Re: Einspritzpumpe / Motorsteuerung


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Geschrieben von Tiemo am 01. Juli 2015 09:57:11:

Als Antwort auf: Einspritzpumpe / Motorsteuerung geschrieben von Raimund aus Bonn am 01. Juli 2015 00:52:29:

Hallo Reimund!

Da du den Motor anscheinend schon von einem Selberschrauber hattest, kann da alles mögliche nicht mehr dem Originalzustand entsprochen haben.
Weißer Qualm, wenn man den KSB (Kaltstartbeschleuniger) reindrückt, ist fast zu 100% zu später Förderbeginn.
Die weit rechts stehende Marke auf dem ESP-Zahnriemenrad zeigt das ja auch. Sie steht aber schon noch in einem Bereich, wo der Motor funktioniert. Allerdings könnte bei einem "verbastelten" Motor die Halbmond-Passfeder fehlen, so dass die Scheibe eine beliebige Position einnehmen könnte.
Das Problem ist aber nicht damit gelöst, dass man eben den KSB zieht, denn dieser wirkt nur bis knapp oberhalb der Leerlaufdrehzahl. Dann übernimmt die drehzahlabhängige Frühverstellung, aber nur, wenn der Förderbeginn korrekt justiert ist. Das ist bei die nicht der Fall, dann hat man Minderleistung, Qualm, erhöhte Temperatur bei Last usw.
Die Justage des Förderbeginns erfolgt mit Messuhr und ist so feinfühlig, dass du durch "Umstecken" eines hinteren Riemenrades einen Zahn weiter, kein vernünftiges Ergebnis bekommst, wenn auch nichts ernstes passieren kann dabei. Vorne Finger weg, da geht nichts im Blindflug!
Zudem muss man bei diesem Motor nicht nur die Einstellung der ESP infrage stellen, es könnte genausogut auch schon die Einstellung der Steuerzeiten der Nockenwelle fehlerhaft sein. Da die Nockenwelle dann die ESP antreibt, überträgt sich ihr Fehler bei den Steuerzeiten auch auf den Förderbeginn.

Davon ausgehend, dass das Drehmoment an der Zentralschraube der Kurbelwelle von 460Nm eingehalten wurde (?), müsste man also erst die Steuerzeiten der Nockenwelle prüfen/justieren, das ist der Part mit dem abgenommenen hinteren ESP-Antriebsrad und dem Einlegelineal bei OT1-Stellung: Am vorderen Nockenwellen-Riemenrad, das nach dem Lösen stufenlos verdrehbar ist, wird diese Einstellung vorgenommen.
Erst, wenn sie stimmt, justiert man den Förderbeginn, das ist der Part mit der Messuhr in der ESP, wo am ebenfalls stufenlos verdrehbaren ESP-Antriebsrad der Nockenwelle der Förderbeginn eingestellt wird. Die Markierungen an den beiden Rädern der Nockenwelle sind übrigens nur Verzierung, da sie, wie schon gesagt, stufenlos verstellbar sind. Die Markierung an der ESP wird dann vermutlich besser übereinstimmen, da dieses Rad mit dem Halbmond verdrehgesichert montiert wird (und daher bei der Justage unangetastet bleibt).

In deinem speziellen Fall, der Motor stand nun einige Zeit (Jahre?) gibt es noch ein weiteres Problem mit Standschäden. Das Herumstehen tut weder der ESP noch den Zahnriemen gut. In der ESP können die Flügelzellenpumpe und die Regler festgammeln, dann blickt man garnicht mehr durch, was der Motor überhaupt macht. Insbesondere, wenn die Verschlauchung undicht war und feuchte Luft eindringen konnte. Wenn der Motor jetzt wieder so recht wie schlecht startet wie vorher, kann man davon ausgehen, dass da nichts passiert ist. Wenn es aber zusätzliche Schwierigkeiten gibt, könnte da was passiert sein und die Inbetriebnahme mit mehreren Defekten zu eine Herausforderung, auch für Spezialisten, werden lassen.
Beim Zahnriemen ist das Alter zu checken und der Zustand zu begutachten: Ist er älter als 7 Jahre, wechseln. Sieht man Anrisse im Gummi, wechseln.

Ob bei deinem Motor Ventile einzustellen sind, hängt vom Fertigungszeitpunkt ab. Ab ca. Mitte 1987 wurden Hydrostößel verbaut. Du hast noch die Ventilhaube mit dem kurzen Einfüllstutzen, da könnten auch noch Einstellscheiben drin sein. Sieht aus, wie ein früherer DV-Motor. Falls es niemand verbastelt hat, also wirst du es prüfen müssen ;-). Ist aber kein Mehraufwand, denn die Ventilhaube muss zum Einstellen der Steuerzeiten eh´ runter.

Du schreibst, du habest schon Beiträge im Forum durchgesehen. Mit Bildern ist das normalerweise im WIKI erklärt. Hast du das auch schon entdeckt?
ZB.:
Daten Motoren:
daten_motoren
Finden des OT1:
ot_finden
Wechsel Zahnriemen (und Einstellung Steuerzeiten und Förderbeginn):
zahnriemenwechsel_diesel
Der MKB (Motorkennbuchstabe) befindet sich auf einer am Motorblock angegossenen Platte direkt unterhalb der Stößelvakuumpumpe. Das steht noch nicht im WIKI, daher mal ein Bildchen von mir:
MKB finden

Hoffe, damit sind die Fragen erst mal geklärt! Wenn nicht, frag einfach weiter.

Gruß,
Tiemo



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