der ganzen Länge. Daher würde ich darauf verzichten, dort durch Bohrungen, Nuten oder ähnliches eine Schwächung ins Material zu bringen. Wenn das Teil dann dort einen Dauerbruch entwickelt und reißt, ist das Hinterrad weg...

>Wenn ich mir den Wellendurchmesser so anschaue,zweifele ich sehr stark an deiner Version, von einer schwächung des Materials.
>
>Wo sollen dies starken Seitenkräfte herkommen?Die das Rad abscheren lassen?

Seitenkräfte bringen da nichts zum Abscheren. Wie Tiemo schon schreibt, es ist die Umlaufbiegung, die das Problem bringt. Durch die Art der Lagerung bei den leichten LTs kommt zu dem Antriebsdrehmoment ein überlagertes Biegemoment umlaufend. Da sind Kerben im biegebeanspruchten Bereich der Steckachse schon ein Problem.

>Wer da Angst da vor hat,könnte so wie an den Querlenkerbuchsen üblich Schweisspunkte zu Sicherung anbringen.
>Jetzt höre ich schon wieder Aufschreie aufkommen,ja nicht Schweissen!!!!!
>Was ist aber mit den Leuten,die Mangels Schrumfring, den selbigen mit erhitzen runter bringen?Die Welle müsste das ja auch, sofort mit Brüchen ahnden.

Der Unterschied zwischen Schweißen und Schrumpfen ist die angewendete Temperatur. Beim Schweißen verändert man zudem nicht nur das Gefüge im Metall durch die Hitzeeinwirkung, sondern auch die Zusammensetzung des Metalls (Kohlenstoffanteil). Und das eben gerade im Außenbereich der Achse, wo die größten Spannungen durchlaufen. Das kann im Grunde die gleiche Wirkung haben wie Löcher bohren.

>Die Bauteile die früher geplant wurden, hatte jede Menge Reserven.
>Da etwa 2mmx6mm an 3Stellen einkerben, lässt niemal so eine starke Welle brechen.
>Deshalb halte ich deine Version für sehr unwarscheinlich.

Auch das würde ich so pauschal nicht sagen. Die Achsen sind mit die schwersten Bauteile am LT, da wird kein Gewicht verschenkt. Zumal die Beanspruchung einer Steckachse ein relativ einfach zu berechnender Lastfall ist, so daß man allein durch gute Berechnung Werkstoff und Gewicht sparen kann. Das ging auch vor 30 Jahren schon sehr gut. Im Gegensatz z.B. zu einem Motorblock, den man früher tatsächlich mehr nach Gefühl auslegen musste denn nach Berechnung. Grundsätzlich geb ich dem Peter da recht, früher wurde nicht so knapp ausgelegt wie heute. Ich würde aber gerade an der Achse eher weniger Reserven vermuten. Als Indiz dafür sehe ich auch den Umstand, daß z.B. die LT40-55 trotz gleicher Bauform eben nicht gleiche Hinterachsen drin haben. Da hat es für die schwersten LTs halt nicht ganz ausgereicht.

Ich hatte dieses Jahr beruflich ein ähnliches Thema, da ging es um das Abdrehen der Schmiedeoberfläche von Steckachsen für eine glatte Oberfläche zum Anbringen von Dehnmessstreifen. Unsere Festigkeits_experten haben davon tunlichst abgeraten. Wohl gemerkt die vom Versuch, nicht die Theoretiker vor dem PC. Die haben schon Erfahrungen gemacht mit manipulierten Steckachsen, die sich dann plastisch verformt haben bei hohen Lasten.

Im Großen und Ganzen würde ich sagen, der Vorschlag von Peter kann funktionieren, muss aber nicht. Es ist schwer zu sagen, wann sich durch die Kerben und die anhaltende Wechsellast ein Dauerbruch einstellt. Das Problem dabei sind eher die Folgen, wenn es nicht funktioniert. Die kleinen LT haben aufgrund des Lagerungskonzepts beim Bruch der Steckachse ein loses Hinterrad, was nicht in jeder Situation gut zu handhaben ist.

>Den LT Mangels Ersatzteilen Verschrotten, halte ich auch für unsinnig.
>Es wird uns auf Dauer, nix anderes übrig bleiben,als sinnvolle Lösungen zu ersinnen.

Klar müssen wir uns zukünftig selber um Lösungen kümmern. Für und Wider der unterschiedlichen Möglichkeiten muss man halt abwägen. Die Nachfertigung von Schrumpfringen sehe ich als machbar an. Kostet natürlich was und ist vom Freizeitschrauber in der Regel nicht machbar. Bohrungen oder gar Nuten an der Achse widerstreben mir da aber konstruktiv, zumal ich gerade mit den Madenschrauben da schlechte Erfahrungen gemacht hab.
So oder so kann ja jeder machen, was er für richtig hält :-).

Gruß Chris



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