Re: HILFE ZAHNRIEMENRISS !


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Geschrieben von Tiemo am 05. April 2015 23:08:50:

Als Antwort auf: Re: HILFE ZAHNRIEMENRISS ! geschrieben von Uwe FDS am 05. April 2015 17:17:07:

Hallo Uwe!

die Geschichte mit dem Verzug der Pleuel und den Verschlissenen Kolben wird zwar gerne erzählt, aber ich habe da meine Zweifel. Im Betrieb lasten tonnen auf dem Kolben. Das Pleuel steht nur im OT senkrecht, danach steht es schräg. Das verursacht hohe Kräfte auf den Kolben. Kräfte in der Größenordnung einiger hundert kg. Und das verträgt der Kolben über hundert tausende Kilometer. Welche Kräfte kann denn ein verzogenes Pleuel bewirken? Damit der Kolben dann so schnell verschleißt, müssen die Kräfte erheblich höher sein. Wo sollen diese Kräfte her kommen?

Der Kolben kann natürlich mit seinen großen Anlageflächen unglaubliche Kräfte aufnehmen und übertragen.
Wenn aber ein Pleuel verbogen ist, dann liegt der Kolben nicht flächig an der Zylinderwandung, sondern wird vom Pleuel verkantet geführt. Dann kratzt er oben und unten mit der Kante an der Zylinderwandung entlang und es kann sich kein Schmierfilm aufbauen, dadurch gibt es großen Verschleiß mit Fressspuren.

Übrigens, dass ein Pleuel bei der Umdrehung unter Belastung schräg steht, bringt keine Biegung hinein, denn es ist an beiden Enden in einer Ebene drehbar gelagert und überträgt nur Zug- und Druckkräfte. Diese sind natürlich in der schrägen Phase aufgrund der Trigonometrie und Projektion größer als wenn das Pleuel total in Richtung der Kolbenkraft steht.
Das Pleuel in Martins Foto hat sich durch Stauchung und eulersche Knickung verformt. Durch Biegung kann sich im LT ein Pleuel nur verformen, wenn es außermittig vom Ventil getroffen wird, dadurch würde sich das Pleuel seitwärts biegen, so dass seine Augen nicht mehr in einer Ebene liegen. Nur durch eine solche Biegung oder eine Knickung, die zufällig in dieser Ebene stattfindet, kann dann auch der Kolben schief geführt werden. Die Knickung in Martins Foto macht da nichts, weil sie durch das Gelenk am Kolbenbolzen ausgeglichen werden kann, in dem Fall steht der Kolben gerade, und nur im OT etwas tiefer.

Und wie will man das später feststellen? Da kommt einer in die Werkstatt und hat einen totl verschlissenen Zylinder. Da kommt dann ein AT-Motor rein. In der WErkstatt geht keiner hin, und zerlegt den Motor und vermißt alles und scht nach Urschen. Der Instandsetzter, der den alten Motor bekommt, wird ihn zerlegen und die Teile prüfen. Aber der kennt die Vorgeschichte nicht. Ich glaube nicht, das irgend jemand jemals da einen Zusammenhang untersucht oder gar festgestelt hat.

Beim Untersuchen der Einzelteile wird ein krummes Pleuel auffallen. Der Motor ist dann allerdings womöglich schon so zerlegt und auf diverse Teilekisten aufgeteilt, dass eine Zuordnung zu einem Kolben oder Block nicht mehr möglich ist. Aber diese werden sehr wohl genau vermessen und dabei fällt es auf, wenn die Zylinderlaufbahn oval ausgeschliffen ist oder ein Kolben Fressspuren hat. Es muss ja zB. das nötige Maß (Stufe) zum Aufbohren festgestellt werden. Ich glaube, soviel darf man den Instandsetzern, auch den billigen, zutrauen, zumindest, wenn hier nicht gepfuscht wird.
Zusammenhänge werden schon untersucht, in kleinen Betrieben. Ich kenne welche, das sind Betriebe, in denen der Chef selbst schraubt mit 2...3 Helfern. Dort wird der Motor auch nicht in verschiedene Schrottkisten aufgeteilt, aus denen bei Bedarf ein neuer Motor zusammengesteckt wird, sondern gezielt repariert und jedes noch brauchbare Teil kommt entweder an seine alte Stelle oder an eine sinnvoll ausgewählte, neue. Allerdings kostet dort eine Überholung dann auch 3...4 Tausend EUs.

Das sind für mich Geschichten wie die vom Boxermotor, der ständig kaputt sein wird, weil die Unterseite der Kolben durch deren Eigengewicht ja belastet wird.

Ja, sicher - es gibt da so einige Sachen, die immer so behauptet werden und die man, mangels Möglichkeit der Überprüfung, dann "vorsichtshalber" übernimmt, um keine unnötigen Fehler zu machen. Das ist nicht immer so offensichtlich falsch wie die Geschichten vom Boxermotor. Und es ist ein Problem von Lehrberufen, bei denen Information ohne Hintergrund und damit Möglichkeit der Hinterfragung auf Plausibilität in der Praxis vermittelt wird, um Leute schnellstmöglich in die Arbeit integrieren zu können. Daraus kann auch keine Innovation kommen, außer durch die unbequemen Selbstdenker, die dauernd den Meister infrage stellen und dann die schlechten Noten bekommen dafür...

Gruß,
Tiemo



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