Probleme mit Benziner DL Bj.84


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Geschrieben von Joachim S am 02. September 2019 07:55:17:

Hi Zusammen,

gestern hatte mein Freund mich gebeten, ihm mal ein bisschen auf die Finger zu sehen. Ich mach ja sonst fast nur an Dieseln rum, aber alles vergessen hab ich ja auch nicht...

Sein Schätzchen läuft und startet zunehmend schlechter. Er hatte die Zündung ein bisschen auf Vordermann gebracht, neue Kabel, Stecker, Unterbrecher, Verteilerkappe und Finger. Die fast neuen Kerzen hat er alle rausgehabt und den Abstand gecheckt. Alles OK. Genutzt hat es wenig bis nichts. Der Motor hat so 220.000 auf der Uhr, meine ich.

So wollten wir dann die Zündung noch einmal einstellen.

Vorab hab ich ein paar Tests gemacht. Zündfunke ist stark und kräftig. Springt weit über einen cm. Ich hab dann die Kabel der Zylinder einzeln abgezogen, und da offenbarte sich starke Unterschiede zwischen den Zylindern. Einer arbeitete garnicht. Andere kaum vernehmlich. Bei Zweien hatte ich den Eindruck, die machen den Job hier fast allein...

Da haben wir unser Augenmerk von der Zündung abgewandt.

Karre an einen Berg gestellt, und "Kompressionstest für Arme" gemacht. Also Motor aus, Gang so wählen, dass das Auto langsam aber sicher losruckelt. Bei einem perfekten Motor hält er bei jedem Kompressionstakt an und überwindet diesen nach vielleicht 10 Sekunden, und hält erneut an.

Hier war es so, dass er auf einem Zylinder anhielt, und wenn er diesen Überwand, gabs kein Halten mehr.

Das ist nicht gut, meinte ich... Der Motor scheint stark verschlissen, oder zumindest hat er Ventilprobleme.

Dann haben wir den Zylinderkopfdeckel abgenommen und die Ventilspiele ermittelt.

0,2-0,35 0,05-0,35 0,05-0,3 0,3-0,4 0,3-0,03 0,3-0,25

OK, erheblicher Handlungsbedarf. Aber kein Ventil war komplett spielfrei. Irgendwo hab ich dann doch nen Prüfer für Benziner gefunden, und wir haben richtig gemessen.

Kompression:

12,2 10,2 2,0 12,6 12,4 12,0

Richtig, Zylinder 3 war auch der, der im Leerlauf überhaupt nicht arbeitet.

Wir hatten die Diskussion ja neulich, Spritzer Öl rein. Keine Verbesserung. Ich gehe stark davon aus, dass hier ein Ventil Fratze ist. Einstellen allein wird es jetzt nicht rausreißen.

Und ich gehe auch davon aus, das Kolben und Ring so schlecht wohl nicht sein werden, und dass man mit einer Überholung des Kopfes wohl weiter kommen könnte (richtig weiß man es sicher erst, wenn der Kopf runter ist).

Der Leerlauf ist sehr unrund, die Zylinder arbeiten sehr ungleichmäßig mit. Ich vermute, der eine bläst zurück in den Einlass, und das stört die Gemischbildung im Saugrohr, so dass die folgenden Zylinder überfettetes Zeugs kriegen... Plausibel?


Wie auch immer, Hans hat zu viel um die Ohren, das selbst anzugehen. Mir geht es ähnlich, und er will mich auch nicht von meinen eigenen Projekten abhalten... Hat einer Lust auf den Job?

Aussage Hans: Preislich lasse ich mich nicht lumpen, und das sollte schon jemand machen, der alte Motoren noch kennt und mag und ruhig und sorgfältig arbeitet... Peter? Chris (zu weit weg gilt nicht, das kriegen wir hin ;-) )

Randumstände, das Auto kann auf eigener Achse anrollen, kein Problem. Zeitdruck besteht nicht.

Die Karre hat Hans nun seit gut 30 Jahren, vor einem Jahr stand die Entscheidung an: Restaurierung oder Schrottplatz. Er hat einen Karosseriebauer gefunden, der mit Hilfe eines von mir gestellten Schlacht-LTs das Dach komplett ersetzt hat, und auch ansonsten zahlreiche Rostsachen professionell repariert und lackiert hat.

Das Auto wäre nun bereit für die nächsten 30 Jahre. Aussage Hans: "Vorher war der Motor immer noch das Beste an der Karre, jetzt scheint er mir das Schlechteste geworden zu sein."

In der Restauration steckt ne Menge Geld. Wie immer bei sowas, jede Menge Erinnerungen, eigentlich die ganze Jugend steckt in der Karre. Sie hat wieder einen guten Motor verdient.

Gruss Jo



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