Re: Erfahrungen mit Kupplung Hersteller außer Sachs und LUK


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Geschrieben von Hauis77 am 23. September 2011 20:15:51:

Als Antwort auf: Re: Erfahrungen mit Kupplung Hersteller außer Sachs und LUK geschrieben von Christian S. am 23. September 2011 11:53:53:

>Hallo,
>den Fall Kupplungen muss man differenziert zu sonstigen Ersatzteilen betrachten. Ich oute mich mal als Händler bzw. Werkstatt, übrigens kaufe ich zum Teil auch direkt bei NK (möchte hier im Forum aber eigentlich keine Teile verkaufen). NK ist grundsätzlich nicht schlecht. Ich kaufe dort nur Bremsenteile. Die sind oft qualitativ mit namhaften "Herstellern" identisch. Für das Ersatzteilgeschäft wird eh fast immer nur minderwertige Ware verkauft, auch von den "ganz namhaften" Herstellern. Das läuft wie folgt ab: Ein Hersteller/Zulieferer bekommt von der Autoindustrie einen Auftrag, eine Bremse zu entwickeln. Es wird lange an der Belagmischung herumgefeilt, und die Belagmischung auf die Scheibenlegierung abgestimmt. Dabei kann beeinflusst werden, wie gut die Bremse bremst, wie rostempfindlich sie ist (die griffigsten Legierungen führen dazu, daß eine Bremse nach 100 km. Autobahn mit Streusalzeinwirkung zuerst nur stark abgeschwächt bremst, und/oder daß ein im Regen abgestelltes Auto nach 2 Wochen "fest" ist), wie viele Sätze Bremsklötze die Scheiben aushalten (bei unseren LT viele=konstruktiv verschenkte Bremswirkung, bei PKW der letzten 10 Jahre meist nur 1,5 Sätze Klötze pro Scheibe, d.h. effektiv jedes Mal Scheiben mit erneuern, da sie oft riefig sind bzw. Rostränder haben gibt das darum auch selten Diskussionen).
>Diese aufwändig entwickelte Bremse wird dann zum Autohersteller ans Band geliefert, und parallel an den freien Autoteilehandel.
>Wenn das Automodell durch ein Nachfolgemodell ersetzt wird, werden die original-Bremsteile meist nicht mehr gefertigt. Der Autohersteller hat sich einen ausreichenden Bestand für den Ersatzteilbedarf gesichert, der Bremshersteller verkauft diese Teile auch noch eine Weile weiter, bis sein Vorrat aufgebraucht ist. In der Zwischenzeit, das Automodell ist zwei, drei Jahre aus der Produktion und damit 6-7 Jahre alt, haben schon etliche Hersteller die Fertigung von Nachbau-Bremsteilen aufgenommen, die deutlich billiger sind. Dabei werden universelle Belagmischungen eingesetzt. Ich glaube NK hat nur 3 Stück, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Damit würde jede Mischung rechnerisch 33,3% abdecken, und rechnerisch schlimmstenfalls genau 16,65% neben der eigentlich richtigen Mischung liegen. Je nachdem ob nach "oben" oder "unten" hätte man dann entweder 16,65% schlechter bremsende Klötze die dafür länger halten, oder halt umgekehrt. 16,65% sind vertretbar, wobei das ja der GAU ist, der rechnerische Durschnitt bei 3 versch. Belagmischungen wären ja 8,325% prozentuale Abweichung. Ein Auto mit der "schlechteren" Mischung muss dabei nicht unbedingt den längeren Bremsweg haben, aber die Pedalkräfte ändern sich. "Harte" Klötze belasten die Scheiben stärker (Wärmeabfuhr) und verschieben das Verhältnis zur Lebensadauer der Scheiben. Schlimmstenfalls können dann die Klötze härter sein als die Scheiben. Habe ich ein einziges Mal erlebt: Zimmermann-Scheiben Made in Germany, Klötze "micro" der schwedischen Kette.
>Zurück zu Kupplungen: Wenn man eine AT-Kupplung kauft, ist 90% der Teile die man in Händen hält ein Originalteil, bzw. von den Originalzulieferern, da die Kupplungsscheibe und -Druckplatte halt aufgearbeitete Altteile sind. Somit ist Paßgenauigkeit, Gewicht etc. schon mal gegeben. Nicht alle Altteile werden zurück gegeben, nicht alle sind aufarbeitungswürdig. Kauft man bei Sachs oder LUK, werden die fehlenden Teile dann durch Neuteile eigener Produktion ersetzt. Der Preis ist der gleiche, egal ob Neuteile im Karton sind oder aufgearbeitete Altteile. Die Qualität übrigens auch. Ein billiger "Überholer" verwendet aber u. U. auch schlechte Altteile. So könnte es bei meiner pulsierenden Meyer&Sehl Kupplung gewesen sein: Verzogenes Bauteil mit zu viel Schlag, was eigentlich aussortiert hätte werden müssen. Zur Panne führt so etwas aber nicht. Schlimmer schon, wenn die Tellerfedern der Druckplatte oder die Torsionsfedern der Kupplungsscheibe brechen. Letztere fallen dann meist als Bruchstücke zwischen die Kupplungsscheibe und Druckplatte, und sorgen dafür, daß die Kupplung nicht mehr trennt. Die Torsionsfedern neigen zu Dauerermüdungsbrüchen. D.h. sie können unvermittelt brechen. Ein seriöser "überholer" sollte IMHO daher grundsätzlich neue einbauen. Da stellt sich dann natürlich die Qualitätsfrage. Zum Reibbelag der Kupplungsscheibe: Da ist es ganz genau das gleiche wie mit den Bremsklotz-Belagmischungen. Es können untersch. Mischungen verwendet werden. Bei leichten PKW oder einem LT28 sicher egal. Prekär wird es, wenn ein vollbeladener LT55 am Berg mit einer schlechten Mischung anfahren soll. Besonders, wenn dann noch die Tellerfedern der Druckplatte zu schwach ausgelegt sind (schlechte Nachfertigung). Zwar geht das Kupplungspedal dann schön leicht, aber die kleinen PKW-Kupplungen in unseren LT1 haben nicht viele Reserven (sind halt vom Durchmesser und der wirksamen Belagfläche genau wie die 2,4 l. D/TD PKW-Entwicklungen, wobei da schon was geändert wurde an den Kupplungen über längeren Pedalweg/härtere Tellerfedern).
>In meinen LT50 Clou kommt daher nur LUK oder Sachs, in meine eigenen PKW (die nicht allradgetriebenen, bei denen der Einbau kein Drama ist) würde ich auch NK einbauen. NK ist kein Schrott.
>Noch mal zu den Kupplungen, die KEINE Austauschteile sind: Viele Billiganbieter (ebay etc.) werben damit, keine Altteile zurück haben zu wollen. NK seit 2-3 Jahren auch nicht, die haben extra mal ein Rundfax an alle Händler geschickt, daß Altteile nur noch X Monate zurück gegeben werden können und danach kein Altteilepfand mehr erhoben wird. Wer kein Altteil braucht, kann auch kein Altteil aufarbeiten. Logischerweise werden dann neugefertigte Teile verkauft. Ob die nun so gut sind wie die Originalteile kann ich nicht sagen. Hängt halt davon ab, wie viel Mühe sich der Nachbauer gibt.
>Selbst namhafte Firmen, außer vielleicht Sachs, LUK und Valeo, kaufen Kupplungen am Markt hinzu und verkaufen sie unter eigener Marke weiter. Die Teile werden dann halt umverpackt. Ist bei Bremsklötzen für über 10-jährige Autos zu 90% so, wollte ich weiter oben noch geschrieben haben. Es kann also sein, daß man (bei Kupplung wie bei Bremse) identische Ware bekommt, egal welcher "Hersteller" (der in Wirklichkeit nur Einschachtler ist) auf dem Karton steht. D.h. man kann u. U. das bessere Geschäft machen, wenn man gleich bei NK kauft. Zumindest bei Bremsen ist das sehr oft so, bei Kupplungen vielleicht weniger.
>Wenn ein (ebay) Händler zugibt NK zu verkaufen ist das schon mal gut. Wer weiß, ob es nicht auch richtig schlechte China-Nachbauten gibt.
>P.S.: Dieser Beitrag enthät Information :) Mehrmals lesen kann von Vorteil sein, wenn man alles verstehen möchte.....
>Gruß
>Christian S.

Respekt.Klasse geschrieben.Super.Vielen Dank für diese Klasse aussage.
MfG der Haui



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