Re: VA-Braterei


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Geschrieben von thommyLT35 am 02. Dezember 2010 12:48:28:

Als Antwort auf: VA-Braterei geschrieben von Joachim S am 02. Dezember 2010 10:41:58:

>Hi Uwe,
>ich hab da auch ein Projekt am Laufen, ein T1-Bulli, wo ich große (um nicht zu sagen riesige) Partien durch Edelstahl (VA) ersetzt habe. Damals hab ich mich im Rahmen der Werkstoffkunde im Maschinenbau-Studium auch tiefer mit dem Thema beschäftigt.
>Die Schweisserei geht wirklich prima, ich hab Edelstahl-Schweissdraht genommen, als Schutzgas hab ich die besten Erfahrungen gemacht mit Argon mit 3% Sauerstoffzumischung. Reines Argon taugt für Mig-Mag-Geräte nur bedingt.
>Wenn du Edelstahl untereinander rostfrei verbinden willst, solltest du kein normales Schutzgas mit CO2-Anteil benutzen. Der Effekt ist folgender: Kohlenstoff reagiert mit dem Chrom im VA zu Chromcarbiden, die sich neben der Naht sammeln. Das entzieht dem Stahl den nötigen Chrom, der in korrosionsbeständig macht.
>Zum Schweissen eignen sich sehr gut Edelstähle mit sehr wenig Kohlenstoffanteil. Das Feld-Wald und Wiesen VA ist gut geeignet, damals hiess die Werkstoffnummer 1.4301, ich glaub da hat sich mittlerweile was geändert, aber der Stahl ist noch der selbe...
>Wenn das rostende Material auch wenig Kohlenstoff hat, was bei autoüblichen Tiefziehblechen der Fall ist, hat man eigentlich wenig Probleme.
>Nach meinen Erfahrungen sind die Nähte auch weitgehend korrosionsstabil, selbst wenn man sie nicht nachbearbeitet, was ja am Auto kaum richtig gelingen kann... Ich hab damals einige Probestücke in den Garten geworfen und ab und zu gesalzen, da passiert nix, ausser, dass der normale Stahl halt vor sich hinrostet. Auch nicht schneller oder langsamer, als wenn er allein da liegt. VA ist nämlich garnicht "edel", Chrom steht in der Spannungsreihe extrem weit unten. Der Korrosionsschutz arbeitet durch Passivisierung, der Ausbildung dünner aber stabiler Oxidschichten auf dem Material. Das ist unproblematisch für benachbarte für "die Nachbarschaft"
>Oberflächenrost bei VA durch Verunreinigung arbeitet sich nach meinen Erfahrungen auch nicht ernsthaft weiter. Sobald gesundes Material vorliegt, hört das auf.
>Das gilt jedenfalls alles unter üblichen Bedingungen. VA ist ja weit korrosionsbeständiger, als es im Auto eigentlich gebraucht wird. Wenn man jetzt mit heissem Salzsäuredampf oder sowas an die Materialien herangeht, dann kann man sich wahrscheinlich wirklich keinen Fehler mehr erlauben. Aber am Auto scheint das völlig problemlos.
>VA ist halt nur sehr schwer zu bearbeiten. Es lässt sich durchaus gut verformen, also reisst nicht ein, bei starken Biegungen etc. Aber man muss doch verdammt viel Kraft aufwenden. Übliche Blechscheren sind schnell überfordert, Lochzangen auch, Bohrer werden schnell stumpf...
>Gruss Jo
>PS, ich weiss, Edelstahl ist nicht die richtige Bezeichnung, es gibt auch jede Menge rostende Edelstähle. Aber landläufig versteht man darunter halt VA, Niro oder sowas.
>Für den Werkstoffkundler wäre der Begriff "Austhenitische Chrom-Nickelstähle" und der Zusatz ELC (extrem low carbon) befriedigender.
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Ich hatte auch einen Langzeittest im Handwaschbecken meiner Schraubergarage mit drei zusammengeschweißten Blechen ( Edelstahlblech an ein Sahlblech und dann noch ein Stahlblech an das erste Stahlblech )gemacht. Konnte keine negative Feststellung machen ! Biege und Brechprobe nach ca. 3 Jahren nass-trocken Situation keine besonderen Vorkommnisse !
Viele Grüße
thommy



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