Re: VP37 - Umbau auf mechanische Gasbetätigung mit LDA möglich?
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Geschrieben von Tiemo am 10. Januar 2011 23:02:15:
Als Antwort auf: Re: VP37 - Umbau auf mechanische Gasbetätigung mit LDA möglich? geschrieben von Chris am 10. Januar 2011 21:32:05:
Hallo, Chris!
>Steuergeräte sind nicht teuer wegen der Geräte sondern wegen der Software und besonders der Applikation ans Fahrzeug, die in der Entwicklun große Summen verschlingt.
Natürlich ist die Entwicklung ziemlich teuer, dennoch wird die in Serienprodukten auf dermaßene Stückzahlen umgelegt, dass dies nicht so der kostentreibende Faktor sein sollte - und falls doch, sollte vielleicht ein wenig nachhaltiger entwickelt werden und nicht jedes Jahr ein neues, unausgereiftes Produkt auf den Markt geworfen werden. Dieses Problem ist aber nicht KFZ-spezifisch. Gerade wenn, wie du bemerkst, die Steuergeräte und die verwendeten Algorithmen sich nicht groß unterscheiden und vor allem die Parameter-Sätze zu optimieren sind, sollte sich das gegenüber mechanischen Steuerungen eher kostendämpfend auswirken.
>Problem bei der Elektrik ist die steigende Komplexität, die eine eindeutige Diagnose immer schwieriger macht - weil z.B. viele Fehlerkombinationen bei der Erprobung gar nicht auftreten.
Naja, dafür gibt es Simulationen, in denen man sämtliche Konditionen beliebig durchpermutieren kann. Ich staune in dem Zusammenhang immer wieder, was kleine Tuning-Firmen trotz geringer Manpower und geringer Stückzahlen an Optimierung an den angeblich so ausgereiften Programmen zustande bringen...
>Dann ist noch die Lebensdauer der Komponenten sehr berschränkt. Stellglieder, Sensoren und die Steuergeräte selber müssen unter harten Bedingungen arbeiten und werden dabei oft nicht alt. Elektromagnetische Felder sorgen für Störungen in den Geräten. Klassische Fehler wie schlechte Kontakte und Kabelbrüche sind ohnehin vorhanden.
Das ist schon klar, dass die Randbedingungen im KFZ hart sind. Waren sie aber schon immer, auch für mechanische Komponenten! Gegen Felder und Spannungsspitzen gibt es seit hundert Jahren Schutzschaltungen, die heute nur wenige Cent kosten, aber anscheinend trotzdem nicht konsequent eingesetzt werden. Weil der Kunde halt keinen Einblick hat...
Und häufig ist es nach meinen Beobachtungen auch noch so, dass Schwachstellen bewusst eingebaut werden - zB. gibt es beim T4 Steuergeräte, bei denen sind Druckssensoren direkt auf der Hauptplatine aufgelötet, die aber systematisch im Laufe des Betriebs mit Öl geflutet werden und dann nicht mehr funktionieren. Ich meine: Sowas ist vorhersehbar und gewollt.
Überhaupt sind die meisten Sensoren Cent-Artikel, werden aber eher im 20EUR-Bereich gehandelt, jedenfalls gegenüber dem Endkunden. Gegenüber den Lieferanten soll es da ja ganz anders aussehen...
Schlechte Kontakte und Kabelbrüche lassen sich eigentlich meistens recht gut sogar automatisch detektieren, jedenfalls bei einem Minimum an Redundanz. Ich glaube, gerade hier hat der Benutzer noch kleine Reste seiner Souveränität, denn solchen Fehlern kann man mit dem Multimeter auf den Grund gehen und mit entsprechender Pflege der "wartungsfreien" Teile begegnen.>Was die Offenheit angeht: Die Komponenten werden ja meist vom Lieferanten entwickelt. Da es nur noch eine handvoll namhafte Lieferanten gibt, unterscheiden sich die meisten Fahrzeughersteller gar nicht so sehr. Auch die Entwicklungs- und Diagnosetools sind oft die gleichen. Für Kommunikation auf Bussystemene gibt es Standards, auch die sind kein Geheimnis. Das Kunststück ist die Applikation der Komponenten, also die Anpassung der Software an das einzelne Modell, so daß es in seiner Gesamtheit unter allen Bedingungen gut funktioniert. Da fließt die meiste Arbeit rein und das ist das eigentliche Know-How der Fahrzeughersteller, deswegen darf da auch keiner reinkucken und es wird auch keiner Werkstatt verraten, wie man da dran rumtricksen kann. OpenSource wird es da nie geben. Daran scheiterts aber nicht, die von mir erstgenannten Elektronikprobleme reichen schon hin, um heutige Fahrzeuge frühzeitig zum Schrott auf Rädern lassen zu werden.
Tja, vielleicht wagt es ja doch mal die eine oder andere Tuning-Bude, eigenständige Universalsteuerungen raus zu bringen und zuzulassen. Das ist ja auch noch so ein Punkt, der Gesetzgeber unterstützt ja die Geheimnistuerei, indem Steuergeräte und die Software darauf ABE-relevant sind. Das hält zwar die Industrie nicht davon ab, Autos rauszubringen, die trotz allem ach so hohen, angeblichen Aufwand auch mal gerne eigenmächtig beschleunigen (jüngstes Beispiel: Prius), wohl aber die Selbermacher, auf legalem Weg etwas Vernünftiges zu bauen und damit aus Software-Ruinen wieder nachhaltig sinnvolle, funktionierende KFZ zu machen. Das ist so eine Art integrierte Verschrottungsprämie...
Open-Source ist übrigens eine der besten Methoden, verborgenen Fehlern auf die Schliche zu kommen, weil es einfach unheimlich viele Testpersonen gibt.Endpunkt dieser Entwicklung dürfte das Steuergerät sein, das dem Benutzer irgendwann signalisiert: "Aufgrund bestimmter (geheimer) Parameter ist die Nutzungsdauer dieses KFZ nun vorsichtshalber abgelaufen, sie haben noch eine Fahrt mit höchstens 30km/h bis 50km zum Autoverwerter frei!"
Irgendwie haben die Kunden das noch nicht begriffen, beim Wort "Elektronikfehler" seufzt jeder und ergibt sich demütig in sein Schicksal...
Gruß,
Tiemo
- Re: VP37 - Umbau auf mechanische Gasbetätigung mit LDA möglich? Chris 11.01.2011 22:03 (0)
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