"Rusty, old Pisspot" oder wi alles begann ...


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Geschrieben von Martin aus Soest am 27. September 2001 14:10:41:

Zum Thema Einstieg in die LT-Droge kann ich auch eine Kleinigkeit beitragen.
Angesteckt wurde ich von meinem Kumpel mit einem T4 California. Ein wenig eng, (heute habe ich gut meckern) aber sonst o.k.. Da wir aber beide Paragliding als Hauptdroge konsumieren wurde es nach den ersten gemeinsamen Unternehmungen reichlich eng. Zu viert mit unseren Mädels bei Minustemperaturen im T4 mit Ausstelldach. Echt Klasse. Meine Frau distanzierte sich deutlich von dieser Art der Fortbewegung und den Übernachtungen im engen Kontakt mit den Naturelementen.
Entsprechend fiel das Echo auf meinen Wunsch nach einem ähnlichen Fahrzeug aus: " Bist du irre?" ... und weiter, mir wenigstens etwas Hoffnung machend: "Nix ohne heiße Dusche und WC!" ‚Kann man dran kommen', habe ich mir gedacht und mich auf die Suche nach einem adäquatem T4 gemacht. War schnell runter von dem T4-Trip. Zu teuer und in der Form wie ich (meine Frau) wollte unbezahlbar. Also T2/T3. Zu klein, zu teuer, Angebote teilweise unter aller Sau und absolute Frechheiten. Wieder nix. Als Daimler-Fan wandte ich mich nun dem 207, Käpt'n Cook o.ä. zu. Ergebnis: Entweder Schrott auf Rädern oder Mondpreise.
Außerdem musste ich auch immer meine eingeschränkten Schrauberkenntnisse im Auge behalten. Ich habe zwar vor nichts Angst, bin aber trotzdem Realist geblieben was meinen Mut oder den Willen anbelangt Dinge selbst zu reparieren.
Irgendwann lief (fuhr)mir dann der erste LT über den Weg. Nicht dass ich das Auto noch nie gesehen hätte, doch mit meiner neugeborenen Interesse für mobile Wohnheime jenseits der 2 Tonnen sah ich diese Autos inzwischen mit völlig anderen Augen. Unter besorgtem Stirnrunzeln meiner Frau. "Keine Sorge Schatz, ich mach mich nur schlau und schaue ein wenig rum", konnte ich meine Frau noch in Sicherheit wiegen. Habe dann lange in Zeitungen, im Internet und in Fachzeitschriften nach meinem passenden WoMo gesucht. Dieses Forum hat auch seinen Teil zur Entscheidung beigetragen. Ich kam bald zu Entschluss mir möglichst einen Originalausbau zu besorgen, denn alles was ich selbst ausgebautem gesehen habe, hat mich nicht vom Hocker gerissen. Wenn Fahrzeuge dabei waren, die super ausgebaut waren, dann wollten sich selbige Ausbauer sich ihre Arbeit auch bezahlen lassen. Ansonsten konnte ich immer zwischen drei Ausbauern unterscheiden:

1. Der Tischler: Super Innenausbau, etwas schwer vielleicht, aber sonst o.k.. Dafür haperte es meist bei der Installation von Wasser, Gas und Elektro. Der äußere Zustand des Fahrzeugs na ja.
2. Der Installateur: Super Installation von Wasser, Gas und Elektro. Leider gibt es im Installationshandwerk keinen rechten Winkel oder gar die Gärungssäge. Die Fahrzeuge waren zumindest gut geschweißt bzw. gelötet.
3. Der Schrauber: Super restauriertes KFZ mit Auflastung, Schlafgelegenheit (Matratze), Waschgelegenheit und sonst noch all die allerallerallernotwendigsten Dinge, die man für die WoMo-Zulassung benötigt.

Schnell war ich bei dem Sven Hedin angelangt. Leider ist meine Meinungsbildung nicht alles. Beim Kommentar meiner Frau beim Anblick eines gestandenen LT 28 sah ich meine Felle schon schwinden. Meine Hanna ist Britin und nicht gerade zurückhaltend ihrem Angetrauten gegenüber, wenn es um Meinungsäußerungen geht.
"Rusty, old Pisspot", könnte man als Zusammenfassung ihrer Kommentare gelten lassen. Tief betrübt musste ich die Schmähungen ertragen. Unter die Gürtellinie ging es allerdings, als Hanna mich als Spießer bezeichnete. Ich wurde verglichen mir dieser Camper-Fernsehserie. Ich sah mich schon als Weltenbummler mit allen Freiheiten dieser Welt und musste mir stattdessen wüste Beleidigungen über das Camper-Leben anhören. Spießer - und das mir, der sogar den Rasenmäher frisiert.
Nichts desto Trotz ruhte ich nicht in meinen Bemühungen auf der Suche nach dem "Richtigen". Angeschlagen vielleicht, aber noch längst nicht am Boden. Eines Tages fand ich "Ihn". Aussehen stimmte. Motor stimmte. Gepflegter Sven Hedin-Innenausbau stimmte. Nach Verhandlungen stimmte auch der Preis.
Ein schöner 80er Sven Hedin. 260.000 auf der Uhr, 50.000 VAG-Austauschmoter. Innen so sauber und gepflegt, das konnte ich sogar meiner Hanna zumuten. Auch den Preis von 6.500,-.
Nach langem Überlegen (na ja) habe ich ihn dann gekauft. Ohne meine Frau einzuweihen. Feigling werdet ihr jetzt sagen. Macht nichts, habe ich mir selbst auch gesagt, den Wagen bei uns im Betrieb abgestellt und bin erst einmal in Urlaub gefahren. Im Toyota und in eine Pension. War ein toller Urlaub in den Bergen. Wir (Meine Hanna, Tochter Alexandra und ich) kamen voll auf unsere Kosten. Wandern, gemeinsames Reiten schwimmen und abends konnte ich noch ein paar Stunden fliegen. Super Stimmung. Die ich natürlich mit irgendwelchen verhängnissvollen Geständnissen nicht verderben wollte. Feigling werdet ihr jetzt sagen. Macht nichts, habe ich mir selbst auch wieder gesagt und bin erst mal nach Hause gefahren.
Nun wurde es langsam kompliziert. Da ich sonst im Sommer nur Motorrad fahre, meine Frau den Toyota und ich im Winter irgendein Winterauto kaufe, musste bald eine Präsentation her. Meine Kawa benötigte auch einige Ersatzteile, die ich mir eigentlich für die nächste Saison aufsparen wollte. Fazit: Kawa abmelden, LT anmelden, schön herrichten und meiner Frau präsentieren. Gedacht -getan. Was hier in zwei Sätzen gesagt ist dauert in Echtzeit ca. 2 Wochen, die ich mit polieren, desinfizieren und anderen, zeitraubenden Tätigkeiten verbrachte.
Der Präsentation folgte dann ganz schnell das Geständnis, dass der Wagen kein Vorführwagen ist sondern schon längst bezahlt und seit einigen Tagen Familieneigentum ist. Über die nächsten zwei Tage möchte ich Stillschweigen waren. Allerdings bin ich noch immer verheiratet und wohne nicht im LT. In meiner nun geschwächten Verhandlungsposition musste ich dann aber doch im Gegenzug einige Zugeständnisse machen auf die ich hier nicht näher eingehe.

"Rusty, old Pisspot", sagt Hanna immernoch, sucht aber schon neue Gardinenstoffe aus. Auch den braunen Polstern wird sie noch zu Leibe rücken.
Mit Spannung schaue ich unserer ersten gemeinsamen Fahrt entgegen. Ich spiele mit dem Gedanken gemeinsam zum SAT-Treffen zu fahren, wobei ich mir aber nicht sicher bin ob Hanna schon weit genug ist um diese geballte Ladung eingefleischter LT-Fahrer zu verkraften.

Gruß
Martin aus dem sonnigen Soest





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