auch Schwiegermütter?


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Geschrieben von Martin aus Pirna am 27. September 2001 19:46:34:

Als Antwort auf: geschrieben von Martin aus Soest am 27. September 2001 14:10:41:

So ziemlich gleich nach der Wende kauften wir uns einen 76er VW-Bus, den T2. Der mit der runden Front. 50 sagenumwobene PS und rostig, das die Schwarte kracht. Kein TÜV, ASU und GAS abgelaufen. 1350,-DM cash. 6 lange Wochen geschraubt,Knotenbleche eingeschweißt, Bremsen gemacht, Radlager, Auspuff, Ausbau, Wasser.... DIe Schwiegermutter: "Na, ob das mal was wird??" Wurde es. Drei Jahre haben wir den gehabt, waren in der Tschechei, in Benelux und Frankreich mit ihm. Motor neu aufgebaut. Verkauft für 3500,-DM. Da stand der T3 schon auf dem Hof. Runtergehandelt von 3000,- auf 600,- und dann auf 50,-DM (in Worten: FÜNFZIG!) Komplett neu aufgebaut. Motor, Getriebe, Innenausbau von REIMO, Hochdach "Sonnenblick". Die Schwiegermutter wieder "Na, ob das was wird??", Denn mittlerweile hatte sie sich ja an den runden Bulli gewöhnt. Aber ich nahm alle TÜV- Hürden und der Bus brachte uns ein zweites mal nach Frankreich, Andorra, Spanien. Dann nach Schweden und Norwegen und zu unzähligen Kurztrips. Mittlerweile hatten wir uns kurzentschlossen vermehrt. 3 Kinder und zwei Erwachsene im VW-Bus mit einem Ausbau wie der Westfalia Joker? Das konnte nicht gutgehen. Ging es auch nicht. Der nächste Hofbewohner wurde ein LT28, Karmann mit 4Zylinder- Perkins. Was für Gehörlose, die viel Zeit haben. Die Kinder fanden den aber prima. Nur die Schwiegermutter wieder "Na wird denn...." Wurde nicht lange, ausnahmsweide hatte sie recht. Der Gilb war auf Beute aus, der rechte Türholm war am entschwinden, das Wasser lief lustig durch den Alkoven und in der Mitte des Aufbaus stellte ich im Winter eine Kantholz unter die Decke, damit nicht zuviel Wasser durch die Luke hereinläuft. Es blieb auch tatsächlich ziemlich trocken. Aber im Frühjahr ging die Kiste ab an ein paar besessene Arbeitslose, die damit nach Italien donnern wollten. " Was braucht er denn so auf 100 Km?" wollten sie wissen. Bei sehr verhaltener Fahrweise hatte ich ihn mal auf (tatsächlich!!) 6,5 Liter gebracht, diesen Fakt erzählte ich ihnen, natürlich auch, daß er mehr nimmt, wenn man mehr will. Noch auf dem Heimweg riefen sie mich an, der Tank wäre leer! Wie jetzt? " Wie schnell sind Sie denn gefahren?" "Oooch, immer so 120- 125!" Kennt vielleicht einer den Perkins 4-Zylinder? Selbst bei Rückenwind... Aber zum nächsten Womo.
Die Schwiegermutter hatte sich eben dran gewöhnt, daß wir jetzt einen KARMANN haben ("Was für ein Platz da ist..."), da war er schon wieder weg. "Na, ob der nicht für Euch...?". LT 28, ehemals Kombi, mit brachialer Gewalt zum Womo ausgebaut, 240000 Km , Tauschgetriebe, der Vorbesitzer ein alter Herr. Alter Herr! Denkste! Einen "fachmännisch behobenen" Unfall sah man erst viel später, der Gute hatte mal in einem nicht sehr sonnigen Augenblick eine Straßenbahn aus den Schienen gehoben und dabei die Schnauze ziemlich ramponiert, was zu einer neuen A- Säule führte. Aber das bekamen wir erst später mit, als nämlich das Wasser die Füße netzte. Auch die Falze gaben Rätsel auf. Ordentliche Sicken waren ja vorhanden, aber seltsamerweise hielt kein Magnet auf ihnen. Alukarosse? Bei VW? 1986? Ihr wißt schon, was nun kommt. ich laß' es weg. Nach dem heraushebeln und neuem spachteln und lackieren des Monsters gings in Urlaub. Der erste nach Schweden. Der zweite auch. Auf dem Berliner Ring ging der Motor schlafen. Erster Urlaubstag. Friede seiner Asche. Zufällig lag da ein VW-Autohaus am Wegesrand, die machten ihn wieder heil, das hieß in diesem Totalschadensfall, neu. Schei.... Wäre uns das zu Hause passiert, hätten wir uns in Ruhe nach einer neuen Maschine umgesehen. Aber wir wollten 4 Wochen nach Schweden! 4 Tage späper standen wir auf der Fähre, der Urlaub begann. Der Motor wurde 8 Wochen später erneut gewechselt, bei VW gibts diese schöne Garantie, und er machte wirklich furchtbare Geräusche. Einer der 6 Kolben hatte einen größeren Überstand und auch sonst war es ein Montagsmotor. Mit dem anderen fahren wir heute noch. Und den hatte ohne Zögern die Schwiegermutter vorgeschossen!! Diesmal nicht mit dem Satz : "Na, ob....?". Mittlerweile hat er zahlreiche An-und Umbauten erfahren, der Boden war durchgerostet, der Rahmen gleich mit, der Ausbau wurde rausgeschmissen, weil jahrelang das Wasser reingelaufen war. Hatte der Vorbesitzer doch die Abdeckungen von den Scharnieren der hinteren Türen entfernt. Das Wasser kam für gewöhnlich durch die Schiebetür rausgesickert, selten hinten, weil er ja hintern höher ist. Auch die Bodenplatte verwandelte sich zusehens in einen Abenteuerspielplatz, denn sie quoll auf. Was habe ich beim Ausbau geflucht über den gutmeinenden Vorbeitzer. Einmal holte ich unter dem Armaturenbrett 12 m Kabel raus, die aus dem Nichts kamen und ins Nichts führten. Weiß der Geier, was er damit mal vorhatte. Aber jetzt ist es ein richtig guter Bus. Nicht schön, aber unheimlich praktisch. Mit Dachgepäckträger übers ganze Fahrzeug, Licht auf dem Dach mit Bewegungsmelder (man weiß ja nie, wer Nachts...), Bullenfänger, Zyklonluftfilter, Ersatzrädern hinten dran und jeder Menge Details, die man so braucht, fährt man wie wir im Urlaub nach Nordfinnland und Nordschweden. (Man braucht sie nicht wirklich, um ehrlich zu sein, aber man könnte sie brauchen?!) Und so haben wir unseren treuen Boliden (woher wohl der Name Kastenwagen kommt?) schon seit 1996 und sind immer noch zufrieden, oder sagen wir mal, immer wieder. Und wenn der Dieselpreis nicht ins unermeßliche steigt, haben wir ihn hoffentlich noch lange. Und die Schwiegermutter meint manchmal: "Den habt ihr aber nun schon lange! Und wo ihr überall schon gewesen seid!"
Da gibts nichts hinzuzufügen.
Außer vielleicht: Wenn meine Frau nicht so verständnisvoll wäre, müßten wir wie die andern nach Mallorca fahren. Oh, jetzt wird mir auch noch schlecht...

Und wie ging es Euch?
mfG Martin aus dem schönen ELbtal




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