Re: Schleifkohle Gebläsemotor defekt - jetzt alles neu
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Geschrieben von Chris am 18. Oktober 2015 10:12:50:
Als Antwort auf: Re: Schleifkohle Gebläsemotor defekt - jetzt alles neu geschrieben von Tiemo am 16. Oktober 2015 22:07:31:
Servus Tiemo,
Ich sehe das teilweise anders: Auch ein brandneuer Motor ist nur eine "lebensverlängernde Maßnahme", denn nach einigen Jahren intensiver Nutzung ist auch er alt. Ich stimme mit dir überein, dass es sinnvoll ist, Neuteile einzusetzen, solange diese noch verfügbar sind. Das Altteil würde ich aber herrichten und auf Halde legen. Dann ist es auch nicht so ärgerlich, wenn sich das Neuteil im Nachhinein als "Chinaniete" entpuppt, die am Tage nach Gewährleistungsende wieder zu Staub zerfällt. Den Motor in meinem LT habe ich vor 6 Jahren entrostet, die Lager geölt und das ganze unter Wachskonservierung wieder zusammengesetzt, weil der Lüfter im Lager zu jaulen begann. Das hat bis jetzt gut gehalten, wobei der LT (und auch der Lüfter) beinahe im täglichen Einsatz sind. Lediglich bei ultratiefen Temperaturen nach Winternächten jault er beim Einschalten kurz auf, um dann normal weiter zu laufen. Sagen wir es mal so: Die Motoren haben mit ca. 20-30 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und fallen aus. Natürlich kann man sie wieder ein bisschen herrichten. Aber abgeschliffene Kohlen, einen abgeschliffenen Kollektor, eine ankorrodierte Welle, verschlissene Lagerbuchsen kann man durch etwas zurechtfeilen und ein paar Tropfen Öl für die nächsten Jahre wieder fit machen, aber wie lange das hält, kann keiner sagen. Sicherlich wird es nicht wie neu.
Du hast natürlich recht, ein Tauschmotor kann in der Qualität deutlich unter dem Original liegen. Dazu müsste man ihn sich tatsächlich mal genauer ansehen, ich behaupte mal, daß ein geschulter Blick auf das Teil schon etwa sagen kann, in welche Richtung die Qualität geht.
Die Wälzlagerung ist leider nicht verschleißfrei, sondern nur wartungsfrei, wobei das bedeutet, dass die verkapselten Lager sich nicht warten (von Abrieb reinigen, nachfetten) lassen und so eine "Gebrauchsdauer" erreichen, die oft weit unter der erreichbaren Lebensdauer des Lagers liegt. Eigentlich sind Gleitlager schon das Richtige für Dauerläufer, sie habe vor allem beim Anfahren Verschleiß. Aber auch hier spielt natürlich die verschmutzungsgeregelte Gebrauchsdauer die dominierende Rolle, egal welcher Lagertyp. Die Frage ist, was länger hält: Ein nicht gewartetes gekapseltes Wälzlager, oder ein nicht gewartetes Gleitlager.
Zu den Widerständen muss ich sagen, dass deren Probleme, nämlich Elektrokorrosion an Stellen, wo Konstantan mit Messing und Eisennieten im Feuchtbereich vernietet sind, hausgemacht sind und vermeidbar wären, damit würden die Widerstände "ewig" halten. Bei den Elkos im Umrichter bürstenloser Motoren ist da schon wieder eine kritische Gebrauchsdauer zu beachten. Diese Vorwiderstände im LT sind ja wirklich billigst gemacht. Da gibt es selbst im VW-Konzern bessere Varianten, auch zur damligen Zeit schon. In meinem Audi Bj. 84 ist der Widerstandsdraht auf Keramikrollen gewickelt, das ganze ist außen Vergossen, und nur die Konaktzungen schauen raus. Ich hab manchmal ein bisschen den Verdacht, daß sich die LT-Konstrukteure dadurch haben täuschen lassen, daß der Lüftermotor samt Widerständen quasi im Innenraum sitzt. Bedingt durch die Bauart und Anströmung bekommt der aber im LT wesentlich mehr Dreck und Feuchtigkeit ab, als beim Pkw im Wasserkasten.
Elkos sind an sich kein Problem, wenn man sie für den Einsatzzweck passend auswählt. Elektrische Komponenten in unseren Lkws müssen fünf bis zehn mal so lange halten wie in einem Pkw, und das tun sie auch. Technisch ist das möglich, der Lieferant muss nur die Teile in entsprechender Qualität einkaufen. Also sollte man bei so einem Umbau zumindest darauf achten, Teile aus dem Automotive-Bereich zu wählen.
Und der Vorteil vom BLDC: Er braucht keine Vorwiderstände als Leistungswiderstand. Er braucht nur einen einstellbaren Vorwiderstand für die Steuerspannung, also im Milliamperebereich, dazu reicht ein im Innenraum verbautes Poti, was auch nicht gekühlt werden muss.
So ein Motor wäre in der Tat interessant! Man müsste ihn noch 3...4 Nümmerchen größer wählen, denn der gezeigte Motor hat nur 15W, im Gegensatz zum Originalmotor im LT mit seinen ja auch nicht gerade überdimensionierten 85W. Den Unterschied macht das beste Lüfterad nicht wieder wett, und wenn man schon entwickelt, dürfte es ja auch gerne etwas mehr Luftstrom sein, am besten bei weniger Lärm. Da geb ich dir recht, 15W ist zu schlapp. Wo hast du aber die 85W her? Ich habe vom originalen Bosch-Motor eine Leistung von 34W im Kopf. Kann mich natürlich auch täuschen, ist schon länger her, daß ich mich intensiv damit beschäftigt habe. Hab aber noch irgendwo das Datenblatt rumfliegen.
Ich habe auch schon überlegt, einen bürstenlosen Motor mit Kugellagern (angeblich leicht auswechselbar) aus dem Modellbaubereich zu nehmen, gleich mit passender Luftschraube und Drehzahlsteller. Aber die Modellbausachen sind leider häufig auch nur für eine sehr überschaubare Einsatzdauer (oft wenige Betriebsstunden) konzipiert und funktionieren auch selten mit 12...14V. Es muss schon was sein aus dem Automotive-Bereich, alles andere erfüllt die Lebensdaueranforderungen nicht oder ist nicht ausreichend vor Schmutz und Korrosion geschützt. Ich habe bei Delta auch nur auf der Homepage die Standardmodelle angeschaut, so als Beispiel. Fakt ist aber, daß Delta ein großer Motorenzulieferer ist für die großen Automotive-Klimaanlagenhersteller, d.h. daß man solche Motoren heute in vielen Pkw findet. Nur muss man dazu halt wieder wissen, wer wo was verbaut. Und diese herstellerspezifischen Motoren sind halt nicht offiziell im Katalog gelistet.
Gruß Chris
- Re: Schleifkohle Gebläsemotor defekt - jetzt alles neu Tiemo 18.10.2015 14:01 (0)
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