Re: LT 4x4 Sülzer kaufen!?


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Geschrieben von Chris am 09. Oktober 2017 17:35:55:

Als Antwort auf: Re: LT 4x4 Sülzer kaufen!? geschrieben von Der Ed am 08. Oktober 2017 18:03:03:

Servus Eddy,

danke für die ausgiebige Antwort. Hätte ich dich von Anfang an gefragt, dann wäre die Verunsicherung nicht so groß geworden ;-) der Sülzer ist weider im Rennen

das Problem ist, daß sich nimmer viele mit den Sülzern auskennen, zumal der fahrbereite Bestand der etwas über 90 damals gebauten Fahrzeuge schon etwas dünn geworden ist. Dennoch tauchen immer wieder sehr gut erhaltene Fahrzeuge auf, und das spricht für sich.

Ich habe einen orangen im Auge Bj.80, der zum Camper umgebaut ist. Meine Bedenken gehen in die Richtung, dass wenn man in der Pampa steht und ein Ersatzteil braucht, man nichts einfach kaufen kann und eher wochenlang im Netz suchen muss. Der Urlaub ist dann vorbei. Ein Satz Radlager und Bremsklötze auf Vorrat zu kaufen und mitzuschleppen ist kein Problem. Die werden irgendwann eh fällig. Was geht denn sonst so kaputt, das es Sinn mach mitzuführen? Sind die ganzen "Spezialteile" wie Verteilergetriebe und Achsen robust oder muss man sich auf regelmäßige Austauschaktionen einstellen? Wie sieht es damit aus, bekommt man hier Ersatz?

Ich habe mit den Achsen bis auf das Radnaben-/Radlagerthema noch keine Probleme gehabt. Im Gegensatz zum VW 4x4 sind insbesondere die Differentiale beim Sülzer meiner Meinung nach robuster. Das Problem mit der "weich" werdenden bzw. sich verdrehenden Einstellmutter, die bei VW 4x4s immer wieder für teure Schäden mit Austausch des Triebradsatzes sorgen, haben die Sülzer-Achsen so nicht. Dafür ist die Verzahnung aber auch etwas lauter.
Mein Erlebnis mit den Sülzer-Achsen: Auf Island plötzlich sehr laute Geräusche von der Vorderachse, unmittelbar geschwindigkeitsabhängig. Auf dem Campingplatz in Reykjavik dann festgestellt, daß vorne rechts das innere Radlager schrott ist, weil das zu alte Fett verharzt war. Der Käfig schon halb aufgearbeitet und geplatzt, die Kegelrollen fielen mir einzeln entgegen. Reparaturlösung: Aus den übrigen Radlagern das überschüssige Fett rausgekratzt und auf den Lagerinnenring gepatzt. Dann defekten Rollenkäfig und Rollen mit dem Fett aufgepappt, die losen Rollen auch mit Fett wieder "hingeklebt". Radnabe wieder drauf. Mit dieser Lösung bin ich dann die restliche Tour zu Ende gefahren bis nach Hause, ca. 2000km. Anfangs mit einem Ohr an der Achse, später dann recht entspannt. Das sind Baumaschinenachsen, die halten schon sehr viel aus, bis es zum Totalausfall kommt.
Weiterer Vorteil: Die Sülzer-Achsen (ich nenn sie so, obwohl sie von Hurth sind - aber die VW-4x4 haben auch Hurth-Achsen, nur komplett andere, das muss man sauber trennen) lassen sich komplett mit normalem Standardwerkzeug zerlegen und bearbeiten. Einzig einen passenden Schlüssel für Ringmuttern sollte man sich zulegen. Im Gegensatz dazu die VW 4x4: Da brauchst erst mal ne Spezialnuss, um die Mutter für die Radlager zu öffnen, die mit 600(!)Nm angezogen wird. Nachteil aber beim Sülzer: Es gibt keine Wartungsdeckel - zur Kontrolle des Differentials bzw. seiner Lagerung muss man die Achse ausbauen und die Gehäusemodule voneinander trennen.
Wie gesagt, Lager und Dichtungen sind im Landmaschinenhandel oder Kugellagershop erhältlich. Wesentliche Teile der alten Hurth-Achsen wie z.B. Antriebswellen bzw. die vorderen Wellen mit Gleichlaufgelenken sind neu nur noch schwer zu finden. Hurth hat nichts mehr auf Lager, und die wenigen Neuteile, die ab und an auftauchen, werden mitunter in Gold aufgewogen. Andererseits geht da normal eben auch nichts so schnell kaputt.

Verteilergetriebe: Die NPG Getriebe sind an sich robust, aber es gibt bessere und schlechtere Ausführungen. Bei mir war (wie bei manchen VW 4x4 auch) anfangs ein NP208 verbaut. An sich nicht verkehrt, aber das hat nur ne einfache Lagerung an den Ein- und Ausgängen, was irgendwann für Lagerspiel und starke Geräusche sorgen kann, außerdem "nur" eine Schleuderschmierung. Ich hab dann umgebaut auf das NP241, das hat doppelte Lagerung an den Ein- und Ausgängen und einen richtigen Ölkreislauf mit Ölpumpe. Lager und Dichtungen sind erhältlich, mitunter auch Reparatursätze wie z.B. für die Übertragungskette. Diese Getriebe wurden mit unterschiedlichen Flanschen und Gehäusen in allen möglichen US-Geländewagen verbaut, daher findet man dazu noch viel Dokumentation und eben auch Teilesätze.

Du musst es natürlich nicht öffentlich verraten, welchen du im Auge hast. Ich bin nur neugierig, da es eben nicht mehr viele Sülzer gibt und ich ein paar davon kenne (z.B. einen orangenen in Ravensburg und einen in München, der gerade am Bodensee steht).

Gruß Chris
lt-ecke(ätt)motoer.de



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