10 Jahre mit LT – eine kleine Rückschau
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Geschrieben von Wolfgang / GÖ am 22. April 2015 21:48:12:
10 Jahre haben wir nun unseren VW LT 28 mit Westfalia-Ausbau „Sven Hedin“, Baujahr 1980, mit CP- Saugdiesel. Gekauft haben wir ihn als Ersatz für einen T2-Bus mit Klappdach, der auf der Autobahn von einem BMW abgeschossen worden ist - aber das ist eine andere Geschichte.
In den 10 Jahren haben wir rund 80.000 km zurückgelegt; der Tacho steht jetzt kurz vor 300.000. Das Baltikum, Schottland, Südengland, der Jakobsweg, Norditalien und Sizilien, die dalmatinischen Inseln und Dubrovnik waren einige Ziele.
Das Beste vorweg: Von Super-GAU (Defekt/Unfall mit Totalschaden) und GAU (größerer Werkstatt-Aufenthalt) sind wir in den 10 Jahren verschont geblieben.
Ansonsten mussten wir genau ein einziges Mal unterwegs eine Werkstatt wegen eines Defektes aufsuchen: Da war bei einer Urlaubsreise in Litauen ein Lager an der Kardanwelle kaputt. Das hat ein Fachbetrieb für Kardanwellen innerhalb eines Vormittags getauscht – den Betrieb zu finden hat allerdings wesentlich länger gedauert.
Der andere Werkstattbesuch erfolgte gleich nach dem Kauf – da haben wir den Zahnriemen wechseln und die Einspritzanlage zu warten lassen. Damals kannte ich mich als LT-Neuling noch nicht gut genug aus, um das selbst zu machen.
Was nicht heißt, dass es keine sonstigen Defekte gab. Aber die konnten bisher alle mit Bordmitteln ohne fremde Hilfe behoben werden.
- Haarriss in einer Einspritzleitung: Am Tag vor der Abreise bemerkt, schlecht passende Ersatzleitung durch Bosch-Dienst anfertigen lassen. Jetzt führe ich immer einen Satz Ersatzleitungen mit (die man ja noch neu und recht preiswert bekommt).
- Undichte Einspritzdüse (am Düsenhalter undicht; Diesel trat aus): Düse getauscht.
- Stromzufuhr zur Zentralelektrik korrodiert (So viel Dunkelheit so plötzlich war selten): Gereinigt, später Umbau der Vorglühanlage auf Relais am Motor, so dass über die Zentralelektrik weniger Strom fließt.
- Gummischläuche der Diesel-Rückflussleitungen undicht: Tritt immer wieder auf, rasch behoben, aber trotzdem ziemlich entnervend.
- Dieselleitung läuft leer, wenn der Wagen längere Zeit sehr schräg steht (Tank unten, Motor oben): Bisher ungelöst; Workaround: Eine kleine Gummi-Handpumpe, mit der ich den Saft wieder nach oben pumpe. Klappt inzwischen super.
Fazit: Insgesamt scheint mir das eine ziemlich gute Bilanz für 10 Jahre. Die Mechanik ist stabil und ohne Geheimnisse. Und was nicht da ist, geht auch nicht kaputt. Trotzdem sollt man auf großer Fahrt immer bereit, fähig und ausgerüstet sein für kleinere Reparaturen.Wartung- und Überholungsarbeiten, Verschleiß:
- Traggelenke erneuert
- Federn vorne erneuert
- Zusatzfedern („Bulleneier“) hinten erneuert
- Stoßdämpfer vorne und hinten erneuert.
- Schubstange an der Lenkung erneuert (Gummihülle war gerissen)
- Mehrere Start- und Bordbatterien , 2 Sätze Reifen.
- Zweiter Zahnriemenwechsel, mit Wasserpumpe, selbst gemacht.
- Vorglührelais, Glühkerzen erneuert.
- Vorglühanlage umgebaut: Neue Leitung direkt von der Batterie unter Umgehung der Zentralelektrik gelegt; Schaltung mit zwei Relais an der Stelle, wo sonst die Streifensicherung sitzt.
- Bremssättel vorn, Bremsscheiben und Beläge erneuert, ebenso die Bremsschläuche und den Teil der Bremsleitungen, der sich nicht von den Schläuchen lösen wollte.
- Windschutzscheibe erneuert wegen Steinschlagschaden.
- Lichtmaschine ersetzt wegen Defekt.
- Laufrolle der Schiebetür ersetzt, weil verschlissen.
- Innengriff der Schiebetür ersetzt, weil abgebrochen.
Was noch ansteht: Die Kopfdichtung ist undicht und muss ersetzt werden. Eines der Traggelenke hat auch schon wieder Spiel.Fazit: Der übliche Verschleiß im Laufe der Jahre, der auch bei einem neuern Fahrzeug irgendwann fällig ist. Ersatzteile sind preislich im Rahmen; alles ist reparaturfreundlich zu erreichen und ohne Geheimnisse – optimal für Schrauber.
Karosserie:
Ein eher dunkles Kapitel – alles unterhalb Hüfthöhe rostet, was das Zeug hält. Frontblech, Scheibenrahmen, Trittstufen, Bodenblech im Fahrerhaus, Seitenbleche, Schiebetür, Hecktüren, Radläufe – Rost, wohin man greift. Glücklicherweise bisher nicht an der Trägern und am Bodenblech des Aufbaus. Und da ich weder den Platz noch die Fähigkeiten für eine Totalsanierung habe arbeite ich nach der Stückwerk-Technik – jedes Rostloch bekommt ein Blechpflaster.Fazit: Ohne ein gutes Schutzgas-Schweißgerät, wahlweise gute Schweißkenntnisse oder ausreichend Selbstvertrauen und notfalls reichlich Spachtelmasse hat man am LT wenig Freude. Und es hilft, im Winter nicht zu fahren – der Wagen rostet seither deutlich weniger.
Campingausbau und Schnickschnack:
Der Westfalia-Ausbau ist haltbar und praktisch – wenn auch die Sven-Hedin-Holzoptik ein wenig bieder wirkt. Und wenn man mit Kind und/oder Hund reist, dann leidet manches:
- 3-mal Erneuerung des Bodenbelags (PVC, kein Teppich)
- 3-mal Sitzbezüge neu genäht.
- Vorhänge erneuert
Reparaturen:
- Durchlauferhitzer 3-mal gelötet, bis ich den Bogen raus hatte, wie man ihn im Winter frostfest macht.
- Druckpumpe erneuert
- Alle Wasserschläuche ausgetauscht gegen stabiles Material aus dem Sanitärbereich.
- Elektrik der Gasheizung instand setzen lassen.
- Dachluken ersetzt; mittlere Lucke durch ein größeres Dachfenster ersetzt.
- Tauchpumpe für Zusatz-Wassertank ersetzt.
Nach der Pflicht kommt die Kür: Die Westfalia-Einrichtung biete alles, was man zum Wohnen braucht. Und trotzdem kann man sich hier mal so richtig austoben:
- Große Markise angebaut
- Gaskühlschrank durch Kompressor-Kühlschrank ersetzt (endlich kalte Getränke!)
- Solarpanel auf dem Dach montiert (da der Kühlschrank viel Strom braucht).
- Ladebooster für Bordbatterie eingebaut (da ein Solarpanel nicht ausreicht).
- Außendusche installiert (damit innen nicht immer alles nass wird).
- Kassettenklo mit Absauglüftung eingebaut (fast noch besser wie der Kühlschrank).
- Einbau-Netzteil ersetzt
- Licht auf LED umgerüstet, Lichtleisten in die Fenster gesetzt.
- Radio ersetzt.
- Rückfahrkamera eingebaut.
- Dashcam eingebaut (ich kann die letzten Reisen komplett in Echtzeit ansehen).
- Paulchen-Fahrradträger (Restbestand vom T2) an die Hecktür gebaut.
- Halter für Reservekanister am Dachgepäckträger ergänzt.
- Schiebetür mit Lamellenfenster (Tropenfenster, noch ein Überrest vom T2) versehen.
- Nebelscheinwerfer ersetzt wg. Bruch
- Fliegengitter in die Tür gebaut.
Fazit: Mit einem Oldtimer zu reisen ist eine zwiespältige Angelegenheit: Die Technik ist einfach und reparaturfreundlich, aber wenn wirklich mal was Größeres kaputt geht, dann steht man dumm da: Ersatzteil gibt es eben nicht mehr an jeder Ecke. Man reist ruhiger, wenn man ausreichend Werkzeug und Ersatzteile dabei hat.Und wenn man sich darauf verlassen kann, jederzeit hier im Forum und im Wiki Rat und Unterstützung zu finden. Dafür herzlichen Dank.
Wolfgang
- Re: 10 Jahre mit LT – eine kleine Rückschau Holger aus Oldesloe 26.04.2015 21:12 (0)
- Re: 10 Jahre mit LT – eine kleine Rückschau CamperBen aus Uhingen 23.04.2015 00:27 (0)
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