Re: LT 28 - 1G Defekt - DW einbauen (passt?)


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Geschrieben von Tiemo am 24. Oktober 2015 02:02:15:

Als Antwort auf: Re: LT 28 - 1G Defekt - DW einbauen (passt?) geschrieben von Chris am 23. Oktober 2015 23:31:08:

Hallo Chris!

das ist spannend! :-)

In der Tat!

Ich hatte heute Gelegenheit, das in der Doku genauer nachzusehen. Also die Zwischenstössel sind absolut symmetrisch. Die Enden sind nicht plan, sondern ballig, aber im 1000stel mm Bereich, also für das Auge nicht sichtbar und für die normale Werkstatt nicht messbar. Der Stössel an sich ist gleichmäßig geschliffen, alle Oberflächen haben die gleiche erlaubte Rauhigkeit. Es gibt also keine Anweisung, einzelne Stellen der Oberfläche noch zusätzlich zu polieren oder sonstwie nachzubearbeiten. Auf dem Bild sieht man rechts einen originalen nagelneuen VW-Zwischenstössel. Wie man sieht, ist da gar nichts blank poliert. Links sieht man den gleichen Stössel gebraucht. Man sieht, daß alle Flächen, an denen der Stössel Kontakt zu anderen Bauteilen hat, also die Längsführung und an den beiden Enden, blank geworden sind, der Rest ist noch original dunkel und leicht stumpf wie beim Neuteil. Die blanken Flächen ergeben sich also in dem Fall durch den Betrieb und nicht in der Fertigung.

Das klingt plausibel. Toll, dass du da Zugang zur Originaldokumentation hast! Es gibt dann keinen Grund, warum die Teile abweichend konstruiert sein sollten.

So oder so finde ich auch in den Werkstatthandbüchern bei VW und Volvo nirgends einen Hinweis, daß beim Zwischenstössel die Einbaulage zu berücksichtigen ist. Er wird einfach irgendwie reingesteckt und gut ist.

Das war mir allerdings auch schon aufgefallen, im RLF für den Dieselmotor ist kein Hinweis auf eine einzuhaltende Einbaurichtung.

Mir sind dazu nach den heutigen Erkenntnissen zwei Möglichkeiten eingefallen:
-Der Stössel ist nicht neu, sondern schon mal kurzzeitig in einem Motor gelaufen - dann würde sich genau das Tragbild auf deinem Foto ergeben, wo die leicht stumpfen Flächen durch die Druckbelastung und Drehung blank gedrückt/gerieben wurden.
-Der Stössel ist neu, aber Pierburg hat abweichend vom VW-Original (was ursprünglich nicht von Pierburg gefertigt wurde/wird) die originale Konstruktion etwas verfeinert, warum auch immer.

Nach dem, was du geschrieben hast, neige ich zur Version 1. Da war mein schön verpackter Stößel (vom Motorinstandsetzer) wahrscheinlich doch nicht so neu, wie es den Anschein hatte. Aber doch ziemlich neu, denn auf dem Umfang sind so gut wie keine Spuren erkennbar. Ich habe mir inzwischen die blanken Oberflächen aufgrund deines Postings mit einer Lupe angesehen. Ergebnis ist, dass die völlig blanke Oberfläche sehr kleine Riefen in verschiedenen Richtungen, aber jeweils parallel zueinander, aufweist. Sollten die Riefen das Ergebnis einer Bearbeitung sein, würde ich Riefen in nur einer Richtung erwarten, nämlich der des letzten Arbeitsgangs. Man schleift ja in unterschiedliche Richtungen, aber beim feiner werden immer so lange, bis die Riefen des vorangegangenen, groberen Arbeitsgangs abgearbeitet und damit unsichtbar sind. Riefen gleicher Rauigkeit in verschiedenen Richtungen sprechen eher für ein gebrauchtes Teil, das im Betrieb rotiert.

In Anbetracht dessen bleibe ich bei der Anahme, daß es erst mal grundsätzlich zielmich egal ist, wie rum der Zwischenstössel montiert wird, auch beim neuen Stössel, denn der originale hat ja auch keine blanken Flächen. Aber gerade bei gebrauchten Stössel sollte die schönere, glattere Seite auf jeden Fall zur Nockenwelle hin zeigen, so viel ist klar.

Ich glaube, hiermit können wir festhalten: Bei Verwendung eines fabrikneuen Zwischenstößels ist die Einbaurichtung egal. Bei bereits gebrauchten Zwischenstößeln sollte die bisherige Einbaurichtung wieder hergestellt werden, daher die Seite mit dem vollflächigen Tragbild der Nockenwelle und die Seite mit dem zentrischen Tragbild der Vakuumpumpe zugeordnet werden.

"Härten" ist in dem Fall nicht ganz richtig, da muss ich mich selbst korrigieren. Die Stössel sind aus Grauguss und in einer Form mit Schreckplatten an den Enden hergestellt. Dadurch erhält der Guss an den Enden ein feineres, dichteres Gefüge. Die geforderte Härte kommt vom Material selber. Die Schrecktiefe ist an beiden Enden identisch.
Und wenn ich vor dem Hintergrund jetzt die Bilder von dem zerstörten Zylinderkopf anschaue, ist das für mich ein Indiz mehr dafür, daß da kein originaler Zwischenstössel verbaut war, sondern irgendetwas nachgefertigtes aus einem duktileren Stahl, wodurch der so aufgestaucht wurde, ohne auszubrechen.

Grauguss ist ja nicht schmiedbar, daher kann eine so weitreichende Verformung wie an dem abgebildeten Zwischenstößel an einem Grauguss-Teil kaum vorkommen. Es fehlt auch, wie du in dem anderen Posting bemerkt hast, die umlaufende Nut in der Mitte des Zwischenstößels, das war mir garnicht aufgefallen. Die Abflachung könnte theoretisch unten liegen und nicht sichtbar sein, aber vermutlich fehlt auch sie. Da gehe ich mit, anscheinend hat jemand einen Zwischenstößel aus einem unzureichend festen Stahl nachgebaut und das Teil hat versagt. Somit ist auch meine ursprüngliche Aussage, dass eine defekte Vakuumpumpe den Nockenwellenbruch verursacht hat, so nicht haltbar. Es müsste noch geklärt werden, ob ein Betrieb ohne Abheben des Pumpenstößels und damit des Zwischenstößels von der Nockenwelle, den Zwischenstößel, alleine durch den Reibschluss unter Öl, dermaßen plastisch verformen kann.

Sehr aufschlussreich, danke für deine Recherchen!

Gruß,
Tiemo



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