Re: Einfetten Gewinde Radbolzen bei Radmontage


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Geschrieben von Tiemo am 22. Juni 2017 10:58:28:

Als Antwort auf: Einfetten Gewinde Radbolzen bei Radmontage geschrieben von Andreas aus München am 22. Juni 2017 10:18:22:

Hallo Andreas!

Das ist wirklich eine Glaubensfrage und hier muss jeder Selbermacher Verantwortung übernehmen. Den Festsitz der Räder im Zweifel lieber einmal mehr als zu wenig prüfen, ist ja schnell gemacht.

Ich habe immer etwas Kupferpaste, kein Fett (!), im Gewinde und am Kegel/Kalotte der Bolzen, sowie auch an den Auflageflächen der Felge an der Trommel. Fett soll schmieren und hat hier nichts verloren, Kupfer- oder sonstige Paste trennen, dafür enthält sie Festkörper, die mit dem Gewindematerial inkompatibel sind und nicht zum Verschweißen neigen.
Ich ziehe über Kreuz in drei Stufen (handfest / mit dem Drehmo, bis das Moment merklich schneller ansteigt / auf Anzugsmoment von 200Nm (5-Loch)) an, kontrolliere das nochmal sofort reihum mit dem Drehmo und dann nochmals nach einer Fahrt (Vorschrift ist nach 50km, das haut bei mir aber selten hin). Einen Drehmo + Verlängerung + 19-er Nuss habe ich eigentlich immer mit, ohne den kann man auch den Wagenheber zuhause lassen.
Die vergangenen 30 Jahre und viele 100.000km hatte ich noch nie Probleme mit sich lösenden Radbolzen oder Muttern.

Auch ein trockenes und insbesondere ein angerostetes Gewinde kann ein falsches, zu hohes Drehmoment vortäuschen, indem das Betätigungsmoment durch die erhöhte Reibung erreicht wird, bevor die erforderliche Klemmkraft für die Felge erreicht ist. Folge ist dann Mikrogleitung der Felge und dadurch wird die Selbsthemmung des Gewindes aufgehoben, das Rad löst sich. Ich hab das selbst schon an anderen Autos gesehen, die Gewindebohrungen sind innen am Grund, wo die Schraube nicht mehr hinkommt, total verrostet, die Stirnflächen der Schraubengewinde ebenfalls, und der Rost geht meist auch noch etwas "um die Ecke rum" in den tragenden Bereich, besonders am Vorderrad. Da gehört dann, wenn schon nicht mit Paste gearbeitet wird, wenigstens das Muttergewinde nachgeschnitten und an der Schraube der Rost mit der Drahtbürste entfernt. Sonst klemmt die Verbindung schon verfrüht, wenn nur mal die etwas unterschiedlich langen Schrauben vertauscht werden und hält nicht auf Dauer.

Durch die Kupferpaste wird das Reibmoment im Moment des Anschraubens natürlich etwas herabgesetzt, denn auch sie enthält einen gewissen Fettanteil. Dadurch wird die Felge letztendlich mit einer höheren Klemmkraft als gefordert angepresst. Wenn man jedoch gewissenhaft mit dem Drehmo arbeitet, wird das nicht so viel sein, dass da Grenzen überschritten werden. Steht das Gewinde erst mal, wird die Kupferpaste sofort aus dem Spalt verdrängt und es wird Festkörperreibung, also der ganz normale Zustand erreicht. Nur rostet das Gewinde halt nicht an, weil Wasser- und Luftabschluss durch den Fettanteil vorliegt, und kann auch nicht reibverschweißen, weil die Festkörper das verhindern.

Was ich schon beobachten konnte, dass zunächst die Bolzen und Muttern mit dem Schlagschrauber "angesetzt" werden und dann mit dem Drehmo nur noch "nachgeknackt" wird. Das verhindert natürlich nicht, dass man mit dem Schlagschrauber bereits ein viel zu hohes Moment aufbringt und der Schlüssel zwar knackt, was aber keine Aussagekraft hat, wenn sich bis zum Knacken die Schraubverdindung nicht gedreht hat. Die Freude kommt dann bei einer Panne auf, oder wenn die Bremsen aufgrund von Verzug rattern.

Gruß,
Tiemo



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