Wellentod in Zeitlupe


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Geschrieben von Uwe FDS am 25. Juni 2010 22:07:23:

Als Antwort auf: Kardanwelle Kosten? geschrieben von Andi S. am 25. Juni 2010 10:22:13:

Hi,

so könnte ein Sterben einer Kardanwelle aussehen:

Wir haben die Gabel, in deren Enden sind Lagerbuchsen. In den Buchsen stecken die Enden des Kreuzes. Eine Achse des Kreuzes bildet eine Welle, an den Enden sind Lagerzapfen und im Lager sind dann Nadeln in jeweils einem Käfig. Wenn die Welle neu ist, dann fluchtet das alles genau und das Lager geht stramm. Wenn man ein Gelenk knicken will, dannn merkt man, daß es nicht sehr leicht geht. Die Lagerzapfen müssen hohe Kräfte aufnehmen und bewegen sich nur sehr wenig im Lager, deshalb ist das auch richtig so. Ein Radlager muß sich schnell drehen, wenn das stramm geht, geht es schnell kaputt.

Da Gelenk wird nur sehr wenig geknickt und die Nadeln laufen immer auf der gleichen Stelle und bewegen sich nur ein ganz klein wenig jin und her. Sie arbeiten sich im Laufe der Zeit in die Lagerflächen ein und werden dabei auch ein wenig unrund. Das werden nur eun paar tausendstel sein und dann geht das Lager nicht mehr stramm und hat ein klein wenig Spiel. Das merkt man nur, wenn man an der ausgebauten Welle das Gelenk knickt. Man spürt leichte "Rastpunkte". Die Welle hat die besten Jahre hinter sich. Irgendwann zerlegt sich der Käfig, die Nadeln können ihre Position verlassen. Sie verteilen sich ungleichmäßig in Lager, der Zapfen ist nicht mehr in der Mitte, durch die Unwucht dröhnt es. Wenn die Nadeln sich an einer Seite versammeln, dann dröhnt es beim Gas geben, wenn sie auf der Anderen liegen, dann dröhnt es beim Schubbetrieb. Wenn das Gegenüberliegende Lager noch halbwegs in Ordnung ist, dann nimmt es einiges an Kräften auf und versucht die Welle in der Mitte zu halten. Das geht aber nur bei wenig Last auf der Welle. Ab und an verteilen sich die Nadeln neu und es dröhnt auch mal gar nicht. Und dann fallen die Nadeln ab und an mal raus aus dem Lager. Und dann kann sich der Zapfen so weit verschieben, daß er direkt auf der Buchse läuft. Dann wird das gegenüberliegende Lager verkantet und geht sehr schnell dem gleichen Schicksal entgegen. Die Welle läuft jetzt unter Last und im Schubbetrieb wieder einigermaßen in der Mitte und dröhnt wesentlich weniger als früher. Bis jetzt ist eine Reparatur recht einfach möglich. Der Instandsetzer presst die Buchsen raus, baut ein neues Kreuz mit neuen Buchsen und Nadeln ein. Macht man das nicht, dann verschleißt die Buchse sehr schnell und platzt weg. Und dann schlägt der Zapfen des Kreuzes direkt auf die Bohrung der Kabel. Das ist dann das Ende der Gabel, die Reparatur der Welle erfordert nun auch eine neue Gabel und wird deutlich teurer. Und wenn es zu lange schlägt, dann kann die Gabel zerbrechen, das Kreuz wird gar nicht mehr geführt und die Welle fällt auseinander. Bei entsprechender Drehzahl dröhnt das dann noch einmal kurz und heftig und es gibt irgendwo Schrott. Unter dem eigenen Fahrzeug oder auch beim nachfolgendem Fahrzeug, dem die Trümmer um die Ohren fliegen.

Zur Reparatur gibt es verschieden Varianten. Leider sind die Buchsen eingeprägt, das können zwar viele Instandsetzter, aber nicht jeder. Aber dummerweise haben die Buchsen ein unübliches Maß und dafür haben nur wenige Instandsetzter die Werkzeuge. Die meisten Firmen nehmen die Welle an und schicken sie ein. Das dauert dann 2 - 3 Tage. Es gibt Firmen, die machen eine Reparatur, manche schicken die Welle auch zu GKN und bekommen von dort eine Austauschwelle. Elbe in Köln macht eine Reparatur, man kann dort hin fahren, die Welle ausbauen, machen lassen und wenige Stunden später wieder heimfahren.

Eine andere Variante wäre, das Gelenk komplett abzutrennen und ein neues anzuschweißen. Hinten hat der LT einen genormten Flansch, das Gelenk mit dem Flansch haben viele Wellenbauer auf Lager. Man kann dann wählen zwichen Dauerschmierung oder einem Gelenk mit Schmiernippel. Und für Vielfahrer interssant: Das Gelenk hat normalerweise dann Buchsen mit Seegeringen. Da kann dann jeder Wellenbauer das Gelenk machen, wenn es mal wieder hin ist. Notfalls kann man es sogar selber tauschen oder bekommt es in Nordnorwegen oder Südafrika vom Landmaschinenfritzen gemacht.

Grüße

Uwe



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