Re: Dumme Frage: LT1/LT2 ??


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Geschrieben von Klaus am 20. August 2003 20:39:31:

Als Antwort auf: Dumme Frage: LT1/LT2 ?? geschrieben von Hartmut am 20. August 2003 12:35:50:

Moin ;-)

>[...] wer kann mich kurz über die Baureihen aufklären?

Uff ...

Also denn:

Der LT1 wurde 1975 vorgestellt und bis 1995 in 471221 Exemplaren im VW Werk Hannover gebaut. Der Verkauf lief weiter bis zum Erscheinen der neuen Baureihe im Frühjahr 1996.

Fahrzeugkonzept war eine mittragende Karosserie, die ab etwa 1984 teilverzinkt wurde (Türen, Frontblech, Heckabschlussblech) in Frontlenkerbauweise, d.h. Sitze über der Vorderachse und Antriebseinheit zwischen den Sitzen.

Zunächst als LT28-35 mit Einzelradaufhängung und Schraubenfedern vorn sowie Blattfedern hinten vorgestellt, kamen kurz danach LT40 und 45 dazu, die wie der LT35 hinten Zwillingsbereifung hatten, abweichend dazu aber vorn eine Starrachse mit Längsblattfedern. Ab 1983 dann LT50/55 im Angebot, mit dem Modelljahr 1986 wurde der LT35 auch mit Einzelbereifung angeboten (für die Kastenwagen ausschliesslich). Die Achslasten reichen von 1300kg-1900kg vorn und 1680-3700kg hinten, die Fahrzeuggesamtgewichte von 2800 bis 5600kg, die Anhängelasten zwischen 1800kg und 2500kg, mit Ausnahmegenehmigung 3000kg (ab LT40).

Bremsen vorn Scheiben, hinten Trommeln, ABS in späteren Baujahren lieferbar (3-Kanal-ABS bei LT28-35, ab LT40 4-Kanal-ABS).


Für die Kastenwagen wurden zwei Radstände geliefert (2,50m und 2,95m), für die Pritschen, Doka und Fahrgestelle gab es noch eine Variante mit 3,65m. Die Kastenwagen wurden bei beiden Radständen mit GFK-Hochdach oder flachem Blechdach geliefert, Fahrzeugaussenmaße LxBxH 4,86m x 2,04m x 2,19m bzw. 2,57m oder 5,31m x 2,04m x 2,19m/2,57m (bei den Fahrgestellen abhängig vom Aufbau). Die Fahrzeugbreite schafft den Kastenwagen eine heute seltene Innenbreite, aber auch formal das Problem, auf Autobhanbaustellen auf der rechten Spur zu verbleiben (Spurbreite 2m !).

Zwei angebotene Getriebe (4- und 5-Gang), die ab 1978 im gleichen Gehäuse steckten und über die Bauzeit in verschiedenen Abstufungen geliefert wurden. In allen Getrieben war der jeweils höchste Gang direkt 1:1 übersetzt. Zusätzlich dazu etwa 8 verschiedene Achsübersetzungen, allerdings nicht über die volle Bauzeit und auch nicht alle für jedes Fahrzeug zur Auswahl (dort i.d.R. drei).

Die Antriebe:

1975-Ende 1982 ein 2.0l-Vierzylinder-Benziner von Audi (75PS)
1976-Ende 1978 ein 2.7l-Vierzylinder-Diesel von Perkins (65PS)
1983-1995 ein 2.4l Sechszylinder-Benziner (VW), ab 1988 auch mit Einspritzung und KAT, Leistungen 83, 90 und 94 PS
1978-1995 ein 2.4l Sechszylinder-Diesel (VW), seit 1983 geneigt verbaut, 75, später 69PS
1983-1995 ein 2.4l Sechszylinder-Turbodiesel, 102, 109, 92 und zuletzt mit Ladeluftkühler und anderem Lader 95 PS

Der Sechszylinder war eine VW-Entwicklung aus der Motorenreihe 827, die im Prinzip noch heute in den VW steckt, d.h. der damalige Vierzylinderdiesel mit 1.6l wurde um 2 Zylindereinheiten verlängert. Der relativ geringe Zylinderabstand beschränkte den Hubraum, auch wenn der dazugehörige Vierzylinder heute 2.0l Hubraum hat, blieb es beim Sechszylinder, den VW nie in ein eigenes anderes Auto verbaute (aber von 1979-1995 in erheblicher Stückzahl an Volvo verkaufte), beim Hubraum von 2.4l. Zur Leistungssteigerung wurde 1983 der Turbolader nachgereicht.

In Sachen Innenausstattung, Elektrik und an diversen anderen Stellen ist der LT ein Sammelsurium aus diversen Generationen Golf und Passat, vielleicht musste das Auto auch deswegen sterben, weil VW die Schalter für die Heckscheibenheizungen ausgingen ;-)

Das Auto war konstant teuer, teurer noch als der fast ebenso lange gebaute Mercedestransporter in vergleichbarer Grösse, wurde aber in den 70 und 80er Jahren in großer Stückzahl verkauft. Von diversen Karosseriebetrieben wurden diverse Auf- und Ausbauvarianten vom Kleinmüllpresswagen über Wohnmobile mit eingebauter Terrasse bis zum Sattelschlepper angeboten.

LT4x4 gab's auch, zunächst von Sülzer, später von VW, ein Projekt (Noriker) mit Steyr kam über die Projektphase nicht hinaus. Aber da gibt's eine andere gute WebSite zu dem Thema :-)

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Der LT2 ist ein Mercedes. Ok, das ist nicht ganz fair, er wurde aber zunächst ab Mitte 1995 als Mercedes Sprinter angeboten. Für lange Detailstudien fehlt mir hier die Zeit und auch der Bedarf, also etwas kürzer:

Der LT2 wird ab Mai 1996 verkauft, mittragende Karosserie auf Leiterrahmen, Kasten/Kombi, Fahrgestell mit und ohne Pritsche, Doka mit und ohne Pritsche. Geliefert werden drei Radstände von 3.00m, 3.55m und 4,03m, was zu Kastenwagenmaßen von 4,84m, 5,58m und 6,54m führt. Normaldachhöhe 2,34m, Hochdach mit 2,57m. Der LT2 ist aussen reichlich 10cm schmaler, auch die Innenlänge ist bei 30cm größerer Aussenlänge (mittlerer Radstand) 10cm kürzer als im LT1.

Der LT2 hat eine Querblattfeder vorn, die "VW-O-Ton höhere Zuladungen ermöglicht als Schraubenfedern". Beim LT28 ist sie einlagig, beim LT35 und 46 zweilagig. Man kann darüber streiten, die Achslast beim LT28 liegt bei knappen 1460kg (LT1 1650kg), beim LT35 bei 1600kg, optional bei 1750kg und beim LT46 immer bei 1750kg. (LT1 mit Starrachse 1700-1900kg). Das ganze Fahrzeug fährt mit max. 4.6t in einer anderen Liga, den bei Mercedes lieferbaren 6ter gibt's von VW nicht.

Die Antriebe:

1996 bis heute 2.3l Vierzylinder-Benziner mit 143 PS (Mercedes, aus E230)
1996 bis 1999 2.5l Fünfzylinder-Direkteinspritzer Saugdiesel 75PS (VW/Audi)
1996 bis 1999 2.5l Fünfzylinder-DI-Turbodiesel 102 PS (VW/Audi)
1997 bis 2000 2.8l Vierzylinder-DI-Turbodiesel 125/130 PS (MWM)
1999 bis lfd. 2.5l Fünfzylinder-DI-Turbodiesel 90 PS (VW/Audi)
1999 bis lfd. 2.5l Fünfzylinder-DI-Turbodiesel 109 PS (VW/Audi)
2000 bis lfd 2.8l Vierzylinder-DI-Turbodiesel 158PS (MWM)

5-Ganggetriebe in unterschiedlichen Abstufugen, 5. Gang nicht mehr direkt übersetzt (~ 0,75:1)

Wer mehr wissen will, der besorge sich das SSP 188 von VW (z.B. über EBay).

mfG
K.R.




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