Re: LiFePo4 Akku für den Kühli


WWW.LT-FORUM.DE - Der Treff für LT-Fahrer und Wohnmobilisten


Geschrieben von Chris am 28. Oktober 2012 14:33:15:

Als Antwort auf: LiFePo4 Akku für den Kühli geschrieben von Uwe FDS am 28. Oktober 2012 13:41:47:

Hi Uwe,

wenn man Lithium-Zellen dauerhaft nutzen will, gerhört schon deutlich mehr dazu als nur Zusammenstöpseln und mit 08/15-Ladegerät oder am Bordnetz zu laden. Ich habe ja eine Zeit lang die Entwicklung der Elektro- und Hybridfahrzeugbatterien bei VW Braunschweig miterlebt, da wird schon ein großer Aufwand getrieben mit Zellcontrollern und Lade-/Entladestrategien. Die Zellen im Netz sollen alle möglichst im gleichen Ladezustand gehalten werden, die Temperierung muss stimmen, die Stromzufuhr und -entnahme ist abhängig vom Ladezustand und der Zelltemperatur. Nichtbeachtung führt zu radikaler Reduzierung der Lebensdauer. Unter- und Überspannung sowie Übertemperatur sind tödlich für die Zellen. Die Eisenphosphatzellen sind von allen Li-Ion-Typen noch am wenigsten empfindlich, aber generell kann zu schnelle Tiefenentladung und Überladung zur Selbstenzündung der Zellen führen, von den austretenden Chemikalien mal ganz zu schweigen. Wenn du die Zellen auf 1,5V pro Stück tiefentladen hast, gehe ich davon aus, daß sie ihre Zeit schon hinter sich haben. Eine Wiederaufladung nach Tiefentladung ist zwar generell möglich, aber sehr riskant. Bei Tiefentladung können sich zwischen den Membranen Dendriten bilden, also Kristalle aus leitfähigem Material, die früher oder später einen internen Kurzschluss und damit die nicht aufhaltbare exotherme Abreaktion der Zelle herbeiführen.
Ich halte die Technologie schon für reizvoll, wegen der besseren Energiedichte, aber der Aufwand ringsrum ist mir zu groß. Außerdem hab ich keinen Bock auf austretendes HF-Gas bzw. Flusssäure im Auto, bloss weil beim Laden/Entladen was schief gelaufen ist oder eine billige Zelle aufgrund von unreinem Material / unsauberem Fertigungsprozess plötzlich einen internen Kurzschluss bekommt und abreagiert. Es gibt auch große Unterschiede bei den Zellen selber, die die Sicherheitsfeatures betreffen. So gibt es z.B. je nach Modell geprüfte Überdruckventile mit Abströmöffnung, interne Überstromsicherungen etc., aber nicht alles funktioniert immer so wie vorgesehen. Es gibt nur wenige Labors in Deutschland, die überhaupt Versuche mit solchen Zellen anbieten wegen der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen, und bei den Versuchen gab es oft feurige Überraschungen, die uns von bestimmten Zellmodellen haben Abstand nehmen lassen. Das Zeug gilt nicht umsonst als Gefahrgut und darf in elektronischen Kleingeräten nur wegen der geringen Mengen per Ausnahmegenehmigung benutzt und betrieben werden. Oder in einem vom Hersteller freigegebenen Fertigsystem.
Wenn überhaupt würde ich auf fertige Systeme gehen, die im Motorsport ja teilweise schon im Einsatz sind. Also fertige Batteriemodule mit entsprechender Steuerung und Temperatursensorik sowie abgestimmte Ladetechnik.

Gruß Chris



Antworten:


WWW.LT-FORUM.DE - Der Treff für LT-Fahrer und Wohnmobilisten