Re: Lacht nicht...


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Geschrieben von Chris am 15. Februar 2011 21:11:35:

Als Antwort auf: Re: Lacht nicht... geschrieben von Tiemo am 14. Februar 2011 23:45:47:

Moin,

>Am besten auch Hersteller von Automobilen, wenn sie es nicht schaffen, den Sensor so abzustimmen, dass er zwischen einem harmlosen Zusammenprall mit einem Hirschen und ernsten Aufprallen unterscheiden kann - stell dir mal vor, du wärst, während dir der erschlaffende Airbag noch die Sicht versperrte, bremsend gegen einen Baum geprallt! Ich bin selbst schon bei höherem Tempo mit einem VW-Bus mit einem Hirsch zusammengestoßen (als Beifahrer allerdings) und weiß, dass das schon einen ganz schönen Schaden machen kann. Für die Insassen stellte der Hirsch jedoch keine Gefährdung dar, die ein Airbag hätte verhindern können. Nachdem der zuständige Förster den Fall übernommen hatte und wir das Frontblech soweit wieder ausgebeult hatten, dass die Lenkung wieder leichtgängig war (war ein T3), sind wir mit dem Fahrzeug auch weiter gefahren.

Hm, da spricht der Theoretiker. In genau diese Abstimmung wird sehr viel Arbeit investiert und es ist keine leichte Aufgabe. Einerseits soll möglichst jeder ernsthafte Unfall erkannt werden, andererseits soll auch bei den denkbaren Mißbrauchsfällen wie Sandhaufen, Bordsteinanfahren, Wildunfall, Vorschlaghammer in der Werkstatt etc. am besten gar nichts auslösen. Da stösst man schnell an physikalische Grenzen. Beschleunigungsbasierte Systeme kriegen das halbwegs gut hin, andere Systeme (Drucksensoren, Körperschall) sind etwas besser, und die ganz wagemutigen arbeiten schon an der Crashfrüherkennung mittels Radarsensor. Aber perfekt wird es nie sein, man wird nie jeden Lastfall optimal bedienen können. Und gemeckert wird sowieso immer. Es gibt immer wieder Schlaumeier, die sich beschweren, weil bei einem Bagatellunfall ihre teuer bezahlten Airbags nicht rausgekommen sind. Genauso wird es Leute geben, die sich beschweren, daß bei einem Unfall ihre Rückhaltesysteme ordnungsgemäß ausgelöst haben, sie diese aber genau in dieser Situation gar nicht gebraucht hätten.
Der Hirschunfall wäre vermutlich ganz anders ausgegangen, wenn das Fahrzeug ein Pkw gewesen wäre, dann hättest du den Hirschen bei dir auf dem Sitz gehabt. Da wäre ein "fehlausgelöster" Airbag sicher das geringere Problem gewesen.
Um auf das Argument aufzusatteln: Es gibt durchaus auch Kunden, die besser die Händer von Airbagfahrzeugen lassen sollten. Wenn ich Beifahrer sehe, die die Füße aufs Armaturenbrett stellen oder während der Fahrt mit dem Laptop arbeiten, kann ich mich nur wundern. Lustig sind immer Unfälle mit Rauchern, das hinterlässt immer so markante Abdrücke, wenn denen der Airbag den Glimmstengel ins Gesicht drückt :-)

>>Und ein anderer Aspekt: Was würdet ihr sagen, wenn ein paar hundert Menschen bei einem Bombenattentat sterben und hinterher stellt sich raus, der Attentäter war kurz vorher vom Vorwurf des Sprengstoffbesitzes freigesprochen worden. Weil sein Spregstoff in Airbags lagerte!
>Naja, nu übertreibst du aber, oder? Also, den Berg Autositze möchte ich sehen, um 100 Menschen in die Luft zu sprengen! Außerdem geht es ja hier um die zum Airbag unmittelbar gehörenden Zündpillen, die darin ohne Manipulation vorhanden sind und nicht um in Airbags aufbewahrten Sprengstoff, der um ein Vielfaches brisanter ist, als das im Airbag normal verwendete Zeugs.

Ich lese immer Zündpillen, das klingt so nett. Die Zündpillen sind ja nur die Zündladung, danach kommt noch je nach Art das Gasgenerators entweder ein Druckbehälter mit Gasfüllung oder ein Brandbehälter mit pyrotechnischer Ladung. Wird die Entladung falsch kanalisiert oder schlimmstenfalls gar nicht (d.h. Abströmöffnung verschlossen), hat man eine prima Rohrbombe, ohne das Ganze vorher umfüllen zu müssen. Reicht vielleicht nicht für 100 Leute, aber ein paar wenige reichen ja auch schon.
Diese gesetzliche Vorgabe ist schon sinnvoll, da Sprengstoff eben Sprengstoff ist und die verwendeten Mengen in diesen Systemen das überschreiten, was man Otto Normalverbraucher z.B. zu Feuerwerkszwecken noch überlassen kann (manche Leute können ja nicht mal damit richtig umgehen). Außerdem ist die Umhüllung des Sprengstoffs maßgeblich dafür, welchen Schaden er anrichten kann. Ein unverbauter auf dem Boden gezündeter Airbag fliegt verdammt weit weg und kann ziemlich hart aufschlagen (oder sehr weich, wenn er jemanden trifft).

Ich will hier die Grundsatzdiskussion nicht fortführen, es soll nur jeder wissen, worauf er sich einlässt, wenn er so Zeug handhabt oder bei sich unsachgemäß im Auto verbaut. Nicht jeder Airbag hat z.B. eine Kurzschlussbrücke in der Zündleitung, oder das Kabel wurde (besonders bei Sitzen) beim Ausbau einfach abgeschnitten, sodaß sich durch statische Aufladung unterschiedliche Potentiale bilden können, Andere Schlaumeier halten einfach mal den Durchgangsprüfer bzw. das Ohmmeter an die beiden Drähte...

Gruß Chris



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